Österreichs Probleme gegen Nordirland [Spielanalyse]
Im ersten Spiel der Nations League verlor die österreichische Nationalmannschaft gegen Bosnien. Mit vertikalem Umschaltspiel und Flügellastigem Spielaufbau konnten sie gegen Nordirland den ersten Sieg in das neu eingeführte Turnier einfahren.
Eine Spielanalyse von Simon Goigitzer
Österreich startete in das zweite Nations-League-Spiel mit einem 4-4-2. Bei gegnerischem Ballbesitz übten die Gastgeber ein Mittelfeldpressing aus. Das heißt, sie attackierten in der gegnerischen Hälfte und die beiden Stürmer Marko Arnautovic und Guido Burgstaller stellten dabei Oliver Norwood zu, der bei den Nordiren als Sechser agierte. Die Gäste versuchten meistens Norwood anzuspielen, sodass der Sechser in die Spitze oder einen diagonalen Ball auf die Flügel spielen konnte. Falls Norwood zugestellt wurde, spielte man hoch in die Spitze oder spielte gleich den diagonalen Pass auf die andere Seite. Jedoch wurden einige Pässe von Andreas Ulmer abgefangen. In der Defensive agierten die Nordiren mit einem Stürmer, der den ballführenden Innenverteidiger attackierte und dabei den zweiten Innenverteidiger in den Deckungsschatten stellte. Die zwei österreichischen Sechser, Stefan Ilsanker und Peter Zulj, wurden zugestellt. Norwood hatte Burgstaller meist in Manndeckung, dieser ließ sich öfters in den Zehnerraum fallen. Beim Umschaltspiel in die Offensive spielten die Österreicher schnell vertikal nach vorne. Man wollte mit Pässen in die Spitze oder Dribblings in den freien Raum die Unordnung der Gegner ausnützen. So entstand auch das 1:0 nachdem Österreich in der eigenen Hälfte den Ball erobert und Peter Zulj einige Meter dribbelte. Danach spielte er eine Pass in die Tiefe zu Arnautovic der die Führung erzielte.
Österreichs Probleme im Spielaufbau
Besonders in der ersten Halbzeit hatte Österreich einige Probleme im Ballbesitz. Zwar konnte man wieder gut das eigene Flügelspiel durch Stefan Lainer und Ulmer forcieren, doch im flachen Spielaufbau und in der gegnerischen Hälfte funktionierte nicht viel. Die Gäste aus Nordirland versuchten den Spielaufbau von Österreich eher auf Sebastian Prödl zu leiten.
Wie zum Beispiel in dieser Szene in der 24. Minute. Josh Magennis lief Prödl diagonal an und stellte dabei Martin Hinteregger in den Deckungsschatten. Der Innenverteidiger wurde daher gezwungen nach vorne zu dribbeln. Es gab mehrere ähnliche Situationen und Prödl löste das Pressing meisten mit einem hohen Ball auf die Stürmer. Nur vereinzelt versuche er vertikale Pässe auf Burgstaller oder Valentino Lazaro, die aber nicht ankamen. Aber auch andere Situationen löste der Legionär nicht gut.
Zum Beispiel in der im Foto dargestellten Szene in der 65. Minute. Hinteregger wieder zugestellt und Prödl dribbelte den freien Raum vor sich an. Jedoch zögerte er dabei und fand auch keinen Mitspieler für ein vertikales Zuspiel. Dadurch musste er zu Lainer passen. Dies war ein Zeichen für die Nordiren zum Pressen. Dadurch, dass es keine Passoptionen für den rechten Außenverteidiger gab, gewannen sie den Ball und konnten einen Konter starten.
Falls man den Spielaufbau nicht über die Flügel spielte, sondern versuchte, über die Mitte aufzubauen, kam es zu Pressingsituationen für die Gäste und Österreich musste mit einem hohen Ball klären. Oberhalb sieht man, wie Ilsanker von Hinteregger angespielt wurde. Durch die Annahme kann der nordirische Mittelfspieler den Sechser unter Druck setzen und ihn zu einen Rückpass zwingen. Durch den Rückpass wird auch Hinteregger in eine Drucksituation gebracht und muss einen hohen Ball spielen. In der zweiten Halbzeit kam es zu einer ähnlichen Situation, jedoch konnte Ilsanker mit einem Chipball auf den Flügel die Situation auflösen.
Auch in der gegnerischen Hälfte konnten die Österreicher im Ballbesitz nicht oft die richtigen Entscheidungen treffen. Falls die erste Angriffslinie überspielt worden war, fand man schwer Lösungen, um den tiefen Abwehrblock zu überspielen. Dies passierte zum Beispiel in der 8. Minute. Ilsanker bekam den Ball von Ulmer. Der Sechser machte zwar Schulterblicke, um sich zu orientieren, doch er schaute nicht wo er den Ball nach der Annahme hinpassen könnte. Denn Lainer war im rechten Halbraum frei, jedoch spielte er zu Ulmer zurück und die Gäste konnten herausattackieren.
Positive Ansätze
Allerdings gab es auch viele positive Lösungen im Spielaufbau bei den Österreichern. Mehrere Male konnte man die erste Angriffslinie mit einem Chipball auf den Flügel überspielen. Auch Heinz Lindner schaffte mit einem Pass auf den Flügel die Drucksituation aufzulösen. Hinzu kam, dass die Österreicher einige Male das herausattackieren der gegnerischen Mittelfeldspieler ausnutzten und den Raum hinter ihnen bespielten. Wie in der 26. Minute als sich Sabitzer fallen ließ und dabei einen gegnerischen Spieler mitzog.
Die österreichische Nationalmannschaft weißt noch vor allem im Spielaufbau sehr viele Stellen auf, wo sie sich verbessern können. Besonders wenn man gegen einen tief stehenden Gegner spielt, die die zentralen Spieler zustellen. Jedoch konnten sie über die Flügel viele Drucksituationen auflösen und durch ihr vertikales Umschaltspiel das 1:0 erzielen.
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