U21: Erste Halbzeit legt Grundstein zum Sieg gegen Serbien [Spiel-Analyse]

Im Eröffnungsspiel der Europameisterschaft der Gruppe B konnte die österreichische U21 mit einem 2:0 gegen Serbien gewinnen. Gutes Aufbauspiel und Pressing bereiteten den Serben große Schwierigkeiten.

Eine Spiel-Analyse von Simon Goigitzer

 

Österreich begann das Spiel gegen Serbien defensiv in einem 4-4-2. In der Offensive, also in Ballbesitz, änderte sich die Grundordnung und die Österreicher bauten meist mit einer Dreierkette auf. Oft ließ sich Ivan Ljubic aus dem Mittelfeld zwischen die zwei Innenverteidiger Kevin Danso und Stefan Posch fallen. In einigen Situationen kippte auch Philipp Lienhart ab, der sich dann aber neben dem rechten Innenverteidiger bewegte. Er positionierte sich seitlich und stellte dadurch ebenfalls eine Dreierkette her. Durch die Abkippbewegungen der Sechser gab es die Möglichkeit für die beiden Außenverteidiger höher zu stehen. Dabei orientierten sich die beiden Außenmittelfeldspieler in Richtung der Mitte und bewegten sich im Halbraum. Ein Beispiel für ein Einrücken des Außenspielers gab es in der 36. Minute:

Abbildung 1: Vertikaler Pass von Ljubic zu Horvath

Durch das Aufrücken von Sandro Ingolitsch stieß Sascha Horvath in den Halbraum vor. Als Ljubic den Ball bekam, sah Horvath den Raum vor sich und mit einer kurzen Bewegung löste er sich vom Gegner und war auch nicht mehr im Deckungsschatten. Durch den Pass zu Horvath wurde nicht nur ein weiterer Gegenspieler in die Zone gelockt, sondern der Raum vor der gegnerischen Abwehr geöffnet. In diesen Raum bewegte sich auch Lienhart hinein, bekam daraufhin einen Pass zugespielt und konnte auf die serbische Abwehr zudribbeln. Danach kam es zum Abschluss zum 1:0 für Österreich. In dieser Szene zeigten die Österreicher gutes Gespür für offene Räume sowie gute Entscheidungen in eben jenen. Das Dribbling von Lienhart war der Schlüssel, um seine Mitspieler zu befreien. Ein weiteres Beispiel für das Abkippen der zentralen Spieler und den darauffolgenden Aufbau gab es in der 18. Minute.

Abbildung 2: Abkippen von Lienhart

Lienhart ließ sich neben den linken Innenverteidiger Stefan Posch fallen. Durch diese Bewegung rückte sein Gegenspieler mit aus dem Zentrum und attackierte auch noch den ballführenden Posch. Weil Sasa Lukic aus dem Zentrum herausrückte, bewegte sich der rechte Stürmer zurück ins Mittelfeld, damit die Angriffslinie nicht so einfach überspielt wird und er Ljubic decken kann. Allerdings öffnete das Herausrücken des Mittefeldspielers den linken Halbraum für Österreich. Lienhart bekommt im Halbraum wieder den Ball und kann den freien Platz vor sich andribbeln.

 

Freie Räume für die Sechser

Allerdings war das Abkippen der beiden Sechser nicht die einzige Option der Österreicher, um in die gegnerische Hälfte zu kommen und Angriffe aufzubauen. Ljubic und Lienhart bewegten sich meist sehr gut zwischen den Linien des Angriffs und des gegnerischen Mittelfeldes. Daher waren sie oft gut durch vertikale oder diagonale Pässe der Innenverteidiger anspielbar. Die sehr mannorientierte Spielweise der Serben sowie die großen Räume, die sie im Defensivspiel ließen, trugen natürlich ebenfalls dazu bei.

Abbildung 3: Diagonales Zuspiel auf Lienhart

Lienhart sah, dass die Serben ein wenig aufgerückt waren und nicht kompakt in ihrer 4-4-2-Formation standen. Er bewegte sich daraufhin geschickt in die Mitte hinter die gegnerischen Stürmer. Durch mehrere Schulterblicke in kurzer Zeit konnte er sich gut orientieren und auch sehen ob seine Gegner noch weit genug von ihm weg waren, um sich optimal aufdrehen zu können.

 

Simples, dennoch meist wirksames Pressing

Aber nicht nur im Ballbesitz, sondern auch im Pressing war Österreich sehr stark. Die U21 der Österreicher agierten mit einem 4-4-2 mit Mittelfeldpressing. Der „Trigger“ für das hohe Anpressen war der Pass auf den rechten Innenverteidiger der Serben. Meist wurde der Abwehrspieler von Zehner Xaver Schlager angelaufen und zu einer Entscheidung gezwungen. Allerdings kam es im Pressing auch einige Male zu einem Fehlverhalten: Trotz Pressing nach dem Trigger konnten die Serben den Ball einige Male zum Außenverteidiger spielen. Falls dann nicht schnell genug von der österreichischen ballfernen Seite verschoben wurde, konnte der Sechser angespielt werden und sich mit viel Raum aufdrehen.

 

Fazit

In der ersten Halbzeit sah man eigentlich das ganze Spiel: die Österreicher starteten gut und fanden immer wieder Möglichkeiten, die Schwächen der Serben in der Defensive zu entblößen. Vor allem das gesamte Mittelfeld zeigte eine starke Leistung in der Positionierung wie auch in den Entscheidungen im Ballbesitz. Auch die rote Karte spiele Österreich taktisch gesehen in die Hände, leider wurde diese jedoch mit der schweren Verletzung von Hannes Wolf sehr teuer bezahlt. Die starke erste Hälfte legte jedenfalls den Grundstein für den 2:0 Sieg über Serbien.

Der Erfolg der Österreicher hat sich auch auf das Selbstvertrauen der acht Millionen Teamchefs niedergeschlagen. Laut tipp3 trauen zwölf Prozent dem ÖFB-Team sogar den Titel zu. Doch noch ist außer einem tollen Auftaktsieg wenig erreicht, denn ein Sieg reicht nicht zum Weiterkommen. Am Donnerstag um 18:30 steigt das zweite Spiel gegen Dänemark (live auf ORF1).

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