Adamu: "WM-Teilnahme eines meiner größten Ziele"
Foto © GETTY

Adamu: "WM-Teilnahme eines meiner größten Ziele"

Der Freiburg-Legionär bekommt es am Donnerstag mit seinem Ex-Klub aus Salzburg zu tun. Unter anderem dieses Duell will er nutzen, um sich wieder in den ÖFB-Kader zu spielen.

Junior Adamu steht vor einem ganz speziellen Spiel seiner noch jungen Karriere.

Mit seinem SC Freiburg trifft er am sechsten Spieltag der UEFA Europa League auf den FC Salzburg (Donnerstag, 21 Uhr im LAOLA1-LIVE-Ticker>>>) und damit auf seinen Ex- und Ausbildungsklub.

"Sie sollen sich warm anziehen", richtet er den "Bullen" mit einem Augenzwinkern aus. Ernst meint er: "Ich kann es gar nicht erwarten."

Der 24-jährige Angreifer stand bis jetzt bei allen Freiburger Europa-League-Spielen in der Startelf, blieb in der Deutschen Bundesliga zuletzt drei Mal aber nur auf der Bank.

Wie er das wieder ändern will, um so noch auf den WM-Zug aufzuspringen, und wieso er sich ein klein wenig mitverantwortlich für Österreichs erfolgreiche WM-Quali fühlt, erzählt Adamu im 90minuten-Interview:

90minuten: Junior, wie ist es dir ergangen, als euch der UEFA-Computer bei der Auslosung Salzburg zugetragen hat? 

Junior Adamu: Als ich es gesehen habe, habe ich mich extrem gefreut. Ich habe zuerst gedacht, wir spielen in Salzburg, das wäre noch schöner gewesen, weil viele Freunde und Bekannte ins Stadion gekommen wären. Aber es ist auch schön, dass sie zu uns kommen. 

90minuten: Ihr geht als recht deutlicher Favorit in das Duell. Gibt es eine Kampfansage in Richtung deines Ex-Klubs? 

Adamu: Sie sollen sich warm anziehen (grinst). 

90minuten: Ihr seid in der Europa League sehr gut unterwegs, seid schon fix zumindest in der Zwischenrunde und habt das Achtelfinale im Auge. Wie würdest du die bisherige internationale Saison des SC Freiburg bilanzieren? 

Adamu: Das Ziel sind die ersten Acht. Wir haben uns darauf eingestellt, dass wir am Donnerstag die drei Punkte holen wollen und es weiter so gut machen. Wir wollen auf jeden Fall weiterkommen. 

90minuten: Für einen Verein wie den SC Freiburg ist es nicht selbstverständlich, international zu spielen. Gleichzeitig habt ihr mit den Anstrengungen englischer Wochen zu kämpfen und könnt in der Liga eure starke Vorsaison noch nicht ganz bestätigen. Spielt die Doppelbelastung eine Rolle – vor allem, wenn man bedenkt, dass ihr einen der kleinsten Kader der Liga habt? 

Adamu: Jeder hat Bock auf die englischen Wochen. Dadurch hat man natürlich weniger Trainings. Das Trainerteam macht das gut, wir fühlen uns richtig fit. Aber klar, in der Bundesliga wollen wir auch besser werden.

Mit 17 startete Adamu beim FC Liefering durch und überraschte dabei selbst die Salzburger Verantwortlichen
Foto © GEPA
Mit 17 startete Adamu beim FC Liefering durch und überraschte dabei selbst die Salzburger Verantwortlichen

90minuten: Sprechen wir ein bisschen über deine Salzburg-Zeit. Du hast sicher mitbekommen, dass Österreich U17-Vizeweltmeister wurde und nun von allen Seiten gefordert wird, dass die Spieler sofort Bundesliga spielen müssen. Ich denke da immer wieder an Spieler wie dich, die in dem Alter noch überhaupt für kein U-Nationalteam aufgelaufen sind, weil sie einfach eine andere Entwicklungskurve genommen haben. Hättest du dir mit 17 Jahren jemals vorstellen können, dass du nur wenige Jahre später erst Champions League, dann deutsche Bundesliga spielen und Nationalspieler sein wirst? 

Adamu: Im Fußball kann es schnell gehen. Man kann an die Jugendlichen nur weitergeben, dass man immer weiter Gas gibt und dran glaubt. Ich habe die U17-Weltmeisterschaft auch geguckt – ich habe Gänsehaut bekommen. Da sind sehr viele talentierte Spieler dabei, aber das ist nur ein erster Step, da kommt noch mehr. Ich denke, jeder Mensch, der Ziele hat, kann diese auch erreichen, wenn er es wirklich will und die Arbeit auch durchzieht. 

90minuten: Ich habe das deshalb angesprochen, weil ich mich noch genau an ein Gespräch mit einem Salzburger Verantwortlichen im Sommer 2019 unter anderem über dich erinnern kann. Er hat mir damals gesagt, dass im Verein alle über deine Entwicklung überrascht sind. Warst du damals auch über dich selber überrascht? 

Adamu: Wenn ich zurückblicke, war es schon ein Wow-Moment, wie schnell alles ging. Aber ich bin nicht überrascht, ich weiß, dass harte Arbeit sich immer auszahlt und am Ende auch belohnt wird. Man muss immer dranbleiben und weiter Gas geben, ich habe noch Ziele vor mir. Ich bin echt dankbar und möchte noch mehr erreichen. 

90minuten: Aber in Salzburg hat alles begonnen. 

Adamu: In Salzburg hatte ich eine schöne Zeit - was ich da alles erlebt habe. Es ist cool zu sehen, wo meine Mitspieler und Trainer von damals jetzt alle sind. Jetzt spiele ich gegen Salzburg, ich kann es gar nicht erwarten. 

Beim 1:1 gegen die Bayern im Champions-League-Achtelfinale 2022 erzielte Adamu den einzigen Salzburger Treffer
Foto © GEPA
Beim 1:1 gegen die Bayern im Champions-League-Achtelfinale 2022 erzielte Adamu den einzigen Salzburger Treffer

90minuten: Ihr habt damals die Champions League richtig aufgemischt. Wenn ich dich auf diese Zeit anspreche, was kommt dir da zuerst in den Sinn? Das Tor gegen die Bayern samt Griddy-Jubel? Der Assist an der Stamford Bridge? 

Adamu: Es kommen viele Erinnerungen hoch: An mein erstes Tor, an meinen ersten Champions-League-Einsatz, daran, als wir Meister wurden. Ich habe mit sehr guten Spielern, die jetzt in der Premier League oder Deutschen Bundesliga unterwegs sind, zusammengespielt. Es kommt schon sehr viel hoch, wenn ich daran denke. 

Ich glaube, dass die Zeit wieder kommen wird, dass Salzburg in der Champions League dabei ist und mit Top-Mannschaften mithalten kann.

Junior Adamu über die aktuelle Salzburger Misere

90minuten: Ihr habt damals die besten Mannschaften der Welt nicht nur gefordert, sondern habt mit ihnen mithalten können. Ich weiß, du verfolgst Salzburg weiterhin. Macht es dich ein wenig traurig zu sehen, welch große Probleme der Klub aktuell gegen Gegner wie die WSG Tirol oder Altach hat? 

Adamu: Natürlich supporte ich Salzburg weiterhin von hier aus. Das ist Fußball, jeder gibt Gas und will Salzburg schlagen. Es sind viele Junge dort, die müssen aus dieser Phase lernen. In der Liga kann alles passieren. 

90minuten: Glaubst du, dass Salzburg in der Zeit, in der du dort warst, einfach überperformt hat? Oder denkst du, es ist möglich, wieder zu einem Verein zu werden, der in der Champions League nicht nur dabei ist, sondern dort auch mitspielen kann? 

Adamu: Ich glaube, dass die Zeit wieder kommen wird, dass Salzburg in der Champions League dabei ist und mit Top-Mannschaften mithalten kann. Aber das geht nur Step by Step. Es hat viele Abgänge gegeben, Christoph Freund ist auch weg. Ich denke schon, dass sie wieder dort hinkommen, weil Salzburg als Ganzes ein richtig talentierter Klub ist.

90minuten: Kommen wir zu deiner aktuellen Situation. Du bist richtig gut in den Herbst gestartet, hast unter anderem ein wichtiges Tor gegen Bologna erzielt und warst für mehrere Wochen gesetzt. Nun wartest du seit drei Runden auf einen Bundesliga-Einsatz. Wie lautet die Begründung des Trainers dafür? 

Adamu: Ich habe ein paar Gespräche mit ihm geführt. Wir haben ausgemacht, dass ich einfach dranbleiben und im Training Gas geben soll. Ich werde das liefern, was ich kann, und der Mannschaft zeigen, dass ich eine große Unterstützung sein kann. Der Trainer entscheidet, wer startet oder nicht. 

90minuten: Man sagt immer, Stürmer werden an Toren gemessen. Aber ist das gerade in eurem Fall nicht ein wenig unfair? In Freiburg habt ihr als Stürmer eine sehr wichtige Rolle im Pressing und als Zuarbeiter und kommt deshalb zu weniger Abschlussgelegenheiten, als es vielleicht die Angreifer anderer Teams tun. 

Adamu: Es ist schon so, dass wir auch viel zurückarbeiten. Ich bin ein Spieler, der natürlich vorne gefährlich sein kann, aber auch sehr viel hinten mithilft. Dann fehlt man natürlich ein Stück weit vorne, aber ich arbeite hart daran, dass ich in beiden Bereichen meine Stärken habe. 

90minuten: Trotzdem, dich als geborenen Goalgetter ärgert es schon, dass die Tore zurzeit fehlen. 

Adamu: Ja, auf jeden Fall! Mein Ziel ist, Tore zu schießen und vorzulegen und die Mannschaft so zu unterstützen. Das ist ja meine Position. 

Als wir 0:1 hinten lagen, habe ich mein Österreich-Trikot angezogen, damit sie meine Energie spüren. (...) Ich bin überzeugt, dass mein Shirt uns die nötige Energie gegeben hat.

Junior Adamu über das ÖFB-Quali-Duell mit Bosnien-Herzegowina

90minuten: Sprechen wir noch kurz über das Nationalteam. In welcher Runde hast du das finale Quali-Spiel gegen Bosnien-Herzegowina verfolgt? 

Adamu: Ich habe es zuhause mit Freunden geschaut und wir haben natürlich mitgefiebert. Als wir 0:1 hinten lagen, habe ich mein Österreich-Trikot angezogen, damit sie meine Energie spüren. Wir sind trotz des aberkannten 1:1 durch Laimer drangeblieben, dann kam Gregoritsch rein und hat das Tor gemacht, das uns zur WM gebracht hat. Ich bin überzeugt, dass mein Shirt uns die nötige Energie gegeben hat (lacht). 

90minuten: Wie sehr hast du dich für den ‘Gregerl’ mitgefreut? 

Adamu: Sehr! Es ist nicht so einfach für ihn bei Bröndby, aber er ist ein guter Typ, der mir auch hier in Freiburg viel geholfen hat. Ich bin mega glücklich, dass er das Tor gemacht hat. Ich habe ihm danach geschrieben, dass er ein geiler Typ ist.  

Im November 2024 kam Adamu gegen Kasachstan zu seinem bis dato letzten ÖFB-Einsatz
Foto © GEPA
Im November 2024 kam Adamu gegen Kasachstan zu seinem bis dato letzten ÖFB-Einsatz

90minuten: Du bist zuletzt immer auf Abruf dabei gewesen, bist im Austausch mit dem Teamchef. Wie gut tut es zu wissen, mit einem guten Frühjahr jederzeit auf den WM-Zug aufspringen zu können? 

Adamu: Eine WM-Teilnahme ist eines meiner größten Ziele. Ich möchte mich hier so beweisen, dass man auch in Österreich meine Szenen sieht. Ich gebe im Training Gas, damit ich mehr Spielminuten bekomme und so Tore erzielen kann. 

90minuten: Wir haben in zwei Wochen Weihnachten. Hast du einen sportlichen Wunsch ans Christkind für das Jahr 2026? 

Adamu: Ja, einige. Aber die bleiben bei mir, weil ich abergläubisch bin (grinst). 

90minuten: Vielen Dank für das Gespräch!

Kommentare