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Angepasste Austria schlägt veränderte Bullen mit Kontertaktik [Spielanalyse]

Mit einer starken Leistung im Konterspiel schoss die Austria die Salzburger Gäste im Wiener Neustädter Ausweichstadion 4:0 ab. Das Ergebnis fiel wohl für die nicht so schlechte Leistung der Salzburger etwas zu hoch aus.

Von David Goigitzer

 

Die Austria begann im 5-2-3-Mittelfeldpressing und versuchte primär Pässe ins Zentrum zuzustellen. Erst nach Salzburger Pässen auf die Halbverteidiger wurde richtig gepresst. Aus etwas tieferer Position kamen dann die Flügelverteidiger angerauscht, die die gegnerischen Wingbacks attackierten. Da aber Takumi Minamino und situativ Amadou Haidara immer wieder einrückten, war die Zuordnung nicht ganz klar und die Wingbacks mussten immer mit einem Gegner im Rücken rechnen. Diese Entscheidungskrisen ließen Florian Klein und Stefan Stangl stets etwas zögern. Der Zugriff auf die Salzburger war also nicht immer gegeben und vor allem die erste Aufbaulinie hatte nun immer recht viel Zeit und Platz um Entscheidungen zu treffen. Enock Mwepu bewegte sich klug und konnte entweder für sich selbst oder auch für Schlager Passwege öffnen. Vor allem bei Ballbesitz am Flügel unterstützte er gut, während er im Zentrum wenig an den Ball kam, aber eben Passwege zu Schlager öffnen konnte. Im letzten Drittel war deutlich, dass es bei den Salzburgern noch nicht diese ausgeklügelten Mechanismen wie in der Stammformation, dem 4-Raute-2, gab.

 

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Die Austria ist hier dicht im Zentrum und möchte Salzburg auf die Seite leiten.

Im Ballbesitz agierte die Austria im 3-2-2-3 und zeigte sich sehr variantenreich in den Positionierungen. Die sehr hoch agierenden Wingbacks, die bis in die letzte Linie schoben, machten Platz im Zentrum für die kreativen zentralen Spieler auf. Klein zeigte interessante Bewegungen nach innen, die Platz öffneten für Sprints von Fitz in die kreierten Räume. Nach Demakus Verletzung agierte Madl im zentralen Mittelfeld und der Spielaufbau wurde bei den Austrianern etwas flügellastiger, wenngleich De Paula einige gute Aktionen mit Seitenwechseln, wie auch passende Positionierungen zeigte. Jedoch musste die Austria öfter als lieb über die Flügel spielen, wo man leichter eingekesselt werden konnte.

Gäste sehr verändert

Red Bull Salzburg verteidigte im tiefen Mittelfeld und im eigenen ersten Drittel im 5-4-1, meist aber im 5-2-3, genauso wie der Gegner. Die Salzburger pressten aber auch den zentralen Innenverteidiger an und zwangen die Austria öfters zu Rückpässen. Unterstützung durch Entgegenkommen der Sechser der Austrianer wurde mannorientiert verfolgt. Die Salzburger schafften es sehr gut, den Austria Spielaufbau von der Mitte wegzuhalten. Obgleich Fitz teilweise durch zurückfallende Bewegungen Überladungen im Zentrum kreierte und beim Lösen dieser Situationen half. Die Auswechslung Demakus bei der Austria verschlechterte den Spielaufbau der Wiener und vereinfachte die Arbeit der Salzburger, die nun öfters in Pressingsituationen auf dem Flügel kamen und einfacher Bälle gewinnen konnten.

In einem 3-3-4 wollten die Salzburger das Pressing der Austria zerspielen. Dabei zeigte man sich an der generellen Ausrichtung etwas anders auf den jeweiligen Seiten, was die prinzipiellen Positionierungen anging. Auf rechts agierten teilweise Gulbrandsen und Haidara gemeinsam in der Breite, Haidara hielt nicht konsequent die Mitte, sondern kippte immer wieder weit raus und schob auch nach vorne. Dies öffnete Pass- und Dribbelwege für Pongracic. Das Mittelfeld, bestehend aus Minamino, Schlager und Mwepu, agierte öfters breiter auseinander als man es von der Raute beim 4-1-2-1-2 gewohnt war. Der Zehnerraum sollte eher flexibel als fix von einem Spieler besetzt werden, was jedoch nicht immer sauber gelang. So konnte zum Beispiel die Idee eines diagonalen Flachpasses von Caleta-Car in ebenjenen Raum. Dabburs Bewegungen kreierten bisweilen eine Raute, dies ging jedoch nur wenn Gulbrandsen ins Zentrum rückte und Haidara die Flügelstürmerposition übernahm.

 

Caleta-Car hat gerade den diagonalen Pass in den Zehnerraum gespielt. Nur: Weder Dabbur noch Daka haben sich hier klar positioniert, der Ball wird verloren.

In der 29. Minute verlor Mwepu den Ball, als man den Ball gewann und ihm nicht schnell genug gute Optionen zum Abspiel gab. Der junge Mittelfeldspieler spielte dann einen Fehlpass zu Prokop, jener spielte zu den in den Strafraum startenden Monschein, der mit dem ersten Torschuss gleich die Führung erzielte. Nur sieben Minuten später war es erneut Mwepu der den Ball verlor. Aus einem blitzschnellen Konter erzielten Prokop und Monschein das 2:0. Diese Aktion könnte indikativ sein für die nächste Saison: Austria-Schnellangriffe sind aufgrund des Spielermaterials ein potentiell sehr passendes und wirksames Mittel. Die Salzburger waren jedoch weiterhin die Mannschaft in Kontrolle, wenngleich man vor allem im höheren zweiten Drittle unsaubere Positionierungen und Passfolgen hatte, sodass es nicht immer einfach war vorne durchzubrechen. So ging man mit 2:0 in die Pause.

Austria kontert im letzten Drittel zahnlose Salzburger aus

Auch in Halbzeit zwei zeigte sich ein ähnliches Bild: Das Salzburger Positionsspiel war unsauber, weswegen man nie wirklich gegen die dicht gestaffelte Austria Abwehr durchkam. Tiefere Unterstützungsbewegungen von Dabbur halfen zwar teilweise, dennoch war das Timing im Anbieten, sowie die Positionierungen nicht immer optimal. Den Salzburgern fehlte es teilweise an der großen Anzahl der Optionen, die sie oft in dieser Saison hatten. Natürlich war nicht alles schlecht bei den Mozartstädtern, die dennoch interessante Aktionen hatten und zum Beispiel durch einen tollen pass in die Tiefe von Schlager zu einer Torchance für Dabbur kam. Der junge österreichische Mittelfeldspieler Xaver Schlager zeigte einmal mehr eine starke Partie, kontrollierte den Rhythmus seiner Mannschaft und war stets anzuspielen. Trotz der guten Leistung Schlagers wog das stets unvollendete Angriffspiel der Salzburger an diesem Tag mehr, weshalb man in dieser Partie zu keinem Tor mehr kam. Die Austria hingegen erzielte durch Stronati nach eienr Freistoßflanke sogar das 3:0 in der 57. Minute. Kurz vor Ende der Spielzeit fuhr die Austria einen Konter aus einem tiefen Ballverlust und Dominik Fitz krönte sein Startelf-Debüt mit einem Tor. Der junge Mittelfeldspieler zeigte gute Ansätze seines Könnens.

 

Die Salzburger verloren hoch, die Leistung war jedoch keinesfalls sonderlich schlecht. Von der Intensität wie auch von der Unsauberkeit her wirkte es wie ein Testspiel für die Salzburger. Die Austria zeigte ebenfalls potentielle Ideen für nächstes Jahr.

 

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