"Lee, Lee, Lee,…!", schallte es bei jeder gelungenen Aktion – und es waren deren viele – durch die Generali Arena.
Es scheint, als hätten die Veilchen einen neuen Publikumsliebling. Doch abgesehen von Kang-hee Lee erfreuten sich nach dem 1:2 im Test gegen Hertha BSC auch die anderen drei Neuzugänge – Manprit Sarkaria, Noah Botic und Kelvin Boateng – positiver Rezensionen.
"Es ist gut, dass sie keine langen Anlaufphasen brauchen, dann gibt es keine Ausreden", sagt Dominik Fitz.
Trainer Stephan Helm ergänzt: "Es ist uns gut gelungen, die Mannschaft nur punktuell zu verändern, das macht es den Neuen leichter." Zumindest ein linker Wingback soll in den kommenden Tagen aus dem Quartett noch ein Quintett machen.
Doch was können die Neuen? 90minuten hat sich bei den Violetten umgehört.
Manprit Sarkaria

Es waren intensivere Diskussionen vor einem Freistoß aus recht spitzem Winkel. Sarkaria setzte sich gegen Fitz durch und zirkelte das Leder auch prompt ins Kreuzeck.
"Wenn er sie so reinhaut, wie gegen die Hertha, wird er den einen oder anderen mehr schießen als ich", lacht Fitz.
Der "wichtige" Wappenkuss
Nach vier Jahren ist Sarkaria, zuletzt in China, an den Verteilerkreis zurückgekehrt. Sein Tor feierte er prompt mit einem Wappenkuss.
"Es war mir sehr wichtig, den Fans zu zeigen, dass ich wieder da bin, dass ich alles für den Verein gebe", sagt der 28-Jährige. Coach Helm will bei den Gesprächen vor dem Wechsel schon gemerkt haben, "dass er zur Austria zurück will, nichts anderes".
Es war nicht die erste Transferzeit, in der die Wiener an einer Rückholaktion gebastelt haben, diesmal waren sie erfolgreich.
"Ich liebe es, mit ihm zu spielen"
"Er wird uns auf sehr vielen Ebenen besser machen", ist sich Kapitän Manfred Fischer sicher. Einerseits ist Sarkaria in der Offensive universell einsetzbar. Außerdem streicht Helm noch eine weitere Eigenschaft hervor: "Er geht in den Trainings vorne weg, hebt unser Level."
Und wenn nicht gerade über Freistöße diskutiert wird, funktioniert das Zusammenspiel mit Fitz exzellent.
"Ich liebe es, mit ihm zu spielen. Ich suche ihn gerne am Feld, weil ich weiß, dass er das Auge für den letzten Pass hat", meint Sarkaria. Fitz ergänzt: "Wir haben gefühlt fünf Jahre zusammengespielt, kennen uns in- und auswendig. Wir sind auch neben dem Platz super Freunde."
Kang-hee Lee

Die individuellen Anfeuerungsrufe sind Lee freilich nicht verborgen geblieben. "Amazing", soll er in der Kabine dazu gesagt haben.
Viel mehr kann der Südkoreaner selbst nicht sagen, zumindest versteht ihn dann nur einer: sein Übersetzer. Der Dolmetscher folgt dem Neuzugang auf Schritt und Tritt, ist im Alter von einem Jahr aus Korea nach Wien gekommen, wird als sehr akribisch beschrieben.
"Ein super Typ, er hat sich wie Lee selbst sofort in die Mannschaft integriert", erzählt Fitz.
"Obwohl die Kommunikation nicht einfach ist, hat er sofort gezeigt, dass er verstanden hat, was wir machen. Er hat eine hohe Spielintelligenz", lobt Coach Helm.
James Hollands Netzwerk half
Der 23-Jährige ist für 426.000 Euro vom südkoreanischen Zweitligist Gyeongnam gekommen. "Wir haben sehr viel investiert, um ihn zu durchleuchten", sagt Helm. Geholfen hat dabei James Holland, der den FAK im Scouting unterstützt, mit seinem großen Netzwerk.
Lee präsentiere sich als sehr offen, sehr lernwillig, berichtet Helm.
Dass er fußballerisch eine Verstärkung sein kann, war in den Testspielen schon deutlich zu sehen.
"Er ist ein spielerischer zentraler Mittelfeldspieler, hat ein super Passspiel, eine gute Übersicht, einen guten ersten Kontakt. Er kann das Spiel von hinten gut aufbauen", beschreibt ihn Helm, der Lee zudem als Option auf der rechten Position der Dreierkette sieht.
Noah Botic

James Holland hatte auch bei der Verpflichtung von Noah Botic seine Finger im Spiel.
Der 23-Jährige kam mit der Empfehlung von 16 Toren und sechs Assists in 29 Pflichtspielen in der Vorsaison ablösefrei von Western United.
Der Australier mit kroatischen Wurzeln ist ein Stürmer, der einerseits sehr beweglich ist, andererseits Knipser-Qualitäten hat.
Eine Charakterfrage
Helm sagt: "Er ist sehr giftig, extrem viel unterwegs, sehr fleißig. Wenn es Richtung Tor geht, ist er kompromisslos. Er hat immer den Zug zum Tor, schließt beidbeinig oder mit dem Kopf ab."
Auch bei Botic legten die Verantwortlichen viel Wert auf den Charakter des Neuzugangs.
"Uns ist wichtig, Persönlichkeiten zu holen, bei denen man den Fleiß und den Hunger am Platz sieht. Er fällt zu 100 Prozent in diese Kategorie", ist sich Helm sicher.
Kelvin Boateng

Das trifft auch auf Kelvin Boateng zu.
Der Stürmer ist von der Vienna aus Döbling nach Favoriten übersiedelt. Beim Zweitligisten konnte er in einigen Spielen seinen Torriecher unter Beweis stellen.
Doch er hat ein schwieriges Frühjahr hinter sich, war von Verletzungen geplagt. "Er hat länger nicht trainiert, ist mit Trainingsrückstand gekommen", sagt Helm.
Mit Physis und Aggressivität
Nichtsdestoweniger ist der 25-jährige Ghanaer ein Stürmertyp, wie ihn die Austria gesucht hat.
"Er bringt eine gute Physis mit. Wenn er in Eins-gegen-Eins-Situationen kommt, ist er sehr unangenehm zu verteidigen. Er hat auch gegen den Ball diese Aggressivität", so Helm.