2015

Formschwaches Österreich fährt nächsten Sieg ein

Mehr Probleme als erwartet hatte das formschwache ÖFB-Team gegen Moldawien. Die schlichte 4-1-4-1 Formation versperrte den Österreichern Wege, die sie im Hinspiel in der sehr unkompakten – weil breiten – Formation der Moldawier noch vorfinden konnten. Ein

 

Durch den Erfolg der Russen gegen Schweden konnte Österreich trotz des Sieges gegen Moldawien noch nicht fix für die Europameisterschaft qualifizieren. Das Nationalteam spielte die „Pflichtaufgabe" mehr oder weniger souverän herunter, auch wenn man sich selber unnötig das Leben schwer machte.

 

Die Moldawier agierten im Vergleich zum Hinspiel in einigen Punkten leicht verändert. Die Stürmer hatten den losen Plan, bei Abstoß von Almer zu dritt den Spielaufbau zu unterbinden – oder viel eher zu verhindern.

 

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Bild 1 – Kein Aufbau nach Abstoß von Almer

 

Das Ganze hat die Nationalmannschaft nicht weiter gestört: Diese scheinbare zwei gegen drei Situation wurde mittels hohen Ball überspielt und dann durch erneute Rezirkulation bespielt. Aus dem Spiel heraus verzichteten die Moldauer nämlich auf jegliches Pressing in der gegnerischen Hälfte.

 

Weiters war die Defensive auch formativ anders als im Hinspiel. Damals agierte der Tabellenletzte der Gruppe G in der eigenen Hälfte mit einer extrem breiten Fünferkette, bei der die Abstände vor allem zwischen Innen- und Außenverteidiger eklatant waren. Teamchef Kurteyan nannte seine Formation im Rückspiel zwar auch eine Fünferkette „mit drei zentralen Innenverteidigern", der mittlere davon, rückte in Person von Gojocari eigentlich permanent heraus, weshalb das Ganze von Herbert Prohaska auch zurecht als 4-1-4-1 beschrieben wurde.

 

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Bild 2 – 4-1-4-1 bei Moldawien

 

Die Defensive aus Moldau agierte lange nicht so breit wie es noch im Hinspiel der Fall war. Und obwohl Teamchef Koller nach dem Spiel in der Pressekonferenz meinte, dass dies keinen Unterschied ausgemacht hätte, so konnte man doch Probleme beim österreichischen Team erkennen.

 


Österreichs Spielaufbau war an und für sich wie gehabt: der Ball kam über die Innenverteidiger auf die linke Seite, auf der meist Arnautovic sehr tief stand und den Ball nach kurzer Verzögerung wieder rezirkulierte. Der Block des Gegners ist da bereits meist auf der Seite von Arnautovic. Dadurch öffnet sich ein kurzes Zeitfenster, bei der die Österreicher die andere Seite bespielen können.

 

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Bild 3 – Aufbau Österreich: man beachte den blauen Block der Gäste.

 

Nun ist dies nach einiger Zeit auch für den Gegner keine Überraschung mehr, eine erneute Spielverlagerung im zweiten oder dritten Drittel könnte darauf die Antwort sein. Normalerweise schaffen das die Jungs von Marcel Koller auch sehr ordentlich. Gestern jedoch entwickelten sich Tendenzen, welche eine erneutige Spielverlagerung fast unmöglich machten.

 

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Bild 4 – Arnautovic und Fuchs positionieren sich nicht optimal.


Hier kann man noch nicht sehen, dass die Österreicher die rechte Seite, auf die Florian Klein zuläuft, massiv überladen haben. Tatsächlich stehen auf der linken Seite nur mehr Arnautovic und Fuchs (Kreis). Arnautovic orientiert sich jedoch schon zu früh an den gegnerischen Außenverteidigern und macht auch keine Anstalten für eine Spielverlagerung auf die andere Seite. Kapitän Fuchs war einige Male sehr zaghaft in der Vorwärtsbewegung - wie in dieser Szene auch - und traute sich nicht die Breite so zu besetzten wie es nötig gewesen wäre. So standen sich zunächst Fuchs und Arnautovic auf den Füßen, bevor Fuchs dann (meist zu spät) startete und die versuchte Verlagerung nicht mehr erreichen konnte.

 

Durch Arnautovics Position resultierte dann leider sehr oft ein Fokus auf hohe Bälle, welche hinter die Abwehr des Gegners geschlagen wurden. Teamchef Koller meinte sogar rückblickend, dass er Harnik und Arnautovic im Laufe der Partie dazu aufforderte, sich an die letzte Abwehrlinie des Gegners zu orientieren, was diese auch taten.

 

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Bild 5 – Österreich will hoch hinter die Abwehr.

 


Nun hat diese Vorgehensweise einige Schwächen: der Ball, der von der Abwehr bzw. dem Mittelfeld gefordert wird, ist ein sehr schwieriger. Die Erfolgschancen stehen dementsprechend gering, dass man sowohl die Abwehr als auch den Tormann düpiert, wobei Letzteres gestern Abend ja durchaus möglich war. Hinzu kommt, dass die Spieler, die in die Tiefe starten beim – wahrscheinlichen – Ballverlust nicht mehr reagieren können. Dadurch hat Österreich gestern sogar eine Zeit lang, wenn auch nur ganz leicht, die Kontrolle über die Partie verloren. Gegen einen stärkeren Gegner kommt man so erneut in die bereits bekannten Drangphasen zum Schluss. Ein weiteres gutes Beispiel für ein solches Spiel war der Rückrundenauftakt zwischen dem FC Bayern und dem WfL Wolfsburg, welches Letztere überraschend mit 4:1 für sich entscheiden konnten.

 

Arnautovic war jedoch trotzdem weiterhin sehr flexibel in seiner Postionierung. Kapitän Fuchs konnte diese Läufe nicht ausbalancieren.

 

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Bild 6 – Arnautovic sucht die Mitte, Fuchs erneut zaghaft.

 

Dass die rechte Seite offenbar die fokussierte Seite war, zeigen auch folgende Szenen, bei denen die linke Achse Arnautovic/Fuchs scheinbar bei Ballbesitz nicht unterstützt wird.

 

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Bild 7 – Die linke Seite wird nicht überladen.

 

Alles in allem war die Position der Österreicher zwar im letzten Drittel nicht optimal, doch immer noch gut genug, um bei Ballverlusten scheinbar mühelos umzuschalten. Die Gäste hatten wenig Ambitionen nach vorne, konnten bei Ballgewinn jedoch auch nicht umschalten, da die Österreicher ihr Gegenpressingnetz schnell zumachten. Gegen einen stärkeren Gegner wären vielleicht die wenigen schlechten Postionierungen eher aufgefallen. Gegen Moldawien war dies jedoch keineswegs der Fall.

 

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Bild 8 – Junuzovic wird gefoult und der Schiedsrichter pfeift nicht? Keine Sorge. Gegenpressing regelt.

 

Aber auch sonst, war der Gegner an diesem Abend keine besonders große Gefahr, wie auch ihre biedere Positionierung bei Entlastungsangriffen zeigte.

 

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Bild 9 – Moldawien im Angriff. Naja ...

 


Ein anderes Problem im Spielaufbau der Österreicher war der abkippende Sechser. Baumgartlinger und Alaba machten dies abwechselnd. Während der eine Sechser abkippte, positionierte sich der Andere im Zwischenlinienraum des Gegners, und unterstützte dabei Junuzovic.

 

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Bild 10 – Österreich besetzt die Zwischenlinie mit Alaba sehr gut.

 

Manchmal war dieser Zwischenlinienraum jedoch weniger gut besetzt, weshalb man schnell auf die Flügel geleitet wurde.

 

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Bild 11 – Kein Spieler zwischen den Linien, Arnautovic als einzige Anspielstation.

 

Das Hauptproblem hier war jedoch, dass Baumgartlinger am Samstag-Abend sowohl als Ballverteiler als auch als Nadelspieler zwischen den gegnerischen Linien nicht den besten Eindruck machte. An dieser Stelle muss betont werden, dass er für beide Aufgaben an sich die notwendigen Fähigkeiten mitbringt, jedoch vor allem in der Rolle als aufrückenbder Sechser viel zu zaghaft nach vorne rückte, um die Zonen zu besetzen, in denen er – auch bei eventuellem Ballverlust – am Gefährlichsten ist. Dadurch wechselten sich Alaba und Baumgartlinger im Abkippen immer öfters ab, ohne dabei entscheidend ins Spiel einzugreifen. Viel mehr war es Dragovic, der durch einige Laserpässe die gesamte Abwehr der Gäste entblößte.

 

Mit Fortdauer der Partie übernahm der Kiew-Legionär den ganzen Spielaufbau und rückte weit mit nach vor, was für den österreichischen Spielaufbau ein Segen war.

 

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Bild 12 – Dragovic rückt auf.

 

Was außerdem störte, war die sehr breite Positionierung in der zweiten Halbzeit. Teamchef Koller forderte dies auch so, um die kompakte Formation der Gäste auseinanderzuziehen. Nur wer soll dies bespielen, wenn alle auf den Außen stehen?

 

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Bild 13 – Formation erfolgreich auseinandergezogen. Doch wer soll die Lücken bespielen? Junuzovic alleine?


FAZIT
Das Team von Marcel Koller, hatte größere Probleme gegen Moldawien als erwartet. Dabei ging jedoch vom Gegner offensiv keinerlei Gefahr aus. Die schlichte 4-1-4-1 Formation versperrte den Österreichern Wege, welche sie im Hinspiel in der sehr unkompakten – weil breiten – Formation der Moldawier noch vorfinden konnten. Vor allem Arnautovic suchte im Rücken seines Gegenspielers, anscheinend immer noch nach diesen Lücken. Neben den mangelhaften Spielverlagerungen war auch der Spielaufbau über den abkippenden Sechser am Samstag-Abend mangelhaft.

 

FAZIT Österreich im Spielaufbau

 

Hier wäre ganzheitlich eine Überlegung gewesen, Fuchs mit den beiden Innenverteidigern aufbauen zu lassen. Dies hätte gleich mehrere Vorteile: Arnautovic kann seine breite Position nun ohne Bedenken beibehalten; Baumgartlinger und Alaba können so beide zwischen den Linien und neben der geschaffenen Anspielstationen auch im Gegenpressing mithelfen. Man hat sowohl zentral hohe Präsenz, als auch Breitengeber welche die gegnerische Formation auseinanderziehen.

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