Foto: © Screenshot Sky Sport Austria

WAC weiter stark, Austria zu starr [Spiel-Analyse]

Der Wolfsberger AC konnte im ersten Spiel nach der Länderspielpause gegen die Wiener Austria klar mit 3:0 gewinnen. Lange Zeit war das Spiel ausgeglichen, allerdings konnten die Wiener gegen Ende die Angriffe der Wolfsberger nicht mehr verteidigen.

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Eine Spiel-Analyse von Simon Goigitzer

 

Wie gewohnt spielte der Wolfsberger AC in einer 4-1-2-1-2-Formation. Neben dem typischen hohen Pressing schalteten sie auch diesmal nach Ballgewinn schnell um. In der zweiten Hälfte hatten sie sogar mehr Ballbesitz im letzten Drittel und konnten sich ihre Chancen sicherer herausspielen. FK Austria Wien hingegen änderte sein System und spielte im Mittelfeld nicht mehr mit einer Raute. Die Violetten starteten in einem 4-1-4-1. Die Austria-Kicker wurden dabei zum Teil auf überraschenden Positionen eingesetzt: Zum Beispiel spielte Florian Klein als rechter Achter und Stephan Zwierschitz als rechter Außenverteidiger. Tarkan Serbest wiederum spielte in der Innenverteidigung und Dominik Fitz startete im linken Mittelfeld.

 

WAC presst, Austria zu starr im Aufbau

Typisch für den WAC ist das hohe Pressing. Auch in diesem Spiel attackierten sie die Wiener Austria hoch und versuchten den Ball weit vorne zu erobern. In den Anfangsminuten liefen die beiden Stürmer die Innenverteidiger von innen nach außen an und zwangen den ballführenden Abwehrspieler, zum Außenverteidiger zu spielen. Der Pass auf den Flügel war der „Trigger“ für die Wölfe, um aggressiv und intensiv zu attackieren. Die Achter schoben auf den ballführenden Außenverteidiger und die Mitspieler stellten die kurzen Anspielstationen zu. So konnten sie vor allem in der ersten Halbzeit die Außenverteidiger einige Male auf dem Flügel isolieren und dort auch den Ball erobern.

Vor einigen Wochen gab es die Analyse zu den drei größten Baustellen der Wiener Austria. Nun hatten die Violetten in der Länderspielpause genug Zeit, um an diesen Dingen zu arbeiten. Allerdings kam es im Ballbesitz weiterhin zu einigen Problemen, die in der Austria-Analyse erwähnt wurden. Zwar hat sich einiges verbessert, dennoch ist die Austria auch gegen Wolfsberg zu starr im Aufbau gewesen. Besonders im eigenen Drittel hatten sie in diesem Spiel wieder wenige situationsgerechte Lösungen. Zum Beispiel konnten sie sich selten aus dem Pressing der Wolfsberger herausspielen. Sie standen im Aufbau sehr eng und machten es den Gastgebern leicht, kompakt und eng zu stehen.

Abbildung 1: Ballverlust der Austria, nach dem sie zu eng im eigenen Aufbau standen.

In der 6. Minute gab es ein gutes Beispiel für das effektive Pressing des WAC und die Fehler im Aufbau der Austria. Caner Cavlan bekam den Ball vom Innenverteidiger und wurde von Romano Schmid angelaufen. Der Außenverteidiger spielte einen Pass entlang der Linie, da er keine andere Passoption hatte. Fitz konnte den Ball aber nur zurückprallen lassen. Da auch in dieser Situation Vesel Demaku und Alexander Grünwald entgegen kamen, waren sehr viele Spieler auf kleinem Raum. Allerdings waren sie auch nicht anspielbar und es gab für den Ballführenden kaum eine Option für einen längeren Pass. Zwar versuchte Fitz einen Pass hinter die Pressinglinien zu Christoph Monschein zu spielen, was in dieser Situation auch das richtige Zuspiel gewesen wäre, aber der Pass war zu ungenau und der Stürmer startete zu spät in den freien Raum hinter den Pressinglinien. So kam der WAC wieder in Ballbesitz. Daraufhin spielten sie einen vertikalen Pass, überspielten das Gegenpressing der Austria und kamen in das letzte Drittel.

Die beschriebene Szene (Abbildung 1) kam jedoch einige Male in dieser Partie vor und zeigte, wie oft die Austria die gleiche Passabfolge hatte, obwohl diese nicht erfolgreich war.

Abbildung 2: Wieder Ballverlust der Austria am linken Flügel, nach dem Cavlan nur eine Passoption hat

Diesmal bekam Cavlan den Ball von Ivan Lucic. Der Pass des Tormanns war auch auf den richtigen Fuß gespielt, jedoch war die Annahme nicht sauber. Weiters war die Körperposition nicht optimal, sodass Cavlan einiges an Zeit verlor, um den Ball zu kontrollieren und einen sauberen Pass zu spielen. Wieder wurde er von Schmid attackiert und hatte kaum Anspielstationen. Der Außenverteidiger spielte noch einmal den Pass entlang der Linie, doch diesmal konnte Michael Novak den Pass antizipieren und den Ball erobern. In der darauffolgenden Aktion konnte der WAC sogar einen Elfmeter herausholen.

 

Austria Wien verbesserte sich in der Konterverteidigung

Eine der Baustellen, die in der Austria- Analyse angesprochen wurde, war die Konterverteidigung. In den ersten Partien der Bundesliga und vor allem gegen Apollon Limassol war es klar, dass die Wiener Probleme hatten, wenn der Gegner schnell umschaltete. Durch die langsame Rückwärtsbewegung konnten sich die Gegner immer wieder aus dem Gegenpressing lösen, obwohl man in Überzahl war und sich so Chancen herausspielen. An dieser Baustelle wurde bei den Violetten während der Länderspielpause gearbeitet. Nach Ballverlust war das defensive Umschalten der Austria-Spieler viel besser. Vor allem von den drei Mittelfeldspieler gab es immer einen, der die Angriffe absicherte und somit die Restverteidigung verbesserte. Zwar geriet die Austria am Ende der Partie in mehrere Konter, jedoch versuchten sie auch beim Zwischenstand von 1:0 noch ein Tor zu erzielen und waren daher eher weiter vorne positioniert.

 

WAC weiterhin in Topform

Der Wolfsberger AC gewann nun das vierte Spiel in Folge. Sie sind nun Dritter in der Tabelle und nur knapp hinter dem LASK. Auch sah man wieder in dieser Partie was bei den Wölfen alles funktionierte. Das Pressing war sehr effektiv und sie hatten immer wieder Balleroberungen (auch im letzten Drittel). Der Aufbau mit der Viererkette funktionierte sehr gut. Die Gastgeber konnten mehrmals von hinten eine vertikalen Pass zu den Achtern spielen und somit die erste Pressinglinie der Wiener überspielen. Und wie immer waren die offensiven Umschaltaktionen sehr erfolgreich, da die Spieler in den Kontersituationen gute Lösungen fanden und sich vor allem aus dem Gegenpressing der Austria spielen konnten.

Austria Wien wiederum konnte zwar in der Länderspielpause an der Konterverteidigung arbeiten, jedoch war ihr offensives Spiel noch immer an einigen Stellen sehr starr. Oft wiederholten sie die gleiche Passabfolge und der WAC konnte immer wieder den Ball erobern. Dennoch konnten sie lange ein 0:0 halten und hatten auch Chancen in Führung zu gehen. Die Wolfsberger konnten wieder ihre Stärken zeigen und besonders im Pressing und im Umschalten (sowohl defensiv als auch Offensiv) immer wieder Akzente setzten. Gegen Ende der Partie drückten sie die Austria immer weiter in ihre eigene Hälfte und hatten dann auch im letzten Drittel mehr Ballbesitz. In den letzten Minuten des Spieles gelang des den Wölfen auch noch die Führung ausbauen.

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