Buric: "Wir können einen Umbruch einleiten"
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Buric: "Wir können einen Umbruch einleiten"

Der neue LASK-Sportdirektor will im Umgang mit jungen Spielern besser werden und endlich Kontinuität auf der Trainerbank.

Nach dreieinhalb Jahren als Sportkoordinator ist Dino Buric im Sommer beim LASK zum Sportdirektor aufgestiegen.

Der 34-Jährige hat mehr als genug zu tun. "Wir wollen jünger werden, müssen aber aufpassen, auf welchen Positionen und zu welchem Ausmaß", sagt Buric im großen 90minuten-Interview.

Der Sportchef der Athletiker spricht über den Charakter der Mannschaft, wo endlich Kontinuität gefragt ist und den Boateng-Transfer.

90minuten: Wie haben Sie sich in Ihrer neuen Rolle als Sportdirektor eingelebt?

Dino Buric: Ganz gut. Es sind ein paar Anrufe mehr, es ist mehr Verantwortung, aber die Aufgabengebiete sind gleich geblieben.

90minuten: Wann läutet zum ersten Mal das Handy, wann zum letzten Mal?

Buric: Es geht sehr früh los und endet sehr spät. Ich habe auch sehr viele ungelesene Whatsapp-Nachrichten. Die Berater schicken ihre Nachrichten wahrscheinlich an 50-60 Leute und erwarten in kürzester Zeit Rückmeldungen. Das geht sich einfach nicht aus.

90minuten: Was macht am meisten Spaß während der Transferzeit?

Buric: Im Prozess eines Transfers steckt sehr viel Arbeit. Am meisten Spaß macht es, wenn der Spieler dann da ist und auch performt.

Ich muss nicht immer der sein, der alles macht und entscheidet.

90minuten: Was nervt am meisten?

Buric: Man steckt sehr viel Zeit in Dinge, die letztendlich nicht aufgehen. Oft ist die Gegenseite auch nicht ganz ehrlich. Aber das ist normal in diesem Geschäft.

90minuten: Das heißt, du wirst also ständig angelogen?

Buric: Irgendwo gehört es dazu. Man braucht ein Gefühl für Menschen.

90minuten: Was macht einen guten Sportdirektor – abgesehen von der Menschenkenntnis – aus?

Buric: Er muss das große Ganze im Blick behalten. Der Verein steht über allem. Es müssen Strukturen geschaffen werden, die Kommunikation und die Rollenverteilung klar sein. Ich muss nicht immer der sein, der alles macht und entscheidet. Ich habe vollstes Vertrauen zu meinen Mitarbeitern. Es geht nur gemeinschaftlich.

Dino Buric im Interview mit LAOLA1-Chefredakteur Harald Prantl
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Dino Buric im Interview mit LAOLA1-Chefredakteur Harald Prantl

90minuten: Der LASK hat in der Vorsaison 43 Spieler eingesetzt. Das ist ein Bundesliga-Rekord, auf den ihr wahrscheinlich nicht sonderlich stolz seid.

Buric: Wir müssen uns mehr fokussieren. Wir müssen es schaffen, dass sich Debütanten wie Keba Cisse auch mittel- und langfristig durchsetzen, dass wir keine Schnellschüsse haben, wo Debütanten nach ein, zwei Spielen wieder bei den Amateuren landen und nicht mal mehr Teil des Profi-Trainingskaders sind. Da müssen wir besser werden. Wir müssen die Jungs langsam heranführen, sie nicht verheizen, und dann zu ihnen stehen.

90minuten: Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit und dem Output der Akademie?

Buric: Es gab viele Wechsel auf den leitenden Positionen. Wenn über Jahre so eine hohe Fluktuation entsteht, kriegst du keine Konstanz rein. Das wollen wir ändern. Uns ist bewusst, dass aus der eigenen Akademie nicht so viele Spieler den Sprung nach oben geschafft haben, aber es gibt sehr viele Torhüter, die es geschafft haben – Lukas Jungwirth, Tobias Lawal, Nikolas Polster.

90minuten: Ist die Regionalliga Mitte die richtige Plattform für die Amateure?

Buric: Für viele Spieler, die aus der U18 kommen, ist es das. Es ist kein Muss, aber natürlich schauen wir auch in Richtung 2. Liga.

Wir waren an Nikolas Veratschnig interessiert, aber wenn der Lockruf aus der deutschen Bundesliga kommt, ist es schwierig.

90minuten: Wenn man sich die Rangliste der Pflichtspiel-Minuten der abgelaufenen Saison ansieht, ist Krzystof Danek der erste Spieler unter 23 Jahren – auf Rang 17!

Buric: Wir haben die komfortable Situation, dass einige Verträge von Spielern, die schon im fortgeschrittenen Alter sind, ausgelaufen sind. Wir können jetzt einen Umbruch einleiten. Wir wollen jünger werden, müssen aber aufpassen, auf welchen Positionen und zu welchem Ausmaß.

90minuten: Welchen Einfluss auf das Sport-Budget hat der Umstand, dass der LASK keinen internationalen Startplatz erreicht hat?

Buric: Wir planen nie fix mit Europa im Budget. Dank unserer Partner und Sponsoren stehen wir auf sehr gesunden Beinen. Aber natürlich ist es unsere Ambition, in Europa zu spielen.

90minuten: Mit Kasper Jörgensen ist ein neuer Rechtsverteidiger aus Dänemark gekommen. Sie haben ihn als Mentalitätsspieler bezeichnet. Hat das dem LASK gefehlt?

Buric: Wir hatten einige, vielleicht hat es den einen oder anderen mehr gebraucht. Kasper brennt auf die Aufgabe, das ist einer, der die rechte Seite beackert und durch seine Physis besticht.

Dino Buric ist in Linz zum Sportdirektor aufgestiegen
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Dino Buric ist in Linz zum Sportdirektor aufgestiegen

90minuten: Es gibt kaum österreichische Außenverteidiger, die bei Spitzenklubs reüssieren können.

Buric: Ein paar gibt es schon. Wir waren zum Beispiel an Nikolas Veratschnig interessiert, aber wenn der Lockruf aus der deutschen Bundesliga kommt, ist es schwierig. Wir haben die österreichischen Spieler am Schirm, es ist aber immer auch eine Frage des Preises.

90minuten: Der LASK-Kader hatte in der Vorsaison den Ruf, charakterlich schwierig zu sein, es soll viel Grüppchenbildung gegeben haben. Wie haben Sie das von innen erlebt?

Buric: Gar nicht so! Wenn man sieht, wie sich die Mannschaft in den letzten Runden präsentiert hat – auch Spieler wie Smolcic, Ljubic und Jovicic, die wussten, dass die Verträge auslaufen – stellt sich für mich keine Charakter-Frage.

90minuten: Was ein potenzieller Neuzugang fußballerisch drauf hat, lässt sich heutzutage ja schnell eruieren. Aber wie findet man heraus, was das für ein Typ Mensch ist?

Buric: Es geht nichts über ein persönliches Einzelgespräch, Face to Face. Auch das wird nicht einfacher, weil die Jungs gut vorbereitet sind, ungefähr wissen, was man hören will. Außerdem sieht man den wahren Charakter eines Spielers am Platz, bei Schiedsrichterentscheidungen kannst du deinen wahren Charakter nicht verstecken.

Auch mit einem erfahrenen Trainer hätten wir nicht die Garantie, eine erfolgreiche Saison zu spielen.

90minuten: Wofür steht der LASK auf dem Rasen?

Buric: Wir wollen für einen modernen, aggressiven, attraktiven Fußball stehen. Wir wollen wieder mehr dieser LASK-DNA der vergangenen Jahre, dieser Intensität auf den Platz bringen. Wir wollen hoch pressen, aber gemeinsam als Mannschaft, koordinierter. Wir wollen die Leidenschaft des Trainers auf die Mannschaft und dann auf die Fans übertragen.

90minuten: Warum ist Neo-Trainer Joao Sacramento der richtige?

Buric: Er brennt für diese Aufgabe. Er ist sehr vorbereitet in jedes Gespräch gegangen. Abseits seiner fachlichen Kompetenz bringt er eine gewisse soziale Kompetenz mit. Ihm sind Menschenführung und der Draht zu den Spielern unheimlich wichtig. Er ist jemand, der Dinge sehr gut vermitteln kann. Wir hatten letzten Sommer erstmals Kontakt zu ihm, er war damals einer der Favoriten, aber wir haben uns entschieden, mit Thomas Darazs weiterzumachen.

90minuten: Ist dennoch ein gewisses Risiko dabei, weil es sein erster Job als Cheftrainer ist?

Buric: Kann man so sehen, aber auch mit einem erfahrenen Trainer hätten wir nicht die Garantie, eine erfolgreiche Saison zu spielen.

90minuten: Sie sind seit dreieinhalb Jahren beim LASK, haben in dieser Zeit mehr als eine Handvoll Trainer kommen und gehen gesehen. Wie groß ist die Sehnsucht, dass da endlich mal Konstanz einkehrt?

Buric: Riesig! Wir alle wünschen und Konstanz auf dieser Position. Wir haben uns bei dieser Entscheidung bewusst Zeit genommen, viele Gespräche geführt, sind sehr ins Detail gegangen. Wir können jetzt viel erzählen, aber letztendlich müssen wir es leben und die Fans tagtäglich davon überzeugen, dass wir es mit der Kontinuität auf der Position ernst meinen. Aber das Trainergeschäft ist schnelllebig. Das gibt’s ja nicht nur beim LASK.

90minuten: Wie sieht der Prozess aus, wenn es um die Zielsetzung für die kommende Saison geht?

Buric: Wir wissen um den Druck beim LASK, um den Stellenwert des Vereins. Damit musst du hier klarkommen. Der LASK will lang- und mittelfristig immer international dabei sein, das muss absolut das Ziel dieses Vereins sein. Es ist aber wichtig, dass wir das auf eine gesunde wirtschaftliche Art und Weise erreichen, dass wir keine verrückten Dinge machen.

Im Nachhinein betrachtet, hat der Boateng-Transfer nicht das gebracht, was man sich erwartet hat.

90minuten: Ist ein Europacup-Startplatz in der neuen Saison das Ziel?

Buric: Wir haben in Österreich die komfortable Situation, dass fast die halbe Liga um Europa spielt. Ja, wir wollen nächstes Jahr um die internationalen Plätze spielen.

90minuten: Hat sich die Verpflichtung von Jerome Boateng ausgezahlt?

Buric: Im Nachhinein betrachtet, hat der Transfer nicht das gebracht, was man sich erwartet hat. Die Minuten waren doch sehr überschaubar, er hatte immer wieder seine Wehwehchen. Leider hat er uns nicht die Stabilität bringen können, die wir uns erwartet hätten. Das ist bislang nicht aufgegangen.

90minuten: Bleibt er?

Buric: Ich will mich nicht zu einzelnen Spielern äußern. Fakt ist, wir wollen mit Spielern arbeiten, die hier sein wollen, die mit dem Kopf zu 100 Prozent beim LASK sind.

Das ganze Interview mit LASK-Sportdirektor Dino Buric gibt es in einer "Ansakonferenz Spezial" hier als VIDEO:

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