Rot-weiß-rotes Kollektiv auch für Russland in Moskau zu stark
Das unter Marcel Koller gereifte Kollektiv der österreichischen Nationalmannschaft ist mittlerweile so stark, dass auch Russland zu Hause eine verdiente Niederlage einstecken muss – auch wenn die nachlassende Kraft und die fehlende Abstimmung in der zweit
Im Vorfeld der Partie wären alle Protagonisten schon mit einem Unentschieden Russland zufrieden gewesen. Das Nationalteam unter Marcel Koller kann inzwischen jedoch auf ein dermaßen starkes Kollektiv zurückgreifen, dass der große Konkurrent aus Russland auch daheim den Kürzeren zog.
Österreich fing wie gewohnt im 4-4-2 an, bei dem Junuzovic und Janko die vorderste Front bildeten. Jedoch war im Vergleich zu den Heimspielen des Nationalteams ein kleines bisschen mehr Zurückhaltung zu erkennen. Dies war vor allem in der fünften Minute zu beobachten.
Bild 1: Arnautovic läuft an, Janko aber nicht
Hier wollte Arnautovic den rechten Außenverteidiger der Russen unter Druck setzen, musste jedoch feststellen, dass Marc Janko die Rückpassoption (grau) nicht geschlossen hatte. Mit einer kurzen Handgeste befragte er den späteren Torschützen zu dessen Laufweg, doch Janko schien ihm sagen zu wollen: „ruhiger Marko, ruhiger!"
Bei etwas höherem Spielaufbau der Russen wurde dann die bekannte Pressingfalle am Flügel ausgepackt:
Bild 2: Pressing Österreich
Den möglichen Grund für diese Verschiebung in der Pressinglinie lieferte Dragovic nach dem Spiel ab, als er anmerkte, dass Marcel Koller die Spieler davor gewarnt hatte, dass Russland „zwischen die Linien kommen will". Daher erschien es besonders wichtig, dass das Mittelfeld (allen voran Harnik und Arnautovic) die Verbindung zur Verteidigung hielt und so der Raum zwischen den Linien möglichst klein blieb.
Bild 3: Zwischenlinienraum der Österreicher bleibt eng
Wenn der Gegner allerdings mal zum Offensivpressen einlud, konnte unser Offensivpäarchen Junuzovic/Janko das meist auch ohne Verbindung zum Mittelfeld lösen. Das Ganze ging dann vor allem durch hohen Laufaufwand und intelligenter Nutzungen des Druckmoments und dazugehörigen Deckungsschatten.
Bild 4: Janko und Junuzovic setzen Russen unter Druck
In dieser Szene kommt für die Russen erschwerend hinzu, dass Innenverteidiger Berezutski an der Linie behandelt wurde und die Gastgeber in Unterzahl agierten. Vielleicht wollte Arnautovic deshalb auch, dass der Rest der Mannschaft nachrückt (Handgeste Bild 4).
Mit dem Ball versuchte die Mannschaft von Marcel Koller ihr Glück erneut mit einer ordentlichen Portion Offensivfluidität. Durch die hohe Positionierung von Fuchs und Klein konnten Harnik und Arnautovic immer wieder Positionen im Zentrum besetzen und den Gegner zumindest zum Grübeln bringen.
Bild 5: Arnautovic rutscht ins Zentrum
Schlüsselspieler im Offensivspiel war jedoch Junuzovic. Von seiner Position im Sturm wich er bei österreichischem Ballbesitz im Prinzip überallhin aus.
Bild 6: Breite Positionierung von Junuzovic ermöglicht Harnik zentrale Position
Die Ausweichbewegungen waren auch oft sehr weiträumig.
Bild 7: Junuzovic baut das Spiel auf. Harnik landet im Zentrum, diesmal wegen Kleins Position
Um jedoch erstmal in diese Regionen zu kommen, war unser Parade-Innenverteidiger-Duo gefordert. Dabei machte das Team von Marcel Koller nicht denselben Fehler wie im Hinspiel. Gegen zurückhaltende Russen war kein Abkippen von Baumgartlinger nötig; dieser konnte stattdessen durch Rautenbildung eine angenehme Spielentwicklung ermöglichen.
Bild 8: Russenpresse auf verlorenem Posten
Duch diese Staffelung war es spielend leicht, die erste Reihe der Russen zu überspielen und so in das zweite Drittel zu kommen. Dort verstanden es die Österreicher jedoch oft nicht, die richtige Entscheidung zu treffen. Oft kam der Ball zu früh und überhastet auf den Flügel und Angriffe endeten in aussichtslose Flanken. Auf Bild 9 sieht man in rot die zahlreichen Optionen den Angriff auszuspielen, stattdessen kommt der Ball auf den linken Flügel zu Fuchs, dessen Flanke keinen Abnehmer findet.
Bild 9: Österreich hat gute Angriffsbasis, entscheidet sich jedoch für den weiten Ball auf Fuchs
Ansonsten zogen sich die Russen beachtlich schnell zurück und konnten den Raum vor ihrem Strafraum rasch verknappen, wodurch der offensive Zwischenlinienraum für die Österreicher schwer zu bespielen wurde. Vielleicht lag es daran, dass Österreich sich „gezwungen" sah, voreilig auf die Flügel zu verlagern. Das eingangs beschriebene Spiel gegen den Ball funktionierte an diesem Abend jedoch um einiges besser als der eigene Spielaufbau, weshalb man trotzdem immer wieder gefährlich werden konnte und schlussendlich auch - dank Marc Janko - mit einer Führung in die Pause ging.
In der zweiten Halbzeit kam die Mannschaft von Teamchef Koller jedoch unter starke Bedrängnis. Während dem TV-Zuschauer oft nur das Geschehen vor dem Tor von Robert Almer auffällt, fingen die Unachtsamkeiten bereits viel weiter vorne an.
Die bereits erwähnten Abstände zwischen Abwehr, Mittelfeld und Sturm brachten die Österreicher in die Bredouille. Die Stürmer wollten die Russen weiterhin unter Druck setzen, doch das Mittelfeld wollte offensichtlich den defensiven Zwischenlinienraum zu den eigenen Verteidigern nicht zu groß werden lassen, weshalb die Stürmer auf sich allein gestellt waren. An und für sich kam diese Szene auch schon in der ersten Halbzeit vereinzelt vor, doch im Laufe der zweiten Halbzeit ließen zunehmend die Kräfte der Stürmer nach. Auf Bild 10 ist zu erkennen wie der Abstand zwischen den Stürmern zu groß wird und einen Pass in den rot markierten Bereich nicht mehr verhindern kann.
Bilder 10 und 11: Die Kompaktheit lässt nach - Österreich wird simpel ausgespielt: (bitte fahre mit der Maus über das Bild um den Vorher-Nachher/Effekt zu sehen)
Außerdem konnten die Russen nun mit fünf Pässen zwischen den Abwehrspielern die beiden Stürmer aus dem Spiel nehmen, da diese nicht mehr in der Lage waren die gesamte Spielfeldbreite abzulaufen. Der ballführende Russe konnte dadurch oft ungestört in die Hälfte der Österreicher dribbeln.
Bild 12: Junuzovic und Janko haben Breite nicht mehr unter Kontrolle
Das österreichische Spiel gegen den Ball ist oft ein Spiel mit dem Feuer, da die ballfernen Spieler oft sehr breit stehen und potenzielle Kompaktheit in ballnähe vorgeben, um eventuelle Konter besser ausspielen zu können. In Kombination mit den müden Beinen kamen dadurch jedoch sehr gefährliche Staffelungen zustande.
Bild 13: Abstand zwischen der linken und rechten Mittelfeldachse (rot) wird bedenklich groß
Im Anschluss an diese Szene sah sich dann schlussendlich Marcel Koller gezwungen von außen mehr Kompaktheit einzufordern, was sich dann auch prompt zu einem Ballgewinn und einem stark angesetzten Konter über Sabitzer entwickelte.
Das war vielleicht auch der Turning Point der Partie - auch wenn die Chance liegen gelassen wurde - denn danach konnte das Team von Marcel Koller wieder mehr Stabilität vorweisen und so die Russen in Schach halten. Vielleicht war dies auch zum Teil der Einwechslung von Rubin Okotie geschuldet, der für den ausgelaugten Siegtorschützen Janko kam.
Fazit:
Eingespielte Österreicher konnten vor allem in der ersten Halbzeit dort weitermachen, wo sie zuletzt aufgehört hatten. Dank guter Anpassung des Pressings konnte man die Russen fast die gesamte Spieldauer in Schach halten, auch wenn es aufgrund von nachlassender Kraft und fehlender Abstimmung im Pressing zu einer größeren Schwächeperiode kam, welche die Mannschaft jedoch in den Griff bekam. Daher ist am Ende des Tages der Sieg auch verdient und Österreich macht einen Riesenschritt Richtung Euro 2016.
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