
Schiedsrichter-Kritik: So reagiert Bundesliga-Chef Ebenbauer
Der Vorstandsvorsitzende der ADMIRAL Bundesliga spricht im Interview mit 90minuten unter anderem über den Zuschauer-Boom, die wirtschaftlichen Folgen, die bevorstehenden TV-Ausschreibungen und die ständige Diskussion um Österreichs Schiedsrichter.
Die 51. Bundesliga-Saison der Geschichte steuert auf ein spektakuläres Finale zu!
Zwei Runden vor Schluss kämpfen Sturm Graz und der Wolfsberger AC um den Titel – gleichzeitig tobt im Tabellenkeller ein beinharter Überlebenskampf zwischen dem GAK, Altach und Austria Klagenfurt. Spannung pur – auf allen Ebenen.
Im Rahmen des großen Sportgipfels von "sportsbusiness.at" in der Luftburg Kolarik im Wiener Prater (Hier nachlesen >>>) hat sich 90minuten mit Christian Ebenbauer, dem Vorstandsvorsitzenden der ADMIRAL Bundesliga, über die Lage der Liga unterhalten.
Im Interview spricht Ebenbauer über den Zuschauer-Boom, die wirtschaftlichen Folgen der spannenden Saison, neue Digitalisierungsprojekte mit KI, die bevorstehenden TV-Ausschreibungen – und die Debatte rund um Österreichs Schiedsrichter.
90minuten: Wie stark profitiert die Bundesliga wirtschaftlich von der aktuell hohen Spannung im Titel- und Abstiegskampf – etwa bei Zuschauerzahlen, Sponsoren oder TV-Reichweite?
Christian Ebenbauer: Wir sind, was die Zuschauerzahlen betrifft, auf einem sehr guten Weg. Wir haben uns während der COVID-Pandemie das Ziel gesetzt, dass jeder Klub innerhalb einer Saison das Vor-Corona-Niveau erreichen soll und anschließend jährlich weiter wachsen soll. Das haben wir geschafft und in dieser Saison werden wir – das lässt sich bereits jetzt sagen – den dritthöchsten Zuschauerschnitt der Bundesliga-Geschichte aufstellen.
Beim Sponsoring und den Medienrechten ist es ein Kreislauf. Gibt es mehr Zuschauer, dann interessiert es mehr Menschen vor den Endgeräten und dann haben wir auch mehr Sponsoren, Partner und Medien, die Interesse an unserer Liga haben. Die steigenden Zuschauerzahlen sind aber gerade in wirtschaftlich schweren Zeiten ein guter Argumentationspunkt, um eben Partner und Sponsoren für uns zu gewinnen und natürlich auch in der derzeit stattfindenden Ausschreibung der Medienrechte.
Aus meiner Sicht ist die Infrastruktur der Schlüssel zum Erfolg. Umso mehr wir hier verbessern, umso erfolgreicher werden die Klubs und die Bundesliga sein.
90minuten: Welche konkreten Maßnahmen plant die Liga in der kommenden Saison – insbesondere im Bereich Digitalisierung oder Fanbindung?
Ebenbauer: Wir setzen jetzt das erste Mal auch Schritte im Bereich der KI. Konkret in der Betreuung unserer Social-Media-Kanäle. Zudem arbeiten wir derzeit an einem großen Projekt, bei dem wir in Zusammenarbeit mit den Klubs Fan-Daten auswerten wollen. Da haben sich aus jeder Liga mehrere Klubs unter der Führung der Liga zusammengeschlossen. Wir wollen dadurch die Digitalisierung vorantreiben und die Fans bestmöglich abholen. Egal. ob es da jetzt um das Ticketing geht oder um andere Kampagnen. Wir wollen es unseren Fans erleichtern, das ist der Sinn des Projekts. Das ist unser Auftrag für die kommende Saison.
90minuten: Wie sieht es infrastrukturell aus?
Ebenbauer: In Lustenau wird das neue Stadion fertig, auch in Hartberg wird bald umgebaut. Aus meiner Sicht ist die Infrastruktur der Schlüssel zum Erfolg. Umso mehr wir hier verbessern, umso erfolgreicher werden die Klubs und die Bundesliga sein.
90minuten: Die Trennung der Liga und die Punkteteilung polarisieren. Ist dieses Format aus Ihrer Sicht weiter das richtige – oder braucht es Anpassungen?
Ebenbauer: Aus meiner Sicht hat sich das Ligaformat sehr bewährt. Man sieht das eben auch an den Zuschauerzahlen und der gewonnenen Spannung innerhalb der Liga.
90minuten: Sind dahingehend irgendwelche Veränderungen geplant?
Ebenbauer: Das Ligaformat selbst, sprich die Zwölferliga und die Teilung der Liga, wird mit Sicherheit auch über 2026 hinaus bleiben. Was noch nicht sicher ist, ob ab der Saison 2026/27 auch die Punkteteilung bestehen bleiben wird oder nicht. Da gehe ich davon aus, dass wir das mit der Vergabe der medialen Rechte spätestens bis Weihnachten wissen.
Der Spannungscharakter in der Liga ist aktuell sehr hoch. Das ist ja auch der Sinn des Sports, dass man eben nicht weiß, wie ein Spiel ausgeht.
90minuten: Die erhöhte Spannung hat auch viel mit der Krise von Red Bull Salzburg zu tun. Das hat auf der anderen Seite wiederum Nachteile hinsichtlich der UEFA-Punkte in der Fünfjahreswertung. Ist die Liga dadurch attraktiver geworden oder nicht?
Ebenbauer: Der Spannungscharakter in der Liga ist aktuell sehr hoch. Das ist ja auch der Sinn des Sports, dass man eben nicht weiß, wie ein Spiel ausgeht. Deswegen ist es für die heimische Liga enorm wichtig, dass es bis zum Schluss spannend bleibt und man bis zur letzten Runde nicht weiß, wer Meister wird, wer die UEFA-Plätze bekommt oder wer absteigt.
90minuten: Welche Auswirkungen hat das auf das internationale Standing?
Ebenbauer: Es steht außer Frage, dass über die nationale Liga hinaus natürlich auch der internationale Wettbewerb und vor allem der internationale Erfolg von den österreichischen Klubs, vor allem finanziell enorm wichtig ist. Hier haben wir aber heuer nach zuletzt zwei eher schwachen Jahren wieder den Turnaround geschafft. Es müssen alle Klubs füreinander einstehen und gemeinsam international Punkte für Österreich machen. Egal ob Red Bull Salzburg, Sturm Graz oder jetzt dann auch der WAC und wer noch die weiteren Teilnehmer sein werden.

90minuten: Die Schiedsrichter haben sich jüngst mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit gewandt – auch mit Kritik an der Liga. Wie bewerten Sie diesen doch eher ungewöhnlichen Schritt?
Ebenbauer: Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man immer zuerst intern sprechen sollte, bevor man nach außen geht. Nichtsdestotrotz sind wir ja ständig im Austausch mit den Schiedsrichtern. Mit "wir" meine ich auch den von den Schiedsrichtern angesprochenen Senat 1 oder natürlich auch direkt mit den Klubs.
90minuten: Was können sie als Bundesliga machen, damit die Schiedsrichter nicht jede Woche Dauerthema sind?
Ebenbauer: Wie überall ist auch hier der Dialog ganz wichtig. In jeder Form. Den führen wir auch und wir sind auch schon an den Terminvereinbarungen, damit wir uns nach Meisterschaftsende wieder zusammensetzen und über die einzelnen Themen sprechen. Man muss festhalten, dass alles, was über die normale emotionale Kritik im Stadion hinausgegangen ist, klar zu verurteilen ist. Das darf nicht sein und da muss man die Schiedsrichter schützen, denn sie sind ein wesentlicher Bestandteil des Spiels. Wir müssen in diesem Zusammenhang das Standing der Schiedsrichter verbessern, nicht zuletzt, um mehr junge Menschen dafür zu begeistern, Schiedsrichter zu werden. Wenn sich mehr Leute für diesen Job interessieren, wird man schlussendlich auch mehr Qualität in der Spitze haben.
90minuten: Um was geht es da konkret?
Ebenbauer: Für mich ist es ganz wesentlich, dass wir versuchen, die Schiedsrichter insofern in der Außenwirkung oder im Außenbild zu stärken, dass auch mehr Leute die Wichtigkeit und Wesentlichkeit dieser Tätigkeit bzw. dieses Berufs vor Augen haben. Dass natürlich auch Fehler passieren, und das haben die Schiedsrichter ja auch zugegeben, ist normal. Die macht niemand absichtlich. In einer entscheidenden Phase der Meisterschaft stehen die Entscheidungen halt natürlich besonders im Fokus.
Also das Wichtigste ist, dass der Schiedsrichter nicht im Mittelpunkt stehen, sondern das Spiel leiten soll. Es geht in weiterer Folge darum, den Dialog zwischen Spielern, Schiedsrichtern und Klubs zu fördern – nicht nur auf dem Feld, sondern auch außerhalb.
90minuten: Die Schiedsrichter stehen mittlerweile fast wöchentlich im Mittelpunkt, das Standing ist schlecht. Es ist ja kein österreichisches Phänomen, sondern auch international immer wieder Thema. Was kann da generell unternommen werden? Oder gehören solche Diskussionen zum Fußball dazu?
Ebenbauer: Also das Wichtigste ist, dass der Schiedsrichter nicht im Mittelpunkt stehen, sondern das Spiel leiten soll. Es geht in weiterer Folge darum, den Dialog zwischen Spielern, Schiedsrichtern und Klubs zu fördern – nicht nur auf dem Feld, sondern auch außerhalb. Hierbei spielt der gegenseitige Respekt eine große Rolle und das kann nur über den Dialog passieren. Jeder kennt die Notwendigkeit des anderen. Da haben wir Pläne und haben auch schon Maßnahmen gesetzt. Wir sind im ständigen Austausch und reden auch viel mit anderen Ländern. Dieses Thema gibt es ja nicht nur in Österreich. Der Schiedsrichter und sein Team steht aber quasi immer alleine auf dem Rasen und deshalb ist es einfach wichtig, dass der respektvolle Umgang miteinander im Vordergrund steht.
90minuten: Zum Schluss: Wie ist der Stand bei der Ausschreibung der Bundesliga-Rechte – und sind auch strategische Neuerungen bei der Vergabe geplant?
Ebenbauer: Derzeit sind die Aussschreibungen für die höchsten beiden Spielklassen auf dem Markt. Die Rückmeldefrist endet demnächst, dann beginnen die Verhandlungen. Unser Ziel ist aber ganz klar, eine Wertmaximierung für die Klubs rauszuholen. Hier geht es aber nicht nur um den monetären Aspekt, sondern auch darum, was das Beste für den Kunden, also den Fan an sich, ist. Und ich hoffe, dass wir dann schnell eine Entscheidung treffen, im besten Fall noch vor dem Sommer, es kann aber auch erst im Herbst passieren.
90minuten: Ist es möglich, dass es wie in Deutschland mit Sky und DAZN zwei verschiedene Player gibt, die sich die Rechte aufteilen werden?
Ebenbauer: Nach derzeitigem Stand wird das nicht so sein.
90minuten: Vielen Dank für das Gespräch!