Seit einem Jahr ist Markus Eitl Trainer der LASK-Frauen.
In einer schwierigen Situation gekommen, hat er die "Athletikerinnen" stabilisiert und den Klassenerhalt geschafft. Nach dem Herbst sieht es nach einem gesicherten Mittelfeldplatz aus, damit sollten die Linzerinnen diesmal in der ADMIRAL Frauen-Bundesliga nichts mit dem Abstieg zu tun haben.
Im Interview bilanziert der Trainer über die ersten zwölf Monate an seiner Wirkungsstätte:
Frage: Du bist jetzt seit gut einem Jahr Trainer beim LASK. Wie blickst du zurück?
Markus Eitl: Insgesamt positiv. Das Frühjahr war aufgrund der Tabellensituation eine sperrige Geschichte – wir waren mit Abstand Letzter. Dass wir den Klassenerhalt geschafft haben, hat uns alle erleichtert. Die Herbstsaison hatte einige Aufs und Abs zu bieten, war aber auch durchwegs zufriedenstellend. Unterm Strich fühle ich mich sehr wohl beim LASK.
Frage: Mit Blick auf die Herbstsaison – wie fällt hier dein Fazit aus?
Eitl: Wir sind gleich gegen drei sehr starke Gegnerinnen in die Saison gestartet. Wie wir dann die ersten Niederlagen verkraftet haben, hat mich sehr stolz gemacht. Wir sind eine sehr junge Mannschaft und wie wir unter Druck darauf reagiert haben, war sehr gut hinsichtlich der Ergebnisse und unserer Spielanlage. Im Cup sind wir noch dabei und in der Meisterschaft im stabilen Mittelfeld. Hinten raus sind wir leider ein wenig in die Knie gegangen – das sorgt für einen etwas fahlen Beigeschmack.
Frage: Wie bist du mit deinen TrainerkollegInnen und der Mannschaft zusammengewachsen?
Eitl: Die ganze Zusammenarbeit im Staff hat sich hervorragend entwickelt. Ich bin in einer schwierigen Situation hinzugekommen und wir hatten die ersten Hindernisse schnell überwunden. Mittlerweile haben wir ein sehr inniges und harmonisches Verhältnis im Team. Auch die Mannschaft hat sich sehr gut entwickelt. Es schwingen neben der Professionalität auch viel gute Laune und Freude mit.
Frage: Du hast mit Sophia Schwendtner und Amir Topalovic zwei Co-Trainer an der Seite. Wer hat welche Aufgaben inne?
Eitl: Sophia und Amir üben am Platz gemeinsam die Co-Trainer-Aufgaben aus. Die Tätigkeiten werden bei uns im Team aufgeteilt. Abseits vom Platz kümmert sich Sophia penibel um die Datenauswertung von Strykerlabs. Dazu zählen regelmäßige Abfragen zur Physis am Morgen und nach dem Training. Amir ist der Herr der Athletik und verantwortlich für die Standardsituationen. Weiters haben wir ein Team aus qualifizierten Tormanntrainern, das immer wieder Inputs gibt. Hinzu kommen unser Videoanalyst Helmut Schausberger und mit Birgit Rührnessel eine eigene Instanz für Team- und Persönlichkeitsentwicklung.
Frage: Wie genau läuft das mit der Datenanalyse ab?
Eitl: Wir sammeln physische Daten der Athletinnen zu den Trainings und Spielen über das Trackingsystem. Daraus evaluieren wir die Trainings- und Belastungssteuerung. Darüber hinaus haben wir Morgen- und Erschöpfungsabfragen. Da geht es um die persönliche Einschätzung der Spielerin über ihre Verfassung. Durch diese Daten wollen wir die Belastung individuell steuern – darauf legen wir großen Wert. Sollte eine Spielerin vergessen diese Abfrage auszufüllen, werfen sie ein paar Euro in die Mannschaftskassa, mit der die Spielerinnen beispielsweise Essengehen.
Frage: Mit Leonie Schmidle und zuletzt leider Florentina Sensenberger habt ihr zwei Langzeitverletzte. Wie schaut ihr im Team, dass sie wieder fit werden?
Eitl: Wir haben eine sehr gute medizinische Abteilung, die im engen Austausch mit dem Vereinsarzt ist. Eine eigene Physiotherapeutin, ein Sportmasseur und eine Sportwissenschaftlerin zählen zu dem Team, das tagtäglich sehr gute Arbeit leistet. Sie helfen den Spielerinnen, dass sie einerseits eine gute Einschätzung über ihren Zustand bekommen und andererseits einen bestmöglichen Return-to-Play-Prozess haben.
Frage: Ihr seid diese Saison wesentlich stärker als in der abgelaufenen und habt – abgesehen von den letzten zwei Runden – doch über weite Strecken gute Leistungen abgerufen. Wo liegt der Schlüssel?
Eitl: Wir haben gut gearbeitet. Die Mannschaft hat mit Fortdauer der Saison einiges an Erfahrung dazugewonnen und der Kader wurde natürlich punktuell verstärkt. Es ist mehr Qualität in der Mannschaft und das Team ist mehr Team geworden. Die Stimmung und der Zusammenhalt sind richtig gut. Die Spielerinnen bemühen sich aktiv darum.
Frage: Ihr stellt knapp unter 20 Jahren die jüngste Durchschnittsstartelf der Liga. Die anderen Teams sind deutlich Jahr älter. Wo liegen da die Vor- und Nachteile?
Eitl: Gerade junge Spielerinnen sind hungrig, wollen sich beweisen und unbedingt diesen nächsten Schritt machen. Dafür fehlt es manchmal an Konstanz. In Drucksituationen oder unvorhersehbaren Ereignissen ist Erfahrung natürlich vorteilhaft.
Frage: Bei Spielen mit LASK-Beteiligung fallen im Schnitt die wenigsten Tore auf beiden Seiten. Spiegelt das die Spielphilosophie wider?
Eitl: Defensive Stabilität ist uns sehr wichtig. Das ist eine Basis in meinen Überlegungen zum Fußball. In der Vorbereitung haben wir gesehen, dass wir gegen Teams, die qualitativ vielleicht nicht so gut sind, durchaus viele Tore erzielen können. Das wird der nächste Entwicklungsschritt sein, das auch regelmäßig in der Bundesliga auf den Platz zu bringen.
Frage: Seit dieser Saison hat dein Team mit Bety Nemcova eine neue Kapitänin. Wie kam es und wie ist der Austausch?
Eitl: Bety ist schon länger hier, kennt Mentalität und Gegebenheiten. Sie ist auf einem guten Weg in ihrem ersten Jahr als Kapitänin. Der Austausch mit ihr ihr ist sehr offen. Wir lernen beide voneinander. Sie hat viel Energie und einen positiven Sturkopf. Auch das Trainerteam hat einen sehr guten Draht zu ihr und dem Mannschaftsrat.
Frage: Welches Spiel war die bis dato beste Leistung deiner Meinung nach?
Eitl: Da gab es einige sehr gute Leistungen. Das Heimspiel gegen die Wiener Austria, das wir zwar 0:1 verloren haben, war eine reife Leistung mit einem soliden, ausgeglichenen Chancenverhältnis. Auch der Auswärtssieg gegen die Vienna und der Sieg gegen Sturm Graz. In Graz haben die Spielerinnen leidenschaftlich und aufopferungsvoll gekämpft.
Frage: Abschließend: Was sind die nächsten Schritte?
Eitl: Die restlichen vier Spiele im Grunddurchgang wollen wir positiv bestreiten. Nach der Tabellenteilung bewerten wir dann neu. Weiters wollen wir den jungen Spielerinnen auch im Frühjahr die Möglichkeit geben, sich weiterzuentwickeln. Natürlich ist es unser Ziel, die Saison auf dem bestmöglichen Tabellenplatz beenden.