Und plötzlich ist wieder alles so wie immer.
"Ich kann nur in diesem Radl drinnen sein, ich komme da nicht raus, ich reise hierhin und dorthin, Spiel, Spiel, Spiel, es wird nur noch über Fußball geredet. Ich kann nicht mehr entspannen, hab mal ein Wochenende frei", sagt Xaver Schlager.
Zum Saisonstart hat er alle drei Pflichtspiele von RB Leipzig von Beginn an gemacht. Die Zeiten, in denen das noch ganz anders war, sind zum Greifen nah, und scheinen doch ewig weit entfernt.
Wenn Spielen über Gewinnen steht
"Ich habe gar nicht mehr darüber nachgedacht, bis ich diese Frage gehört habe. Ich hatte völlig abgeschlossen damit, für mich war das durch", sagt der Blondschopf auf seine Verletzungspause angesprochen.
Und dann macht er eine Pause, denkt nach, und die Erinnerungen sind wieder da: "Man wird bodenständiger. Man sagt: Wenn ich jemals wieder spielen kann, wäre es super. Man sieht die Dinge anders. Man sagt sich: Ich muss nicht jedes Spiel gewinnen, ich will einfach mal wieder ein Spiel spielen."
Bei Menschen ist es generell so, wenn einem etwas Schlimmeres widerfährt, ist man sehr demütig, und dann verliert man das oft schnell wieder.
Kreuzbandriss Anfang Mai 2024, gegen Jahresende gelingt ihm kurz die Rückkehr, dann wieder Knieprobleme, im März 2025 ist er kurz wieder da, doch dann zieht er sich beim Nationalteam eine Muskelverletzung zu.
Mahnung zu Demut
Rückschlag folgt auf Rückschlag. Vor allem die letzte Verletzung war hart.
"Es war eine Phase, in der ich auf einem sehr guten Weg war, da hat alles gepasst. Ich weiß bis heute nicht, wie ich mich verletzt habe. Es gab keine Aktion, ist hatte keine Schmerzen. Ich glaube, ich habe sogar verletzt weitertrainiert. Das war eine sehr schwierige Phase, weil es ein Rückschritt war", sagt der 27-Jährige.
Doch das ist vergessen. Fast zumindest. "Bei Menschen ist es generell so, wenn einem etwas Schlimmeres widerfährt, ist man sehr demütig, und dann verliert man das oft schnell wieder. Ich muss aufpassen, diese Demut nicht zu verlieren", mahnt er sich selbst.

Doch der Profifußball ist unbarmherzig. Die Probleme von gestern, sie zählen heute gar nichts.
"Wenn ich ein schlechtes Spiel habe, sagt jeder, du spielst scheiße. Dann sage ich nicht, dass ich froh bin, dass ich gespielt habe, sondern ja, ich muss gut spielen. Die Gesellschaft ist einfach so."
Job Nationalteam
Und doch nennt er das 2:0 gegen Heidenheim am vergangenen Wochenende einen "großen Erfolg", weil er "erstmals wieder 90 Minuten gespielt" hat.
Es ist zu erwarten, dass er auch im ÖFB-Team in der Startelf steht. Erstmals seit dem 6:1 gegen die Türkei im März 2024. Etwas Besonderes? "Nein, ist mein Job." Das Radl.
Das Wirtshaus in St. Valentin
Kicker kennen es, aber alle anderen Menschen genauso. Vielleicht hat Xaver Schlager auch deshalb zuletzt eine Investition getätigt, die für Fußballer eher ungewöhnlich ist. Er hat ein Wirtshaus übernommen. Das Landgasthaus Dorfrichter in seiner Heimat St. Valentin. Im April hat es eröffnet.
"Die Idee ist mit meinem Vater und einem Zweiten entstanden, weil sich die Möglichkeit ergeben hat. Wir sehen in unserer kleinen Stadt, dass es immer schwieriger wird, ein Wirtshaus zu betreiben. Also haben wir entschieden, das zu machen, weil wir dafür stehen, dass ein Wirtshaus am Leben bleibt."
"Etwas zurückgeben"
"Jeder soll wieder etwas haben, wo er sich treffen und gemeinsam Zeit verbringen kann. Das ist uns wichtig. Ich versuche, das meiner Stadt zurückzugeben – ein Treffpunkt, wo man Spaß haben kann", sagt er.
Wofür die Wirtshauskultur steht? "Gemeinschaft, ein Ort, an dem man sich trifft und Spaß hat. Wo man etwas trinkt, Sachen beredet, vielleicht seine Sorgen los wird. Wo man sich trifft und aus dem alltäglichen Radl rauskommt."