Ljubljana-Legionär Florucz: Mein ungewöhnlicher Weg zum Profi
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Ljubljana-Legionär Florucz: Mein ungewöhnlicher Weg zum Profi

Der gebürtige Oberösterreicher empfängt in der Conference League mit dem LASK seinen Ausbildungsverein. 90minuten hat Raul Florucz zum Interview gebeten:

Für Raul Florucz steht am Donnerstag ein schwarz-weißes Wiedersehen an.

Der (Noch-)ÖFB-Legionär (die Hintergründe hier) empfängt an Spieltag zwei der UEFA Conference League mit Olimpija Ljubljana den LASK (Donnerstag, ab 21:00 Uhr im LIVE-Ticker und bei Canal+), in dessen Akademie er fast vier Jahre ausgebildet wurde.

Über Kroatien ist der 23-jährige Oberösterreicher mittlerweile in der slowenischen Liga angelangt, und zählt dort zu den besten Spielern. "Ein sehr ungewöhnlicher Weg", sagt der Flügelspieler dazu im 90minuten-Interview.

Florucz über seinen momentanen Lauf in Laibach, warum in Kroatien Individualisten besser zur Geltung kommen als in Österreich und über seinen anstehenden Verbandswechsel nach Rumänien:

90minuten: Wie viele Nachrichten hast du nach der Auslosung, die euch den LASK eingebracht hat, bekommen?

Raul Florucz: Schon einige von meinen Freunden und denen, mit den ich aufgewachsen bin. Es ist schon speziell, weil ich dort in der Akademie gespielt und von dort nach Kroatien gewechselt bin. Es wird ein besondereres Spiel als sonst, aber es ist nicht so, dass ich starke Emotionen habe.

90minuten: Ihr habt momentan einen Lauf. Was wird den LASK in Ljubljana erwarten?

Florucz: Ich bin nicht die Person, die über gewisse Erwartungshaltungen in den Medien spricht. Wir werden unser Spiel spielen und davon ausgehen, drei Punkte zu holen. Aber wir werden das nicht als selbstverständlich ansehen, weil wir einen guten Lauf haben. Wir respektieren den LASK als Mannschaft, werden unser Spiel spielen und hoffen auf einen Sieg.

90minuten: Ihr habt in der Conference-League-Quali durchaus namhafte Teams wie Sheriff Tiraspol oder Rijeka rausgeschmissen und führt momentan die slowenische Liga an. Was macht euch in dieser Saison so stark?

Florucz: Ich würde sagen, der Hauptgrund ist der neue Trainer (Victor Sanchez, Anm.). Aber es spielen mehrere Faktoren zusammen. Der Trainer, die Taktik, die Atmosphäre in der Mannschaft, auch von der Führungsebene her passt alles. Es harmoniert zurzeit alles, dadurch sind auch die guten Resultate entstanden.

Wenn sich ein Spieler wohlfühlt und wertgeschätzt wird, spielt er auch dementsprechend.

Raul Florucz

90minuten: Man könnte auch sagen, einer der Gründe heißt Raul Florucz. Warum bist du gerade so gut drauf?

Florucz: Weil ich mich einfach sehr wohlfühle hier. Ich bekomme den Support von der Mannschaft, vom Trainer und auch von der Vereinsführung. Wenn sich ein Spieler wohlfühlt und wertgeschätzt wird, spielt er auch dementsprechend.

90minuten: Du hast den neuen Trainer schon angesprochen, er ist Spanier. Spielt ihr momentan einen spanischen Spielstil?

Florucz: Wir spielen sehr dominanten Ballbesitzfußball. Aber nicht unbedingt Tiki-Taka, sondern schon eher moderner. Einfach attraktiven Fußball.

90minuten: Du hast in dieser Saison auch schon die Schattenseiten des Fußballs erlebt, als du beim Spiel gegen Maribor mit einem Gegenstand von der Fantribüne beworfen wurdest. Wie bist du damit umgegangen?

Florucz: Vorneweg: Für mich persönlich sind Fans sehr wichtig im Fußball. Auch Pyrotechnik finde ich grundsätzlich schön anzusehen, aber hier wurde eine Grenze überschritten. So war es auch beim Spiel gegen Rijeka (Rijeka-Anhänger warfen Bengalos auf Spielfeld und auf die neutralen Zuschauerränge, Anm.). Das geht gar nicht, dort saßen auch Kinder und Familien. Euphorie im Stadion ist grundsätzlich schön und gut, aber solche Vorfälle sind sehr unangebracht.

90minuten: Gehen wir in deiner Geschichte etwas zurück. Du bist mit 17 nach Kroatien gewechselt. Schon ein eher ungewöhnlicher Schritt für einen österreichischen Fußballer, vor allem für einen ohne kroatische Wurzeln, oder?

Florucz: Wenn ich jetzt zurückblicke, muss ich sagen, dass es ein sehr ungewöhnlicher Schritt war. Es ist damals sehr spontan passiert. Ich wurde von Lokomotiva Zagreb zu einem Probetraining eingeladen, war eine Woche dort und habe anscheinend überzeugt. Ich habe sofort einen Profivertrag vorgelegt bekommen. Für mich war dann klar, dass ich diesen Weg einschlagen will. Ich denke, dieser Wechsel war eine der besten Sachen, die in meinem Leben passiert sind.

Wenn jemand gut ist, merkt man das in Kroatien schneller als in Österreich, weil er auf sich alleine gestellt ist.

Raul Florucz

90minuten: Liegt das auch daran, dass in Kroatien das technische Element deutlich mehr im Vordergrund steht als in Österreich und dir das mehr gelegen hat?

Florucz: Ich kann nur über den LASK sprechen. Dort wurde mehr auf Teamleistung und auf Taktik fokussiert. Kroatien ist meinen Erfahrungen nach auf taktischer Ebene weniger gut als Österreich, dafür sind dort Einzelspieler mehr im Vordergrund. Wenn jemand gut ist, merkt man das schneller, weil er auf sich alleine gestellt ist. Wenn die Taktik schlecht ist, musst du selber etwas machen.

Meine große Stärke ist genau das. Ich kann alleine Überzahl schaffen, mache aus dem Nichts Torchancen oder vielversprechende Situationen. Früher habe ich genau solchen Spielern, die einen solchen Stil hatten, gerne zugeschaut und es in meinen eigenen Spielstil eingeführt. Ich möchte schön spielen, für das Publikum. Natürlich steht das Resultat an vorderster Stelle, aber ein schönes Spiel, schöne Aktionen sind mir sehr wichtig.

90minuten: Auch Raul Gonzalez zählte zu solchen von dir angesprochenen Spielern. Er ist wie du Linksfuß, war auch technisch sehr beschlagen und trug auch nur den Namen Raul am Rücken.

Florucz: Wenn man will, kann man schon gewisse Gemeinsamkeiten finden (lacht). Aber ich habe ihn nicht als Vorbild, sowas hatte ich nie wirklich. Ich habe von den Spielern, die mir gefallen, etwas aufgefangen und meinem Stil, Fußball zu spielen, hinzugefügt.

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Die Namensvetternschaft zu Raul Gonzalez ist trotz einiger Ähnlichkeiten eine zufällige

90minuten: Auch deine Mama war zum Zeitpunkt deiner Geburt kein Raul-Gonzalez-Fan?

Florucz: Ich habe sie mal gefragt, aber sie hat gesagt, dass ich nicht wegen dem Fußballer so heiße. Der Name hat ihr einfach gefallen.

90minuten: Du bist momentan ein großes Thema in rumänischen Sportmedien, ein Verbandswechsel soll unmittelbar bevorstehen. Wie konkret ist das schon?

Florucz: Was ich dazu jetzt sagen darf, ist, dass Rumänien großes Interesse daran hat, dass ich für ihre Nationalmannschaft spiele. Und wenn eine Nationalmannschaft anruft, lehnt man nicht ab.

90minuten: Hast du die rumänische Staatsbürgerschaft schon?

Florucz: Es werden gerade die notwendigen Papiere gemacht.

90minuten: Das heißt es kann sein, dass du im November schon rumänischer Nationalspieler ist?

Florucz: Es könnte sich ausgehen, ist aber sehr unwahrscheinlich, weil das Organisatorische ein wenig dauert.

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Trainerlegende Mircea Lucescu ist seit Kurzem wieder rumänischer Teamchef und wurde höchstpersönlich aktiv, um Florucz anzuwerben

90minuten: Wie stolz macht es einen, wenn eine absolute Trainerlegende wie Mircea Lucescu (rumänischer Teamchef, Anm.) extra für einen anreist, um einem auf die Beine zu schauen?

Florucz: Wenn ein so großer Trainer mit so einem Namen wegen dir herkommt und dich für die Nationalmannschaft will, macht dich das schon stolz. Weil, wenn wir ehrlich sind, habe ich keinen großen Namen.

90minuten: Du hast in einem Interview vor zwei Jahren Folgendes gesagt: 'Ich fühle mich eher als Rumäne denn als Österreicher, zumindest aus fußballerischer Sicht.' Hat es der ÖFB verpasst, dich nach deinen Einsätzen für das ÖFB U19-Team vor vier Jahren an Österreich zu binden oder hätte es diese Chance sowieso nie gegeben?

Florucz: Ehrlich gesagt, habe ich nie über irgendein Nationalteam nachgedacht. Es kommt gerade alles auf einmal für mich. Ich war immer der Meinung, dass ich zu dem Verband gehe, der sich zuerst meldet. Ich habe natürlich auch Verbindungen zu Österreich. Ich bin dort geboren und aufgewachsen, meine Freunde und Familie sind alle dort. Aber jetzt hat sich Rumänien gemeldet und, wie gesagt, zu einer Nationalmannschaft sagt man nicht nein.

90minuten: Das heißt, von Seiten des ÖFB ist seit deinen Einsätzen für die U19 kein Kontakt mehr da gewesen?

Florucz: Nein, überhaupt nicht. Ich glaube, für die österreichische Nationalmannschaft habe ich bis jetzt eigentlich gar keine Rolle gespielt.

Ich werde nicht gesehen, mein Stil passt anscheinend nicht.

Raul Florucz

90minuten: Beim September-Lehrgang des ÖFB wurde mit Arnel Jakupovic ein Spieler, der zum Zeitpunkt der Kaderbekanntgabe noch in Slowenien spielte, für das Nationalteam nominiert. Wie hast du damals erlebt? War das für dich vielleicht ein Moment, wo du dir gedacht hast: 'Ok, wenn er es schafft und ich nicht, obwohl wir beide sehr gut in Form sind, ist das vielleicht auch ein Zeichen'?

Florucz: Das war natürlich auch ein Zeichen für mich. Er hat natürlich viele Tore geschossen, aber ich auch einige. Ich war und bin in Topform. Ich dachte mir: 'Er wird einberufen, aber für mich reicht es nicht?' Da habe ich wieder gesehen, dass ich eigentlich keine Rolle spiele. Ich werde nicht gesehen, mein Stil passt anscheinend nicht.

90minuten: Ist die Tür zum ÖFB für dich jetzt du?

Florucz: Nein, man sollte sich im Leben nie irgendeine Türe schließen. Ich sage nicht, dass das Thema für mich vorbei ist.

90minuten: Passend zu deinem wohl bevorstehendem Verbandswechsel gibt es momentan ein Gerücht, dass du im nächsten Transferfenster zum rumänischen Meister FCSB wechseln könntest. Was kannst du dazu sagen?

Florucz: Dafür bin ich nicht die Ansprechperson. Ich bin hier, um Fußball zu spielen. Um alles andere werden sich jene Leute kümmern, die sich mit solchen Sachen beschäftigen.

90minuten: Ich muss trotzdem nachhaken. Als mögliche Ablösesumme werden bis zu 3 Millionen Euro kolportiert. Was macht eine solche Summe mit dir, wenn du zwei Jahre in deiner Karriere zurückdenkst?

Florucz: Der Sprung ist natürlich ein Wahnsinn. Vor zwei Jahren habe ich in der zweiten kroatischen Liga gespielt, bis mich Olimpija geholt hat - wofür ich sehr dankbar bin. Das war sehr mutig von ihnen, weil es hätte auch schieflaufen können. Seither hat sich alles so schnell ergeben. Über solche Summen denke ich nicht viel nach, ich mache mir keinen Kopf über Transfers, sondern will einfach nur Fußball spielen. Aber ja, von der zweiten kroatischen Liga vor eineinhalb Jahren zu dem jetzt, ist ein schneller und hoher Sprung gewesen.

90minuten: Vielen Dank für das Gespräch!

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