"Grüß euch" – das waren die ersten Worte, die Mitja Mörec als neuer Trainer des FC Blau-Weiß Linz sprach.
Dazu ein freundliches, verbindliches Lächeln, aus dem auch der Stolz hervorstach: der Stolz, den nächsten Schritt geschafft zu haben. Aber auch der subtile Hinweis: Ich bin gekommen, um anzupacken.
Ein Bild, das Mörec ziemlich gut beschreibt. In ihren Aussagen charakterisieren Geschäftsführer Christoph Peschek und Sportdirektor Christoph Schösswendter den Neo-Coach als das, was man im Fußball gerne einen "Arbeiter" nennt.
Vom rauen Innenverteidiger zum akribischen Trainer
Schon als Spieler war Mörec keiner, dem viel geschenkt wurde. Der Innenverteidiger kam über seinen Heimatverein NS Mura zu Sturm Graz und spielte später unter anderem für ZSKA Sofia (Bulgarien), Lyngby BK (Dänemark), ADO Den Haag (Niederlande) – und für das slowenische Nationalteam. Er war eher rau als galant, kämpfte sich hoch.

Als Trainer verlief der Weg ähnlich: Von der Jugend des FavAC ging es zu Wienerberg, wo er als Co-Trainer unter Andi Reisinger erste Erfahrungen sammelte. Danach holte ihn Roman Ellensohn zum FAC – und nach dessen Abschied stieg Mörec zum Cheftrainer auf. In seiner ersten vollen Saison führte er den Klub prompt zum Vizemeistertitel. Das Ergebnis harter Arbeit, klarer Ideen und unbeirrbarer Zielstrebigkeit. Einer, der keine Abkürzungen nimmt.
Klub und Trainer - ein "Perfect Match"?
So wie auch Blau-Weiß Linz seinen Erfolg nicht dem großen Geld, sondern harter Arbeit verdankt. Heute in der Bundesliga zu spielen, ist das Resultat eines jahrelangen Prozesses. Geschäftsführer Peschek bringt es auf den Punkt: "Gerade bei einem Klub wie dem FC Blau-Weiß Linz ist ehrliches, hartes Arbeiten ein wichtiger Faktor. Wir sind schließlich ein Arbeiterverein. Für all das steht Mitja Mörec."
Ich war vorher beim FAC, da war es auch alles andere als optimal. Das hier ist für mich Champions League
Also ein "perfect match"? Auf den ersten Blick – und durchaus auch auf den zweiten. Mörec wirkt im Gespräch zielstrebig, selbstbewusst und entschlossen, aber nie abgehoben. Er spricht ruhig, mit Bedacht, und lässt dabei auch seinen Sinn für Humor aufblitzen.
Etwa als er auf die Trainingsbedingungen angesprochen wird: Blau-Weiß trainiert im Sportpark Lissfeld, rund acht Kilometer vom Stadion entfernt – nicht gerade ein Luxus-Setup. Mörec aber winkt ab: "Ich war vorher beim FAC, da war es auch alles andere als optimal. Das hier ist für mich Champions League." Die Antwort sorgt für Lacher – und sagt viel über seine Haltung.
Taktisch klar, menschlich direkt
Demut und Bodenständigkeit ziehen sich durch seine Aussagen – genauso wie das Bekenntnis zu harter Arbeit. "Ehrliche Kommunikation ist mir extrem wichtig", betont er. "Ich bin einer, der von den Spielern sehr viel verlangt: Intensität, Disziplin. Ich bin überzeugt, dass ich so eine Mannschaft bekommen habe."
Kein Wunder also, dass Christoph Peschek beim Hearing dachte: "Des is a!"
Wie Mörec bei BW Linz zum Favoriten wurde>>>
Mörec erfüllte nicht nur das fachliche, sondern auch das menschliche Anforderungsprofil. Und: Er soll den unter Gerald Scheiblehner begonnenen Weg möglichst nahtlos fortsetzen – mit einigen eigenen Akzenten.
"Wir waren deswegen so erfolgreich, weil wir einen ganz klaren Plan haben. Wir haben ein klares Bild davon, welchen Fußball wir zeigen wollen – einen, der auf dem Platz oft gut funktioniert hat und bei den Fans für Begeisterung sorgt", erklärt Sportdirektor Schösswendter.
Der Klassenerhalt ist das klare Ziel. Aber man muss sich auch immer höhere Ziele setzen. Wir wissen schon, wer wir sind. Wir sind sehr bodenständig
Zielstrebigkeit, Selbstbewusstsein, Entschlossenheit – Eigenschaften, die sich auf die Mannschaft übertragen sollen. "Es ist die völlig falsche Einstellung, gegen Sturm oder Salzburg zu sagen: 'Wir sind froh, wenn wir das überleben.' Er habe eine Mannschaft, die genau jene Mentalität mitbringe, stellt Mörec klar.
Keine Sprüche, sondern Arbeit
Im Vorjahr legte die Mannschaft die Latte mit dem Einzug in die Meistergruppe hoch. Eine Wiederholung? Möglich, aber nicht das Ziel. Mörec bleibt realistisch: "Der Klassenerhalt ist das klare Ziel. Aber man muss sich auch immer höhere Ziele setzen. Wir wissen schon, wer wir sind. Wir sind sehr bodenständig. Wir wollen hart arbeiten und uns so hoch wie möglich platzieren."
Anderswo würde man vielleicht schon wieder vom nächsten Schritt sprechen. In Linz denkt man anders. Die Erwartungshaltung - auch die der Fans - schwankt nicht zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Entscheidend ist, dass jeder alles investiert, sein Herzblut in die Aufgabe steckt und das Bestmögliche aus den Gegebenheiten macht.
Mitja Mörec steht nicht für große Worte, sondern für ehrliche Arbeit. Genau das erwarten sie bei Blau-Weiß Linz - und genau das will er liefern.