Johannes Moser sorgt mit seinen sensationellen Vorstellungen bei der U17-WM in Katar für Furore.
Der Hype um den 17-jährigen Kärntner ist riesig.
Es ist nicht das erste Mal, dass hierzulande Teenager als Wunderkinder und Hoffnungsträger des österreichischen Fußballs gefeiert werden.
90minuten erinnert sich an 12 frühere Wunderkinder:
David Alaba
Mit 15 Jahren fuhr das Ausnahmetalent mit den Austria-Profis ins Trainingslager, spielte für die Amateure in der 2. Liga und saß in der Bundesliga auf der Bank. Jeder, der ihn kicken sah, war sofort von seinen Qualitäten überzeugt. Kurz nach seinem 16. Geburtstag wechselte der Wiener zum FC Bayern.
17 Jahre und drei Monate war er alt, als ihn Teamchef Didi Constantini vor 78.000 Fans im Stade de France gegen Frankreich mit Thierry Henry und Karim Benzema zum ersten Mal im Nationalteam einsetzte – Monate vor dem Profi-Debüt für den FC Bayern. Aus dem Megatalent ist Österreichs erfolgreichster Fußballer aller Zeiten geworden.
Marko Arnautovic
Gab es Zeiten, in denen sich die meisten nicht mehr sicher waren, ob Marko Arnautovic sein riesiges Talent in eine richtig gute Karriere ummünzen wird können? Ja, definitiv. Lange davor gab es aber eine Zeit, in der der Hype um den 17-Jährigen riesengroß war. "Wir haben einen künftigen Weltklassestürmer gesehen", schrieb die niederländische "Sportweek" nach einem Nachwuchsspiel zwischen Twente und Ajax. Der Wiener wurde als neuer Zlatan Ibrahimovic gefeiert.
Noch vor seiner Volljährigkeit folgten erste Spiele bei den Twente-Profis. Mit 18 Jahren machte der Stürmer sein erstes Länderspiel. Der Rest ist Geschichte: Rekord-Teamspieler und ÖFB-Rekordtorschütze. Und eine Ikone.
Thierno Ballo
"Kein gewöhnlicher Junge", lautete der Titel eines LAOLA1-Portraits im Oktober 2016. Thierno Ballo war damals gerade mal 14 Jahre alt. Der Grund, trotzdem schon über ihn zu schreiben: Er spielte zum damaligen Zeitpunkt schon für die U17-Nationalmannschaft. Europas Top-Klubs balgten sich um das Supertalent, Chelsea bekam den Zuschlag.
Doch an der Stamford Bridge den Durchbruch zu schaffen, ist kein Leichtes. Eine Leihe zu Rapid war nicht von Erfolg gekrönt. Erst in Wolfsberg blühte der in Abidjan geborene Kicker so richtig auf.
Yusuf Demir
Bundesliga-Debüt mir 16 Jahren und sechs Monaten, U21-Debüt mit 17 Jahren und drei Monaten, ein halbes Jahr später das Debüt im A-Nationalteam. Und all das als Spieler des größten Vereins des Landes. Der Hype rund um Yusuf Demir war immens.
Als dann im Sommer 2021 auch noch der FC Barcelona zuschlug, war der Wahnsinn perfekt. Alle waren sich sicher, einem Jungen aus Wien auf dem Weg zum internationalen Superstar zusehen zu dürfen. Doch danach lief sehr vieles nicht mehr wie geplant, seit seinem Wechsel in die Türkei zu Galatasaray haben Spielminuten Seltenheitswert.
Marco Djuricin
Im Juli 2010 schoss er Österreich zur U20-WM nach Kolumbien. Wenige Wochen später kannte ihn ganz Berlin. Vor fast 50.000 Fans schoss der damals 17-Jährige den Bundesliga-Absteiger Hertha BSC mit einem Doppelpack zum ersten Heimsieg seit über einem Jahr.
Danach rutschte er aber wieder in die Jokerrolle und war von Verletzungen geplagt. Jahre später schaffte er es über Sturm und Salzburg doch noch ins Nationalteam. Letztendlich prägten aber unzählige Klubwechsel (England, Ungarn, Schweiz, Kroatien, Slowakei) seine Laufbahn.
Michael Gregoritsch
Es ist eine der unglaublichsten Geschichten in einer an unglaublichen Geschichten nicht gerade armen Bundesliga-Historie. 14. April 2010: Kapfenberg-Trainer Werner Gregoritsch wechselt im Duell mit der Wiener Austria in der 80. Minute seinen 15-jährigen Sohn Michael ein, der braucht bei seinem Bundesliga-Debüt zwei Minuten, um sein erstes Tor zu erzielen.
Zur Feier des Tages gab es einen Kebab, wenige Tage später zum 16. Geburtstag eine Collage mit all den Medienberichten. Ein Jahr später unterschrieb der Junior bei der TSG Hoffenheim und war danach ein Jahrzehnt lang Stammgast im Nationalteam.
Sascha Horvath
Ein klassischer Austria-Spieler sagt man am Verteilerkreis zu Kickern wie Sascha Horvath. Klein, quirlig, mit dem Ball per Du. Nach zwei Gala-Auftritten mit einem Tor und drei Assists zum Start in die UEFA Youth League im Herbst 2013 galt der Wiener als potenzieller neuer Austria-Star.
Zwei Monate nach seinem 17. Geburtstag machte ihn Nenad Bjelica zum jüngsten Bundesliga-Austrianer aller Zeiten – erst Philipp Maybach knackte diesen Rekord elf Jahre später. Was folgte, war so nicht geplant: der Mittelfeldspieler setzte sich nicht nachhaltig durch, verhedderte sich in Vertragsdiskussionen und fand erst einige Jahre später wieder so richtig in die Spur.
Andreas Ivanschitz
16 Jahre und sieben Monate nach seiner Geburt in Eisenstadt trug Andreas Ivanschitz das Rapid-Trikot in der Meisterschaft. Zum damaligen Zeitpunkt war nie ein Rapidler bei seinem Bundesliga-Debüt jünger. Als Ivanschitz 20 Jahre alt war, schickte ihn Teamchef Hans Krankl gegen Deutschland als Kapitän der Nationalmannschaft aufs Feld.
Zu diesem Zeitpunkt war längst allen klar, dass dieses Talent den österreichischen Fußball über Jahre hinweg prägen würde. Der Wechsel zu RB Salzburg war ein Einschnitt in einer Karriere, die dennoch erfolgreich war.
Veli Kavlak
Der Mittelfeldspieler schaffte es, im Alter von 18 Jahren und neun Monaten schon 50 Bundesliga-Spielen in den Beinen zu haben. 16 Jahre und sechs Monate war er alt, als er von Josef Hickersberger zum ersten Mal in der Bundesliga aufgestellt wurde.
Er war der erste einer Reihe junger Talente mit türkischen Wurzeln, die im Rapid-Trikot für Furore sorgen sollten – Ümit Korkmaz, Yasin Pehlivan, Tanju Kayhan. Mit 17 Jahren berief "Hicke" als Teamchef Kavlak erstmals in A-Nationalteam ein, mit 18 ließ er ihn zum ersten Mal spielen. Großes Verletzungspech verhinderte eine größere Karriere des späteren Besiktas-Profis.
Christoph Knasmüllner
Im Sommer 2008 griff der FC Bayern gleich doppelt bei der Austria zu. Nicht nur David Alaba wechselte nach München, sondern auch Christoph Knasmüllner. Zum damaligen Zeitpunkt wurde dem Wiener nachgesagt, rein fußballerisch sogar das größere Potenzial als Alaba zu haben.
Mit 17 debütierten beide für die Amateure des FC Bayern. Im Oktober 2010 setzte Louis van Gaal den damals 18-Jährigen sogar drei Mal auf die Bank der Profis. Kurz darauf wechselte "Knasi" zu Inter Mailand, keine gute Entscheidung. Letztendlich verlief die Karriere ereignisreich, oft aber enttäuschend.
Valentino Lazaro
"Valentino Lazaro – Österreichs zentrale Zukunft", titelte die eigentlich sachlich, zurückhaltende APA im Mai 2013. Zu diesem Zeitpunkt war es schon ein halbes Jahr her, dass Roger Schmidt dem Grazer zu seinem Bundesliga-Debüt verholfen hatte – im Alter von 16 Jahren und sieben Monaten. Red-Bull-Sportchef Ralf Rangnick schwärmte in höchsten Tönen.
Es war zwei Mittelfußknochenbrüchen geschuldet, dass Lazaro "erst" mit 17 Jahren sein Europacup- und mit 18 sein Länderspiel-Debüt feierte. Der Mann hat seither in der Premier League, der deutschen Bundesliga und der Serie A gespielt – ob er etwas schuldig blieb, liegt im Auge des Betrachters.
Romano Schmid
17 Jahre und sechs Monate war Romano Schmid alt, als er Bundesliga-Geschichte schrieb. Sein Tor für den SK Sturm gegen die Wiener Austria war das erste eines nach dem 1.1.2000 geborenen Spielers in der österreichischen Meisterschaft. Sein Debüt hatte der Grazer bereits in der letzten Runde der Saison 2016/17 gegeben.
Kurz nach seinem Premierentor folgte der aufsehenerregende Wechsel zu Red Bull Salzburg, wo Schmid aber nicht glücklich wurde. Erst bei Werder Bremen bzw. als Leihspieler beim WAC konnte Schmid sein Potenzial ausschöpfen. Mit 22 Jahren feierte der Offensivspieler dann sein A-Team-Debüt.
Harald Prantl