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HSV-Analyse: An welchen Schrauben Rapid vor dem Saisonstart noch drehen muss

In einem herausfordernden Test verlor Rapid gegen den Hamburger SV mit 1:2. Die deutschen Gäste zeigten eine dominante Vorstellung, während die Hausherren vereinzelt gute Phasen hatten, das Spiel jedoch nie komplett in den Griff bekamen. 90minuten.at hat einige Aspekte des Rapid-Spiels genauer analysiert.

Eine Spielanalyse von Simon Goigitzer

 

Hohes Anlaufen im 4-2-3-1

Gegen das Hamburger 4-3-3, die den Torwart Jan Pollersbeck fokussiert einbanden und der sich teilweise auf einer Höhe mit den Innenverteidigern bewegte, wollten die Hütteldorfer früh stören und den Spielaufbau unter Druck setzen. Vor allem zu Beginn zeigten die Rapidler öfters Situationen im Angriffspressing, man formierte sich dabei in einem 4-2-3-1. Deni Alar agierte hier als Keil und sollte den Gegner auf eine Seite lenken, dabei nutzte er Bogenläufe, um mit seinem Deckungsschatten Passwege abzuschneiden. Christoph Knasmüllner, der bei Rapid den Zehner gab, agierte mannorientiert gegenüber den Hamburger Sechser Matti Steinmann und versuchte dessen Einfluss zu verringern. Der junge Stratege war jedoch nur sehr schwer in den Griff zu kriegen, adaptierte seine Position stets im Detail, um frei zu werden und löste sich schnell wieder vom Ball, um Zugriff auf ihn zu verweigern.

Auf den Flügeln agierten Berisha und Murg wechselhaft und fanden nicht immer den geeigneten Zeitpunkt, die Hamburger Innenverteidiger unter Druck zu setzen. Diese waren nämlich tatkräftig am Spielaufbau beteiligt, fast jeden Abstoß spielten die Norddeutschen kurz. Wenn Rapid jedoch einmal intensiv ansprintete, kamen auch die spielstarken Hamburger in Probleme. Die besten Pressingszenen zeigte Rapid dann, wenn man entschlossen agierte und auch mit etwas Risiko mutig nach vorne rückte. Die zögerlichen Momente der Grün-Weißen wussten die Gäste schnell und gut zu nutzen.

In tieferen Zonen nutzte Rapid ein 4-1-4-1 und wollte das Zentrum verdichten, aber auch die Flügel weiterhin doppelt besetzen. Mateo Barac zeigte sich hier in der Endverteidigung stark, während sich die Halbräume hinter den Achtern immer wieder als bespielbar offenbarten. Die Hamburger positionierten sich klug, Matti Steinmann diktierte das Spiel und fand stets den richtigen Pass in die Zonen neben Schwab. Situativ zeigte man auch 4-4-2 Staffelungen, wenn die Achter aus der Formation stachen um den Ballführenden zu attackieren.

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90minuten.at-TV: Mateo Barac stellt sich vor

Angriffsspiel

Im Spiel mit dem Ball zeigte Rapid viel Altbekanntes – positiv wie negativ. Im Aufbau wurde Richard Strebinger immer wieder eingebunden, wenngleich nicht annähernd so fokussiert wie beim HSV. Der junge Torwart zeigte jedoch immer wieder Probleme in seiner Orientierung und sah manchmal simple Verlagerungen nicht und musste dann manchmal den Ball hoch nach vorne schlagen, obwohl bessere Möglichkeiten bereit gewesen wären.

Ambitioniert zeigte sich Neuzugang Mateo Barac, der immer wieder scharfe Pässe in den Zwischenlinienraum bringen wollte. Nicht immer waren diese mit dem richtigen Timing gespielt, mit Fortdauer der Spielzeit wurden diese Pässe jedoch immer besser. Man darf nicht vergessen, dass Barac erst ein Training bei Rapid absolvierte, sodass die Kommunikation (auf allen Ebenen) noch sehr weit vom Optimum entfernt ist. Der Kroate scheint jedoch eine Verstärkung zu sein.

Schwab war wie so oft der Stratege, während Dejan Ljubicic spielerisch Helfer war und immer wieder gute hohe Verlagerungen auf den nach vorne ziehenden Boli Bolingoli spielte. Marvin Potzmann auf der anderen Seite zeigte sich eher unauffällig, hatte auch eine andere Rolle als sein Gegenüber.

Problematisch war für Rapid, dass sie nur selten die Anbindungen in den Zehnerraum fanden. Dort, wo noch in der vergangenen Saison Wandspieler Joelinton agierte, war nun der eher spielmachende Knasmüllner zu finden. Der Ex-Admiraner wurde jedoch selten eingebunden und fand kaum ins Spiel, wirkte jedoch auch etwas müde.

Deni Alar zeigte sich im Strafraum mit guten Bewegungen, dafür ist er auch bekannt. Die Anbindung zum Flachpassspiel fand er jedoch selten, und dies war schon bei seiner ersten Rapid-Zeit ein Problem. Ob die Verantwortlichen bei Rapid einen neuen Plan für Alar haben, wird sich erst zeigen.

Thomas Murg und Veton Berisha zeigten ein gutes Spiel und fanden einander immer wieder. Vor allem Murg sorgte mit diagonalen Dribblings und Pässen in den Strafraum zum von außen diagonal nach innen startenden Berisha, immer wieder für Gefahr. So entstanden auch die größten Chancen der Rapidler.

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Fazit

„Mit dem Ergebnis bin ich unzufrieden, die Leistung hat aber gepasst“, meinte Trainer Goran Djuricin in der Pressekonferenz nach dem Spiel. Die Hamburger dominierten die Rapidler über lange Phasen und zeigten ein sehr gutes strukturiertes Ballbesitzspiel. Die Leistung der Hütteldorfer war zwar in Ordnung, aber es gibt noch einige Schrauben, an denen das grün-weiße Trainerteam vor Saisonstart drehen sollte.

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