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Erwin Fuchs: "Markus Kraetschmer hat den Impuls zu Schöttel gegeben"

Im Interview mit 90minuten.at spricht Bundesliga-Vizepräsident Erwin Fuchs über die Gründe, warum Peter Schöttel zum neuen ÖFB-Sportdirektor gewählt wurde, warum die Liga für ihn abgestimmt hat und warum es Ruttensteiner bei der Wahl schwer gehabt hat.

Das Gespräch führte Michael Fiala

 

90minuten.at: Das ÖFB-Präsidium hat sich mit 8:5 am Samstag für Peter Schöttel ausgesprochen. Die Liga hat geschlossen für ihn gestimmt. Was hat für Schöttel gesprochen?

Erwin Fuchs: Am Samstag waren nur noch die beiden Kandidaten im Rennen, ich war im Auswahlprozess vorher nicht eingebunden. Es hat mich allerdings gewundert, dass nur zwei zur Auswahl gestanden sind. Offenbar ist es nicht so einfach, geeignete Herrschaften zu finden, die ins  Schema passen.

 

90minuten.at: Und warum haben Sie sich schlussendlich für Schöttel entschieden?

Es war eine 50/50-Entscheidung. Nach dem die Mehrheit in Richtung Schöttel gegangen ist, war meine Stimme nicht mehr so wichtig.

 

90minuten.at: War das so klar zu erkennen?

Es war klar erkennbar.

 

90minuten.at: Sie meinten, dass die Mehrheit in  Richtung Schöttel gegangen ist. Aber durch die uneinheitliche Meinung der Landespräsidenten hat die einheitliche Linie der Bundesliga eigentlich erst den Ausschlag gegeben?

Genau, das muss man so sagen. Wenn die drei Stimmen auf die andere Seite gegangen wären, wäre die Wahl für Ruttensteiner ausgegangen.

 

90minuten.at: Wusste die Liga schon vor der entscheidenden Sitzung, wem sie ihre drei  Stimmen geben wird?

Nein, das war offen.

 

"Ja, Markus Kraetschmer hat den Impuls dazu gegeben. Ich hatte nur diese zehn Minuten, wo sich beide Herren präsentiert haben." - Erwin Fuchs

90minuten.at: Warum hat sich die Liga dann so entschieden?

Unser Vertreter in der Task-Force war Markus Kraetschmer, der hatte sich intensiv damit beschäftigt.

 

90minuten.at: Dh. Markus Kraetschmer hat den Impuls gegeben, dass die Liga für Schöttel ist?

Ja, Markus Kraetschmer hat den Impuls dazu gegeben. Ich hatte nur diese zehn Minuten, wo sich beide Herren präsentiert haben. Da ist es für Ruttensteiner natürlich leichter gewesen, sich zu präsentieren. Schöttel ist das erste Mal vor uns gestanden, das muss man auch einbeziehen.

 

90minuten.at: Zehn Minuten? Ist das nicht ein bisschen wenig für so eine wichtige Entscheidung?

Vielleicht waren es auch 15 bis 20 Minuten. Nachdem die Kandidaten bereits die Task-Force durchlaufen haben, reicht die Zeit aus – ich finde das in Ordnung.

 

90minuten.at: Ich möchte aber noch einmal nachfragen: Welche Argumente haben für Schöttel gesprochen?

Ich muss sagen, wenn die Ligamehrheit zu Ruttensteiner tendiert hätte, hätte ich das auch so gesehen. Ich will den beiden kein Zeugnis ausstellen. Für mich waren beide wählbar. Ruttensteiners Analyse war schon sehr professionell, vielleicht ein halbes Jahr zu spät.

 

90minuten.at: Und die Präsentation von Schöttel?

Schöttel hat das nicht in dieser Form gemacht, sondern eher nach klassischer Art und Weise.

 

90minuten.at: Aber was hat jetzt für Schöttel gesprochen?

In Summe gibt es mit beiden Geschäftsführern im ÖFB (Anm. der Redaktion: Thomas Hollerer und Bernhard Neuhold) einen Neubeginn. Die sollen das jetzt aufsetzen. Ruttensteiner hat bereits in den letzten Sitzungen immer die volle Verantwortung auf sich genommen. Das hat er in der letzten Sitzung auch Kund getan. Insofern hat er den Misserfolg auch mit zu verantworten. Man kann nicht immer alles Schönreden. Es hat nicht funktioniert, die Euro war nicht positiv, auch die Quali für die WM war nicht gut. Mir wäre alles Recht gewesen, man hätte auch mit dem alten Teamchef in die neue Zukunft gehen können.

 

90minuten.at: Und warum denken Sie, dass es nicht dazu gekommen ist, dass mit Koller weitergemacht wurde?

Ich habe in den letzten Monaten keine Signale vom Teamchef und Sportdirektor vernommen, dass das gewünscht wird. Ich habe nicht vernommen, dass Koller weiterarbeiten will. Aber mittlerweile reden im Fußball die Leute auch nicht mehr direkt miteinander, das geht nur noch über Manager. Vielleicht habe ich das einfach auch nicht mitbekommen.

 

90minuten.at: Hat Peter Schöttel der Bundesliga irgendwelche Zugeständnisse gemacht?

Nein.

 

90minuten.at: Jetzt wissen wir zwar noch immer nicht wirklich, was für Schöttel gesprochen hat. Fragen wir anders: Warum denken Sie, hat es Ruttensteiner nicht mehr geschafft?

In Summe dürfte Ruttensteiner im Allgemeinen in den vergangenen Jahren sich nicht das entsprechende Umfeld geschaffen haben, so dass jeder mit seiner Arbeit zufrieden ist.

Danke für das Interview!

 

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