Im September 2024 hat sich der SK Rapid aus dem Österreicher-Topf zurückgezogen. Dass sich daran unter Neo-Cheftrainer Peter Stöger etwas ändert, ist so gut wie ausgeschlossen. Unter Sportgeschäftsführer Markus Katzer hat sich der Verein neu positioniert, zuletzt wurde das Legionärskontingent vergrößert - glaubt man den kursierenden Transfergerüchten, wird dieser Weg auch 2025/26 weiterverfolgt.
Trotzdem stellt sich die Frage: Haben die Hütteldorfer wirklich von dieser Entscheidung profitiert? Und: Wäre eine Rückkehr in der kommenden Saison unter dem geänderten Reglement eine gute Idee?
Vergleich mit der Konkurrenz
Andere Bundesligisten - wie Sturm Graz, Red Bull Salzburg und der LASK - haben ihre Kaderplanung in den letzten Jahren klar auf die Entwicklung und den Verkauf ausländischer Talente ausgerichtet. Weil diese Strategie im Bestfall viel Geld einbringt, wurde der Österreicher-Topf als Einnahmequelle für sie obsolet, zumal man ohnehin nur noch einen schrumpfenden Anteil erhalten hätte. Im Extremfall führt diese Entwicklung zu einer Konstellation wie beim Meister und Vizemeister: Weniger als 20 Prozent der Bundesliga-Minuten werden von ÖFB-Spielern absolviert.

Wie stark sich auch Rapid in diese Richtung bewegt, hängt vor allem davon ab, wie die nächsten Abgänge nachbesetzt werden. Tobias Børkeeiet ist ein guter Indikator: Der Mittelfeldspieler wurde Ende August als Backup verpflichtet und nur selten eingesetzt. Früher hätte man diese Rolle wohl anders besetzt, auch, um einen Kaderplatz für einen Nachwuchsspieler freizuhalten.
So groß war der Spielminuten-Anteil von Legionären in der Bundesliga-Saison 2024/25:
Verein | Anteil Spielminuten Legionäre |
---|---|
SK Sturm Graz | 83,75 |
Red Bull Salzburg | 81,47 |
LASK | 61,74 |
SK Rapid | 47,64 |
WSG Tirol | 41,54 |
Die Grün-Weißen stecken aktuell in einer schwierigen Entwicklungsphase: Der Kader ist noch nicht stark genug auf Verkauf ausgelegt, um konstante Einnahmen zu erwarten. Andererseits wäre der Verein selbst bei einer Teilnahme am Österreicher-Topf schlecht aufgestellt.
Im Vergleich mit der Vorsaison 2023/24 hat der SK Rapid den Legionärs-Minutenanteil in der Bundesliga von rund 20 Prozent mehr als verdoppelt. Trotzdem hält sich der Abstand auf die WSG Tirol, die am Österreicher-Topf teilnimmt, in Grenzen.
Welche Vorteile hatte Rapid durch den Ausstieg?
Durch die Abkehr vom Österreicher-Topf haben die Trainer der abgelaufenen Saison - Robert Klauß und Stefan Kulovits - vor allem Flexibilität gewonnen: Statt maximal sechs Legionäre pro Spieltag in den Kader zu nominieren, hatten sie von Woche zu Woche freie Hand.
Wirklich viel gemacht hat man aus diesen Möglichkeiten - zumindest auf dem Papier - aber nicht. In 56 Prozent der Spiele hat Rapid maximal sechs Legionäre aufgeboten. Das heißt: Die Regeln wurden entweder eingehalten, oder man hätte sie einhalten können, ohne auf einen letztlich eingesetzten Spieler verzichten zu müssen. Im Schnitt kamen bei Rapid 6,06 Legionäre pro Partie zum Einsatz.

Mit Blick auf die 32 Startaufstellungen der Saison 2024/25 wurde die Marke von sechs Legionären nur zweimal überschritten. Durchschnittlich standen 5,18 Legionäre in der ersten Elf.
Zusammengefasst profitiert Rapid derzeit also vor allem auf zwei Arten vom Ausstieg aus dem Österreicher-Topf: Zum einen wird die Auswahl an qualitativ hochwertigen Bankoptionen größer. Statt einen Nachwuchsspieler auf die Bank setzen zu müssen, können Legionäre mitgenommen werden. Wirklich eingewechselt werden in der Regel aber nur einer oder zwei. Zum anderen bleibt es der sportlichen Leitung erspart, Legionäre auf die Tribüne zu setzen, nur um am Österreicher-Topf festzuhalten. Das hebt die Stimmung und macht den Verein auf dem Transfermarkt attraktiver.
So viel Geld lässt Rapid liegen
In der Vorsaison hat Rapid sich einen niedrigen siebenstelligen Förderbetrag erspielt, dieser wäre 2024/25 nicht mehr in Reichweite gewesen. Mit den von Österreichern absolvierten Spielminuten in der abgelaufenen Ligasaison hätte man in der Topf-Wertung den letzten Platz belegt, der rund 550.000 bis 600.000 Euro eingebracht hätte.
Bei einer theoretischen Teilnahme läge dieser Betrag noch ein Stück höher, weil Rapid in diesem Szenario zum Einsatz zusätzlicher Österreicher gezwungen gewesen wäre. Rund 10 bis 12 Prozent des Gesamtvolumens - bis zu rund 730.000 Euro - wären damit wohl zu holen gewesen.
Neue Entscheidung nach Regeländerung?
Ab der Saison 2025/26 dürfen Vereine bis zu 20 Spieler auf den Spielbericht setzen, bisher war die Grenze bei 18 Spielern gesetzt. Vor allem für größere Vereine mit tiefen Kadern - damit auch Rapid - sollte diese Option interessant sein.
Dadurch ergibt sich auch eine Änderung für den Österreicher-Topf. Stehen 19 oder 20 Spieler auf dem Spielbericht, darf ein siebenter Legionär nominiert werden. Unter diesen Voraussetzungen hätte Rapid in der Vorsaison in nur elf Spielen gegen die Regeln verstoßen. Die Liga gibt Katzer und Stöger damit immerhin noch einmal einen Grund, über das Thema nachzudenken.