Gregoritsch: "Ich habe blind dort unterschrieben"
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Gregoritsch: "Ich habe blind dort unterschrieben"

Michael Gregoritsch bleibt mit dem Wechsel zu Bröndby seinen Werten treu. Was Sturms CL-Saison in den 1990ern damit zu tun hat.

Anfang Juni saß Michael Gregoritsch im Zuge des ÖFB-Camps in einer Journalistenrunde und dachte laut über seine Zukunft nach.

"Einen Wechsel in den Nahen Osten schließe ich aus. Aber alles, was in Europa auf einem guten Niveau ist, wo du vielleicht die Chance auf einen Titel hast, ist sehr reizvoll", sagte er und sprach davon, in einer kleineren Liga vielleicht einen Titel zu holen.

"Es war eine Überwindung"

Drei Monate später sitzt der Steirer wieder im ÖFB-Trainingsanzug da und lacht: "So wie ich es gesagt habe, ist es gekommen. Ich bin stolz darauf, meine Werte, die ich mir gesetzt habe, weiter zu vertreten."

Der 31-Jährige hat Mitte August Freiburg verlassen und bei Bröndby unterschrieben. Und er sagt ganz ehrlich: "Es war eine Überwindung, etwas Neues zu probieren. Ich kenne bisher ja nur die Hauptsprache Deutsch, die deutschen Gegebenheiten."

Michael Gregoritsch ist glücklich mit seinem Schritt nach Dänemark
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Michael Gregoritsch ist glücklich mit seinem Schritt nach Dänemark

"Ich habe blind dort unterschrieben, habe mir dort nichts vorher angeschaut, sondern einfach dem Ganzen vertraut."

Sturm Graz und das CL-Buch

"Es war nicht so, dass extrem viele Klubs gewartet haben", gibt er zu. Erkundigt hat er sich freilich bei Patrick Pentz, der seit zwei Jahren beim Klub aus Kopenhagen spielt.

Und dann war da noch das eine oder andere Zeichen: "Es hat damals ein Champions-League-Buch gegeben, als Sturm Champions League gespielt hat. Da war dieses Bröndby-Logo irgendwie immer direkt davor. Deswegen kannte ich den Verein schon als Kind. Diese Erinnerung ist wieder aufgekommen."

Holpriger Start

Der Start beim elffachen dänischen Meister verlief eher holprig. In der Conference-League-Quali scheiterte Bröndby trotz Gregoritsch-Tor an Strasbourg, in der Liga setzte es zuletzt zwei Niederlagen in Serie. Dem ganzen Verein sei bewusst, dass das besser ginge.

Treffpunkt ist eineinhalb Stunden vor dem Spiel. Das ist ungewohnt, aber irgendwie ist es logisch.

Für Gregoritsch selbst bedeutet es den siebenten Vereinswechsel seiner Karriere – wobei es zuletzt verhältnismäßig wenige waren.

"Die Homebase bleibt Freiburg, ich habe eine möblierte Wohnung gefunden, werde also hauptsächlich Gewand übersiedeln", verrät er.

Neue Dinge

Und wie ist es nun, erstmals als Profi außerhalb Deutschlands zu spielen?

Michael Gregoritsch gab vor neun Jahren gegen Georgien sein ÖFB-Debüt
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Michael Gregoritsch gab vor neun Jahren gegen Georgien sein ÖFB-Debüt

"Viele Dinge sind anders. Treffpunkt ist eineinhalb Stunden vor dem Spiel, egal zu welcher Uhrzeit. In Deutschland triffst du dich schon am Vormittag, bekommst drei Mal am Tag ein Essen. Das ist ungewohnt, aber irgendwie ist es logisch – ich kann ja kochen, hätte ich Kinder, würde ich den ganzen Tag mit ihnen verbringen."

Überhaupt schwärmt der 66-fache ÖFB-Teamspieler von Dänemark: "Das ganze Land ist sehr effizient und smart. Es gibt für alles eine App, die Digitalisierung in Österreich und Deutschland fehlt da schon noch. Ich habe noch keinen Geldschein gesehen, zahle alles mit Karte."

Erfolg vor Genuss

Doch das ist natürlich nicht der Hauptgrund, weshalb er sich für den Schritt in den Norden entschieden hat.

"Ich bin nicht da, um die Stadt zu genießen. Ich will am Ende sagen, dass wir zumindest alles dafür getan haben, um erfolgreich zu sein", stellt er klar.

Anfang Juni stellte er sich die Frage: "Willst du am Ende mit 300 Bundesliga-Spielen dasitzen oder sagen, du hast zum Beispiel den belgischen Pokal gewonnen? Wahrscheinlich beides geil."

Und wenn es dann ein Titel in Dänemark wird, ganz sicher auch.

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