Hasenhüttl holt sich Herbstmeisterschaft nach Sieg im Topspiel
Wir werfen einen kleinen Blick außerhalb von Österreich nach Deutschland, wo in der zweithöchsten Spielklasse zwei Vereine mit österreichischer Beteiligung derzeit eine wichtige Rolle spielen. Da wären einerseits die von Red Bull unterstützen Lepiziger mi
Beide Mannschaften sind bekannt für ihr hohes Pressing und dementsprechend hohe Erwartungen hatte man an dieses „Spitzenspiel“. Die Leipziger spielten wie in den letzten Wochen mit einem 4-1-2-3 bei dem die drei Stürmer Boyd, Frahn, Morys oft sehr eng gemeinsam in der Mitte standen und exzessiv mit langen Bällen gefüttert wurden. Dementsprechend verwaist waren die Flügel der Leipziger. Dadurch ergaben sich einige kuriose Situationen wenn die Leipziger den Ball zu früh in die Spitze beförderten und da auf einen durchaus gut sortierten Gegner trafen.
Bild 1 – Zentral Fokus von RB Leipzig
Durch diese durchgehende Präsenz in der Mitte war es wenig verwunderlich ,dass die Ingolstädter mit ihrer Abwehr sehr eng standen (horizontale Kompaktheit).
Bild 2 – Horizontale Kompaktheit bei Ingolstadt
Potenziell standen dadurch die Flügeln offen doch Leipzig bespielte diese selten. Wenn dann musste die notwendige Breite von den Außenverteidigern Jung und Heidinger kommen. Wobei hier ein klarer Fokus auf der rechten Seite von Heidinger lag, wohl zurückzuführen auf dessen Vergangenheit als Offensivspieler. Traute man sich einmal über die Flügel durch, konnten die Außenverteidiger von Ingolstadt, Levels und Danilo, extrem schnell die Seite zustellen, wobei sie dabei oft die Abwehr verließen die dann plötzlich gar nicht mehr so eng stand. Potenziell war das ein Spiel mit dem Feuer, doch dadurch ,dass die Mannen von Trainer Zorniger am Flügel keine Unterstützung bekamen konnten die Außenverteidiger meist den Ball einfach ablaufen.
Bild 3 – Ball kommt auf außen, Danilo (Kreis) kann den Ball ablaufen. Der Abstand zum Rest der Abwehr ist jedoch riesig.
Viel mehr wurde jeder gewonnene Ball von Leipzig sofort hoch nach vorne geschlagen. Da auch beide Mannschaften im Umschalten nach Ballverlust sehr stark sind und das sogenannte Gegenpressing recht anschaulich praktizierten, traute sich keine Mannschaft wirklich gepflegtes Kurzpassspiel zu praktizieren, vor allem dann nicht wenn man den Ball gerade erobern konnte.
Bild 4 – Umschalten der Ingolstädter nach Ballverlust – Leipzig steht mit dem Rücken zum gegnerischen Tor, alle Passwege sind zu
Dadurch kam es zu einer unglaublichen Anzahl an hohen Bällen auf beiden Seiten und dementsprechend vielen Kopfballduellen und Zweikämpfen welche über das ganze Spiel über äußerst brutal bestritten wurden, hier vor allem von der Mannschaft von Bullen-Trainer Zorniger der dem Gegner eine psychologische Kriegserklärung erklärte. Ingeseamt kam es zu nicht wenig er als 108 Kopfballduellen über die gesamte Spieldauer, die meisten davon nicht im Strafraum sondern in der Hälfte der Ingolstädter (siehe Bild 5). Zum Vergleich: im Topspiel der 1. Deutschen Bundesliga, wo der FC Bayern auf Bayer 04 Leverkusen traf, gab es gerade mal 47.
Bild 5 – 108 Kopfballduelle vor allem in der Hälfte der Ingolstädter (roter Kreis)
Im Spielfluß herrschte also viel zu viel Chaos und keine der beiden Mannschaften konnte dadurch ordentlich umschalten und zum Zug kommen. Dementsprechend waren Chancen Mangelware. Wenn das laufende Spiel nun also dermaßen zerfahren ist bleiben einem nur mehr die ruhenden Bälle und das sind außer den Ecken und Freistößen auch die Abstöße der beiden Torhüter. Denn wenn der Gegner Abstoß hat, kann man sich dementsprechend positionieren und den Gegner früher oder später pressen. Hier zeigten sich klare Unterschiede zwischen den beiden Mannschaften. Trainer Hasenhüttl war natürlich bewusst, dass unter Ralf Rangnick alle Red Bull Mannschaften den Auftrag haben hoch zu pressen (auch wenn es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Standorten und Trainern gibt) deshalb hatte Tormann Özcan den Auftrag jeden Ball lang und weit auszuschießen. Dies war eine offensichtliche Anpassung an den Gegner; Ramazan Özcan gehört zu den besten Torhütern der Liga und ist mit dem Ball am Fuß mehr als solide. Doch an diesem Nachmittag waren diese Qualitäten nicht gefragt. In 90 Minuten ließ sich Özcan nur zu einem Auswurf verleiten welcher dann prompt bestraft wurde.
Bild 6 – Pressing Leizpig
Hier war vor allem Boyds Lauf interessant (roter Kreis), dieser lief im Bogen den rechten Verteidiger der Ingolstädter Levels (hier am Ball) an und machte dadurch nicht nur selber jede Menge Druck sondern stellte auch gleich die Rückpassoption zu. Der Ball konnte schnell erobert werden doch die Leipziger konnten kein Kapital daraus schlagen. Es blieb danach bei diesem einen Auswurf von Ramazan Özcan.
Anders sah es jedoch auf der anderen Seite aus: Der Leipziger Schlussmann Coltorti war bemüht jeden Abstoß zu einem der beiden Innenverteidiger Compper und Hoheneder zu bekommen. Doch dementsprechend positionnierte sich die Mannschaft von Ralph Hasenhüttl. Die Schanzer standen in einem recht klaren 4-3-3 und pressten mit drei Mann an vorderster Front (Leckie, Hartmann, Hinterseer). Diese standen jedoch viel breiter als die Stürmer bei Leipzig. Durch die konsequent kurz abgespielten Abstöße von Leipzig fanden sich die Innenverteidiger häufig in 2gg3 Situationen wieder bei denen nur mit Hilfe des Tormanns ein 3gg3 wurde. Dementprechend oft kamen die Innenverteidiger Compper und Hoheneder in Bedrängnis und konnten sich nur mit weiten Bällen oder Rückpässen zum Tormann helfen. Genau aus solch einer Situation entstand das einzige Tor des Tages.
Bild 7 – Abstoß Leipzig mit 3gg3 Situation und starkem Lauf von Hinterseer (roter Bogen) woraus das 1:0 resultierte.
Im Spielaufbau wurde der Linksfuß Compper viel öfter angespielt als sein Pendant Hoheneder. Wahrscheinlich weil der Österreicher nicht auf die selben spielerischen Mittel im Spielaufbau zurückgreifen kann wie der Ex-DFB-Nationalspieler. Comppers direkter Gegenspieler war dadurch aber an dem Tag kein geringerer als Lukas Hinterseer. Der Österreicher entpuppte sich in den letzten Monaten immer mehr als äußerst intelligenter Pressingspieler. Auch gegen Leipzig konnte er wieder einige sehr interessante Laufwege an den Tag legen mit denen er seine Gegenspieler in Verlegenheit brachte. Auch vor dem 1:0 konnte man diese beobachten (Bild 7). Durch einen gebogenen Lauf nahm er nicht nur Außenverteidiger Jung (schwarzes Viereck) aus dem Spiel sondern zwang Compper auch gleich dazu mit seinem schwächeren rechten Fuß den Ball weit auszuschießen. Dadurch schoss dieser den Ball ungenau in die Füße der Ingolstädter die schnell kontern und in Person von Pascal Groß das goldene Tor des Tages erzielen konnten.
Bild 8 – 3gg3 im Aufbau, Ingolstadt und vor allem Hinterseer mit schönem Pressing
Auch auf dem folgenden Bild kann man die 3gg3 Situationen im Aufbau und einen sehr interessanten Bogenlauf von Hinterseer beobachten mit dem er Compper dazu zwang mit dem rechten Fuß zurück zum Tormann zu spielen, auch hier konnte man den Ball danach erobern.
Bild 9 – Sprints Lukas Hinterseer, man beachte die vielen Bogenläufe auf der rechten Seite
FAZIT: Viel mehr hatte die Partie allerdings auch nicht zu bieten. Bei laufendem Ball extrem chaotisch und geprägt von hohen Bällen mit nicht weniger als 53 Fouls (9 gelbe Karten markierten einen traurigen Rekord) und bei ruhenden Abschlägen vom Tor, in der 1. Halbzeit gut pressende Ingolstädter und - aufgrund von Özcans Abschlägen - zuschauende Leipziger. In der 2. Hälfte musste Hasenhüttl aufgrund der steigenden Präsenz der Leipziger im Mittelfeld reagieren und brachte mit Bauer einen defensiven Mittelfeldspieler für Mittelstürmer Hartmann. Spätestens ab da war die Partie komplett zerfahren und auch für den neutralen Zuschauer kein Augenschmaus.