"Es ist enttäuschend", gibt Trainer Max Uhlig unumwunden zu.
Nach einem 1:1 daheim und einem 1:3 im Rückspiel vor leeren Rängen in Györ gegen Maccabi Haifa ist für die Wiener Austria in der UEFA Youth League auch schon wieder Endstation.
Es war ein Kurzauftritt im Meisterweg des U19-Europacups, nur 180 Minuten lang dauerte das Comeback der Veilchen nach dem Premieren-Auftritt 2013.
Unerklärlicher Fehlstart
Letztendlich war es leistungstechnisch ein verdientes Aus, das sah niemand anders.
Die U19-Auswahl der Israelis war den Violetten in praktisch allen Belangen überlegen. Wie schon im Hinspiel verschliefen die Wiener auch im zweiten Duell den Start ins Spiel respektive die gesamte erste Hälfte.
"Wir haben es in der ersten Hälfte gar nicht geschafft, auf unser Level zu kommen", weiß Uhlig. Akademieleiter Manuel Takacs analysiert beide Duelle so: "Es waren über beide Spiele hinweg Phasen dabei, in denen Maccabi besser war, es gab ausgeglichene Phasen und vor allem im Rückspiel in der zweiten Hälfte 35 positive Minuten von uns."
Ausfälle sind keine Ausrede
Mit den U17-WM-Startern Hasan Deshishku, Ifeanyi Ndukwe und Vasilije Markovic, den verletzten Daniel Nnodim und Marcel Stöger sowie dem erkrankten Romeo Mörth musste die Austria im Rückspiel einige potenzielle Stammkräfte vorgeben.
Wenn du das nicht schaffst, scheidest du verdient aus.
Als Ausrede wollte diesen Umstand aber niemand ins Treffen führen.
"Man kann den schlechten Start ins Spiel vielleicht ein bisschen auf die vielen Umstellungen zurückführen. Aber selbst, wenn ich am Anfang ein bisschen brauche, muss ich es im Laufe der ersten Halbzeit irgendwann auf die Reihe kriegen. Das ist für mich unerklärlich", ärgert sich Takacs.
Enttäuschende Leistungsträger
Tatsächlich waren es dann just jene Spieler, die in ihrer Entwicklung vermeintlich am weitesten sind (Philipp Maybach, Konstantin Aleksa), die viel schuldig geblieben sind.
"Man sieht, dass sie selbst enttäuscht von ihrer eigenen Leistung sind", sagt Uhlig.
Für Talente wie Bruno Jerabek (16), Noel Polonkai (16) und Alan Lembakoali (15), die teilweise noch in der U16 zum Einsatz kommen, waren die Youth-League-Minuten gewiss wichtige Erfahrungen, kamen letztendlich aber wohl noch zu früh.
Eine Frage der Physis
Auch andere Spieler wirkten vor allem mit der Körperlichkeit, mit der Maccabi Haifa zur Sache ging, mitunter überfordert.
"Du kannst es dir auf internationalem Level nicht erlauben, ohne Duell-Qualität und ohne positive Emotionen in den Duellen aufzutreten. Wenn du das nicht schaffst, scheidest du verdient aus", weiß Takacs.
Uhlig ergänzt: "Wenn wir so offensiv und mutig spielen wollen, müssen wir die entscheidenden Zweikämpfe gewinnen, in den entscheidenden Momenten extrem präsent sein. Das schaffen wir aktuell nicht in jedem Spiel."
Takacs führt das zum Teil auch auf die Regelauslegung im heimischen Nachwuchs-Kick zurück: "Wenn du in Österreich diese Duell-Qualität an den Tag legen möchtest, wird dir das abgepfiffen. Den Schalter dann auf internationaler Ebene umzulegen, ist nicht einfach."
Wichtige Erkenntnisse
Was bleibt, sind einige Erkenntnisse.
Die Erkenntnis der Verantwortlichen, dass die Kadertiefe im fraglichen Alterssegment (1. Schritte bei den Profis, 2. Liga mit den Young Violets, U18-Jugendliga und Youth League) wie schon zum Saisonstart befürchtet nicht genügt hat.
Die Erkenntnis der Spieler, dass sie im internationalen Vergleich vielleicht doch noch nicht so weit sind, wie sie sich eventuell schon sehen.
Und die Erkenntnis, dass der vor wenigen Jahren eingeschlagene Weg, zusätzlich zur traditionell gepflegten fußballerischen Ausbildung mehr Wert auf die Physis der Kicker zu legen, wohl noch mehr intensiviert werden muss.
Harald Prantl