Eigentlich ist Emin Sulimani gekommen, um über Sport zu sprechen.
Doch beim Mediaday der ADMIRAL 2. Liga muss der Trainer jedem Gesprächspartner zuerst eine ganz andere Frage beantworten. Was ist da los beim SV Stripfing?
Erich Kirisits ist der starke Mann beim Klub aus Niederösterreich. Am Papier Vizepräsident, mit seinen Unternehmen aber auch der wichtigste, fast einzige Geldgeber. Zwei Sponsoren zieren das Trikot des SV Stripfing - "Wienerwald" und "EffiCent" - beide gehören dem 65-Jährigen.
Ein Konkursverfahren
Erich Kirisits hat ein Problem. Am 18. Juli hat das Landesgericht Korneuburg ein Konkursverfahren über ihn eröffnet. Geschäftszahl 36S126/25h.
Am Montagabend macht die Nachricht die Runde, erreicht auch die Mannschaft und das Trainerteam. Sulimani legt gerade sein Kind schlafen, als er danach wieder auf sein Handy blickt, hat er Anrufe und Nachrichten en masse verpasst.
"Natürlich gibt es da Fragezeichen. Da geht es um die persönliche Zukunft", sagt er.
Der Verein hat uns klar kommuniziert, dass der Spielbetrieb nicht in Gefahr ist.
Als sich die Mannschaft am Dienstag in Wien-Favoriten auf den Trainingsplätzen der Generali Arena trifft, wird beschwichtigt.
"Der Verein hat ein Meeting einberufen und uns klar kommuniziert, dass es für uns ganz normal weitergeht, dass der Spielbetrieb nicht in Gefahr ist", berichtet Sulimani. Danach wird trainiert. Immerhin geht es am Wochenende mit dem Cup-Spiel in Retz los, eine Woche später startet die Meisterschaft.

Pressesprecher Christoph Krieg erklärt: "Es ist nichts in Gefahr. Das betrifft die Privatperson, die Sponsoren des Vereins sind Firmen. Diese Sponsoren haben davor ihre vereinbarten Verträge bedient und werden das künftig auch machen."
Das Konkursverfahren des Gönners soll keinerlei Einfluss auf den Verein haben.
Tatsächlich hat der Klub schon einen ereignisreichen Sommer hinter sich. Erst am letzten Spieltag sichert er den Klassenerhalt in der 2. Liga.
Ein turbulenter Sommer
Während Spieler und Trainer urlauben, erreicht sie die Nachricht, dass der Kooperationsvertrag mit der Wiener Austria aufgelöst wurde. Der Vertrag wäre noch bis Sommer 2026 gelaufen, Stripfing kassiert von den Veilchen eine Entschädigung.
Anfang Juli wird bekannt, dass das Amateure-Team der Niederösterreicher nach dem Abstieg in die 2. Klasse Marchfeld wegen Spielermangels den Spielbetrieb einstellt.

Eine Woche zuvor war dem Klub noch ein kleiner PR-Coup gelungen. Nach über zwei Jahren hat die Kampfmannschaft wieder auf dem eigenen Platz gespielt - in einem Test gegen die Wiener Viktoria.
Der Sportplatz in Stripfing ist aktuell aber weit davon entfernt, die Zulassungsbestimmungen der 2. Liga zu erfüllen.
Auch der FAC hofft
Mit dem Aufstieg in die 2. Liga übersiedelte das Team zunächst auf den FAC-Platz, spielte in der zweiten Saison dann in der Generali Arena, in der neuen Spielzeit wird wieder in Floridsdorf gekickt.
Der FAC hofft also auch, dass Kirisits‘ finanzielle Probleme keine Auswirkungen auf den SV Stripfing haben, immerhin ist die Platzmiete im Budget fast eine sechsstellige Summe.
Die Bundesliga hat nachgefragt
Und auch bei der Bundesliga schrillten am Montag die Alarmglocken.

Senat 5 (Lizenz) und der Vorstand haben am Dienstag mit dem Klub Kontakt aufgenommen. "Die erste Auskunft des Vereins ist, dass das Budget steht und es derzeit keine Auswirkungen gibt. Aber natürlich wird man stetig nachfragen", sagt Christian Ebenbauer, Vorstandsvorsitzender der Bundesliga.
Mit der Ligareform wurde einst das Zulassungsverfahren für die 2. Liga gelockert. "Das Hauptziel war, Kosten zu senken - einerseits mit der Möglichkeit, Amateurspieler zu beschäftigen, aber auch in der Wirtschaftsprüfungs-Thematik", sagt Ebenbauer.
Der Haken an der Zulassung
Er erklärt: "Im Zulassungsverfahren der 2. Liga gibt es nur einen Zeitpunkt, an dem die finanzielle Situation eines Vereins abgeklärt wird: der Jahresabschluss im Herbst. Der SV Stripfing war im Herbst 2024 sogar finanziell besser aufgestellt als in der Saison davor. Deswegen waren im Rahmen des Zulassungsverfahrens auch keine Nachfragen notwendig."
De facto wird also im Herbst 2024 abgewogen, ob ein Verein bis Mai 2026 finanziell stabil genug ist, um den Spielbetrieb aufrecht zu halten.
Geht es nach den Verantwortlichen des SV Stripfing, gelingt das.