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Bosnien verteidigt Österreichs Flügelspiel

Starke 25 Minuten konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass Österreich im Laufe des Spiels kaum Wege fand, um ins letzte Drittel zu kommen. Vom geforderten Flügelspiel blieb wenig übrig.

Eine Spiel-Analyse von Simon Goigitzer

 

Bosnien sichert gegen Spielverlagerungen ab

Bosnien/Herzegowina startete in einer 4-3-3 Formation. Im Spielaufbau ließ sich Miralem Pjanic öfters zwischen die Innenverteidiger fallen, dabei konnten die Außenverteidiger in das Mittelfeld aufrücken. Elvis Saric und Muhamed Besic besetzten dann das zentrale Mittelfeld, wobei Besic etwas höher rückte und als hängende Spitze agierte. Dzeko spielte in der Sturmspitze und versuchte dabei zwei Verteidiger zu binden. Haris Duljevic stand trotz des Aufrückens der Außenverteidiger sehr breit und war für Spielverlagerungen immer eine Anspielstation auf der linken Seite.

Bild 1: Pjanic lässt sich im Spielaufbau zwischen die Innenverteidiger fallen.

Nach 20 Minuten presste das ÖFB-Team nicht mehr so hoch und Bosnien konnte durch mehr Ballbesitz und Spielverlagerungen immer mehr Wege in das letzte Drittel finden. Gegen Ende der ersten Halbzeit konnte er auch seine Stärken in 1-gegen-1-Situation zeigen, wodurch Bosnien auch zur ersten großen Chance kam. Dzeko verpasste den Stanglpass jedoch knapp.

In der Defensive agierten die Österreicher in 4-5-1. Man attackierte in den ersten Minuten sehr hoch, zog sich jedoch dann zurück, da es zu wenig Spieler für die Absicherung gab. Danach attackierte die Elf von Foda ab der Höhe der Mittellinie. In einigen Phasen, besonders in der zweiten Halbzeit, presste man dann wieder sehr hoch in der gegnerischen Hälfte. Oft schob allerdings Duljevic in die Viererkette und bildete eine Fünferabwehr, um die Seitenverlagerungen der Österreicher auf Stefan Lainer besser abzufangen. Hinzu kommt auch, dass Lainer sehr hoch agierte und immer wieder Bälle forderte. So unterstützte der Außenspieler seinen Verteidiger.

Bild 2: Die Absicherung Duljevic gegen Spielverlagerungen und das Aufrücken von Lainer zu verhindern.

Bei Ballgewinn versuchte man sich zuerst aus dem Gegenpressing der Österreicher mit kurzem Passspiel oder mit einem Dribbling zu lösen und dann in die Spitze zu spielen. So wie beim 1:0 für die Gastgeber. Nach einem Ballgewinn in der Mitte löst sich Saric nach einer kurzen Kombination aus der Drucksituation und spielt Dzeko in die Tiefe, der dann per Schuss ins lange Eck den einzigen Treffer erzielt.

Österreich mit großen Problemen nach den ersten 20 Minuten

Im Ballbesitz spielten die Österreicher in einem 3-4-3. Valentino Lazaro, der als rechter Flügel startete, schob meistens in die Mitte und agierte als rechter Zehner, um auch Platz für Stefan Lainer auf dem Flügel zu schaffen.

Marko Arnautovic spielte anfangs eher als zweite Sturmspitze als Reaktion darauf, dass Michael Gregoritsch sich kaum gegen die bosnische Abwehr durchsetzen konnte. Dadurch war David Alaba auf der linken Seite sehr allein gelassen und konnte nicht so wie gegen Schweden mit Arnautovic kombinieren.

In den ersten 20 Minuten konnte man Bosnien allerdings sehr stark unter Druck setzen. Bei gegnerischem Ballbesitz agierte man in einem 5-4-1/-5-3-2.  Man konnte auch mehrere Bälle durch das Pressing gewinnen.  Vor allem über Arnautovic kam man in die Nähe des gegnerischen 16er, wie in der 14. Minute als sich der West-Ham-Legionär nach Ballgewinn in den rechten Halbraum bewegte und nach einem Dribbling zum Abschluss kam.

Bild 3: Das Pressing der Österreicher, wenn sich Pjanic fallen lässt, ist sehr mannorientiert.

So wie gegen Schweden presste man nach 20 Minuten nicht mehr so hoch,  vermutlich da ein hohes Pressing sehr intensiv ist und es nicht 90 Minuten möglich ist. Allerdings ließ man sich dann von den Bosniern zu sehr in die eigene Hälfte drücken und konnte sich kaum noch befreien.

Hinzu kam, dass Österreich sehr stark nachließ. Besonders im Zweikampfverhalten und in der Passquote, man traf zu oft die falschen Entscheidungen. Bei Ballgewinn nützte man die Unordnung des Gegners beispielsweise nicht aus und schaltete viel zu langsam in die Offensive. Auch gab es Situationen im Ballbesitz, in denen man Bosnien auf eine Seite lockte, jedoch dann nicht die Seitenverlagerung spielte, sondern einen Pass zwischen die Linien versuchte, obwohl Bosnien in dem Raum in Überzahl war. Außerdem war die ÖFB-Elf oft sehr statisch und bewegte sich kaum, technische Fehler kamen hinzu. Ballverluste waren die Folge, wodurch Bosnien dann rasche umschalten konnte.

 

Bild 4: Florian Grillitsch gewinnt den Ball im Mittelfeld. Durch die schlechte Mitnahme muss der Österreicher ins Dribbling gehen und verliert dadurch im Zweikampf dann den Ball. Mit Schulterblicken bevor er de Ball bekommt, kann er den freien Spieler auf der rechten Seite sehen und anspielen.

Fazit

Österreich fing sehr stark an, ließ aber nach ca. 25 Minuten nach und überließ den Gastgebern das Spiel. Man konnte kaum Wege finden, um in das letzte Drittel zu kommen. Außerdem versuchte man sehr viel über die Mitte zu spielen, was ihnen kaum gelang – obwohl Franco Foda im Interview vor dem Match eigentlich das Spiel über die Flügel forderte. Auch die Umstellung in der zweiten Halbzeit in eine Raute im Mittelfeld, um Überzahl im Mittelfeld zu generieren, half nur wenig. Bosnien hatte vor allem in Umschaltmomenten mehrere Chancen. Sie waren am Anfang mit dem österreichischen Pressing überfordert, konnten dann aber dann mit mehr Ballbesitz und flügellastigem Spielaufbau das Spiel unter Kontrolle halten und das Spiel im Endeffekt auch verdient gewinnen.

 

Die Analyse von Franco Foda & Marko Arnautovic

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