Leichtes Spiel für Salzburg: Schwache und taktisch ausrechenbare Admira

Red Bull Salzburg hatte in der Südstadt gegen die Admira trotz Unterzahl leichtes Spiel. Die Admira erwies sich als taktisch leicht ausrechenbar. Gegen diese Admira konnte Red Bull Salzburg auch in Unterzahl nach Belieben dominieren. Eine Taktik-Analyse v

 

Für die Admira wird es in der Tipico-Bundesliga langsam aber sicher eng. Nach zwei Punkten aus drei Frühjahrsspielen schmolz der Vorsprung der Mödlinger auf den Verfolger aus Wiener Neustadt auf einen Punkt. Im vierten Spiel nach der Winterpause kam nun man ausgerechnet der Meister aus Salzburg in die Südstadt.

 

Beide Seiten starteten nominell mit einem 4-4-2 ins Spiel, wobei die Mannschaften diese sehr unterschiedlich interpretierten.

 

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Bild 1: 4-4-2 der Admiraner

 

Das 4-4-2 der Admiraner stand sehr tief und versuchte so den Gegner auf die Flügel zu leiten. Dies funktionierte jedoch nicht, wie es sich das Trainerteam Lederer/Knaller wohl vorgestellt hatte. Durch einen kontinuierlichen Aufbau konnten die beiden Salzburger Innenverteidiger - Hinteregger und Caleta-Car - ihre jeweiligen Gegenspieler Schicker und Vastic mehrmals die Spielfeldbreite auf und ab laufen lassen, um dann die dadurch entstandenen Lücken zwischen den beiden Stürmern zu bespielen. Wenn man sich jedoch einmal zu einem Pass auf den Außenverteidiger verleiten ließ, schnappte die Falle der Admira recht gut zu.

 

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Bild 2: Mittelfeldpressing der Admira

 

Toni Vastic verlässt dabei seine Position und rückt heraus, das jedoch in einem leicht bogenartigen Lauf, um den Pass auf Außenverteidiger Schmitz zu erzwingen. Danach deckt er die sofortige Rückpassoption zu Caleta-Car ab und isoliert dadurch den Außenverteidiger, der folgerichtig in dieser Szene den Ball verliert. Jedoch ist dadurch auch der Weg zum Tor sehr weit.

 


Wenn die Admira das eine oder andere Mal höher pressen wollte, fehlte es an klaren Pressing-Triggern: so wurde teilweise recht vogelwild und nicht abgestimmt höher gepresst, was folgerichtig keinerlei Ertrag hatte. Außerdem konnten die Salzburger meist durch passende Einbindung des Außenverteidigers schnell ins Gegenpressing. Andere Teams wie zum Beispiel Wiener Austria konnten diese Saison eben jenen Außenverteidiger nicht gut genug einbinden und dadurch auch nur schwer einen sauberen Spielaufbau spielen.

 

Dass die Salzburger ein intensives Gegenpressing spielen, braucht an dieser Stelle nicht noch einmal erwähnt zu werden. Folgendes Bild sollte dabei für sich sprechen:

 

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Bild 3: Gegenpressing nach Ballverlust (5gg5)

 


Im Spielaufbau war es so, dass Gulacsi und die beiden Innenverteidiger nur zu gerne den Ball weit in den Zwischenlinienraum bolzten, um dadurch in sehr schöne Gegenpressing-Situationen zu kommen. Der Plan ging zumeist auf: Bereits hoch in der Hälfte des Gegners bekamen die Salzburger schnellen Zugriff auf den Ball. Und auch sonst konnten sich die Bullen immer wieder sehr schön im offensiven Zwischenlinienraum positionieren und dadurch sehr schöne Offensivstaffelungen herstellen.

 

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Bild 4: Sabitzer im Zwischenlinien(t)raum führt zu einer Großchance für RBS

 

Und auch wenn die Salzburger diesen Raum besser nützen als so manch andere Mannschaft in der Liga, so erwischte man auch die Mozartstädter gegen die Admira das eine oder andere Mal bei weniger guten Staffelungen in der Offensive.

 

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Bild 5: schlechte Offensivstaffelung bei Salzburg

 

Hier verhalten sich alle drei Offensiven bei Salzburg stur mannorientiert und hoffen zu dritt auf einen hohen Ball hinter die Abwehr. Dieser kommt nicht an und man hat dadurch eine sehr schlechte Staffelung zum Umschalten und kann dadurch auch nicht ins Gegenpressing (rote Zone) kommen.

 

Dass die Salzburger sonst aber immer sehr schnell in das Gegenpressing kommen können, liegt vor allem daran, dass sie in Ballnähe immer kompakt stehen und möglichst viele Spieler in Richtung Ballführenden kommandieren. Dadurch können sie ihr Spiel dem Gegner aufzwingen.

 

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Bild 6: Admira und Salzburg beide extrem kompakt

 

Was auffiel war, dass in der eigenen Hälfte diese Kompaktheit nicht mehr so konsequent durchgezogen wurde und man beobachtete dadurch breiter gestreckte Staffelungen in der Defensive.

 

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Bild 7: Einwurf defensiv in der eigenen Hälfte wird nicht mehr so kompakt verteidigt.

 


Das 4-4-2 der Salzburger zeichnete sich aber nicht nur durch konsequentes, fast schon vogelwildes, Gegenpressing aus. Auch das altbekannte Offensivpressing kam mehrmals zum Vorschein, da die Admira immer wieder vereinzelte Versuche startete das Spiel von hinten heraus aufzubauen. Diese waren jedoch vor allem vor dem Platzverweis von Marcel Sabitzer nicht von Erfolg gekrönt.

 

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Bild 8: Offensivpressing RBS

 

Der Ball wird vom rechten Innenverteidiger Windbichler auf den Sechser gespielt. Dieser steht jedoch unter unmittelbarer Bedrängnis, weil Laimer (linker oberer Pfeil) aggressiv rausrückt und Druck ausübt. Ihm bleibt also keine andere Möglichkeit, als den Ball kurz auf den linken Innenverteidiger Schösswendtner prallen zu lassen. Hier kommt es aber zu einer recht eindeutigen Pressingfalle. Sabitzer, Lazaro und Laimer üben Druck auf den Ballführenden aus, Minamino und Soriano decken Passwege ab. Das Ganze endet folgerichtig mit einem Ballverlust der Sudstädter.

 

Nach 22. Minuten schien die Angelegenheit eigentlich schon entschieden: eine ängstliche Admira traute sich selber keinen Spielaufbau zu und stand im Pressing eigentlich schon viel zu tief, um gegen den umschaltstarken (Umschalten auf Defensive) Meister zu Torchancen zu kommen. Das zunächst versuchte Umspielen der Gegenpressingräume klappte mit zunehmender Spielzeit auch immer weniger. Doch dann kam wie aus dem Nichts Schiedsrichter Schüttengruber und brachte mit seiner roten Karte gegen Marcel Sabitzer ein paar neue Elemente ins Spiel.

 


Unmittelbar nach der roten Karte stellten sich die Salzburger in einem 4-2-2-1 auf, bei dem einfach Soriano alleine an vorderster Front stürmte.

 

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Bild 9: Lazaro, Soriano, Minamoto im Dreieck nach dem Ausschluss von Sabitzer

 

Doch dabei blieb es nicht. Die Mannschaft von Adi Hütter hatte noch eine kleine, aber feine Anpassung im Pressing, die es den Mozartstädtern erlaubte, weiterhin recht erfolgreich vorne Druck zu machen. Es wurde versucht, den Aufbau über Schösswendtner's Seite zu forcieren, um danach mit dem ballseitigen Flügelspieler, in dem Fall Lazaro, rauszurücken und dadurch ein situatives 4-3-2 herzustellen.

 

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Bild 10: Lazaro rückt ballseitig heraus

 

Dabei war es wichtig, dass Lazaro seine Rausrückbewegungen gut vorbereitet und präzise ausführt. Hilfreich hierbei war es, den Gegner im Bogen anzulaufen und ihn dementsprechend in eine Richtung zu lenken. Bei korrekter Ausführung kann ein Spieler dadurch Druck auf den Ball ausüben und einen Passweg verstellen und so trotz Unterzahl weiterhin offensiv pressen.

 

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Bild 11: weiter Bogen von Lazaro. Minamoto steht tief

 

Durch den folgenden Lauf kann Lazaro mit Soriano wieder eine Zwei-Mann-Front herstellen und ganz nebenbei den Ballführenden Kapitän Windbichler total isolieren. Trotz einer eigentlichen 5gg3-Überzahl stehen die Admiraner hier auf verlorenem Posten.

 

Was außerdem auffiel war, dass prinzipiell nur der rechte Flügel rausrückte, um Soriano zu unterstützen. Der linke Flügel (auf Bild 11 Minamoto) blieb tief und schaltete sich auch nicht ein, wenn der Aufbau der Heimmannschaft über die linke Seite lief. Besonders auffällig wurde das nach dem 2:0. Torschütze Minamoto tauschte mit Valentino Lazaro die Seiten und spielte fortan situativ an der Seite von Soriano. Nun war es Lazaro, der tiefer stand.

 

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Bild 12: Minamoto rückt an die Seite von Soriano, nachdem er mit Lazaro Seiten getauscht hat

 

Dass dieses ballseitige Rausschieben jedoch Lücken im Mittelfeld hinterlässt, ist spätestens seit der Analyse zum Spiel des WAC bekannt.

 

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Bild 13: Das ballseitige Herausrücken offenbart Lücken

 

Kurz nach der Pause konnte die Admira das Ganze sogar so gut bespielen, und kam sogar zu einem Elfmeter. Die Heimmannschaft, mit einem Mann mehr, musste natürlich auch mehr für den Spielaufbau investieren. Nur ganz selten konnte man jedoch die beschriebenen Lücken im Salzburger Pressing bespielen. Zu schwach und zu ängstlich war der Aufbau der Südstädter. Dass es jedoch durchaus im Bereich des Möglichen war, die Salzburger zu knacken, zeigte die 34. Minute.

 

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Bild 14: guter Aufbau Admira

 

Hier wurde der Ball kurz über die Innenverteidiger zirkuliert bis man eine ausreichend große Lücke bei den Salzburgern finden konnte. Stürmer Schicker lässt sich gut fallen und kann den Pass von Windbichler relativ frei annehmen und die Admira konnte dadurch gleich 2 Linien des Gegners überspielen. Doch dies geschah viel zu selten.

 


Wenn die eigene Mannschaft dann noch auf statische Flanken aus dem Halbfeld zurückgreifen muss - welche in den letzten Jahren in den vier Topligen insgesamt eine Erfolgsquote von einem Prozent hatten -, ist es um die Offensivbemühungen meist geschehen. Stattdessen konnte sich Salzburg auch in Unterzahl konstant in der Hälfte des Gegners festsetzen und durch offensives Pressing/Gegenpressing das Geschehen weit vom eigenen Tor fernhalten.

 

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Bild 15: Trotz Unterzahl kompakt in der gegnerischen Hälfte

 

Daraus resultierten unzählige Ballgewinne in der Hälfte der Südstädter, die sich trotz Überzahl kaum mehr befreien konnten. Und wenn einmal die Admira einen Konter starten wollte, traf man auf eine recht gut organisierte Restverteidigung bei den Mozartstädtern.

 

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Bild 16: Restverteidigung Salzburg

 

FAZIT: Leichtes Spiel für Salzburg gegen schwache Admira
Gegen diese Admira konnte Red Bull Salzburg auch in Unterzahl nach Belieben dominieren und erstaunlich viele Bälle tief in der gegnerischen Hälfte erobern. Einfachste Anpassungen genügten der Mannschaft von Adi Hütter, um mit einem Mann weniger weiter erfolgsstabil zu pressen. Dafür brauchte es nicht mal eine besonders starke Leistung, viel zu schwach und taktisch ausrechenbar präsentierte sich die Admira, vor allem was den Spielaufbau betrifft. Folgerichtig stehen die Südstädter nach 23 Runden erstmals am Tabellenende und müssen nun gehörig um den Klassenerhalt zittern.