Sturm nützt Rapids Ballbesitzfehler nicht aus [Spielanalyse]

Rapid Wien konnte gegen ein tiefstehendes Sturm Graz nicht viele Chancen herausspielen und die Gäste nützten ihre Kontermöglichkeiten nicht aus.

Eine Spielanalyse von Simon Goigitzer

 

Rapid Wien begann, wie gewohnt, in ihrem Spielaufbau mit einem 4-2-3-1. Die beiden Sechserpositionen wurden, wie letzte Woche, von Stefan Schwab und Manuel Martic besetzt. Durch das tiefstehende Sturm Graz, das in einem 5-4-1 verteidigte, hatten die Wiener in sehr vielen Ballbesitzphasen in der eigenen Hälfte einen drucklosen Spielaufbau. Sturm attackierte erst ab der Höhe der Mittellinie und versuchte vertikale Zuspiele ins Zentrum zu verhindern. Schwab und Martic bewegten sich auch im Spielaufbau sehr tief. Meistens vor der Pressinglinie oder der Mittelfeldreihe der Gäste. Dadurch wurde kaum der Zwischenlinienraum in der Mitte besetzt. So konnten nicht viele vertikale Pässe gespielt werden. Falls die Sechser den Ball hatten versuchten sie, vor allem in den Anfangsminuten, aus dem Halbraum einen diagonalen Seitenwechsel zu spielen. Auch schoben die Außenverteidiger sehr hoch und die äußeren Mittelfeldspieler positionierten sich dann meistens im Halbraum. Rapid hatte jedoch große Probleme überhaupt oft in das letzte Drittel oder auch zum Abschluss zu kommen. Der einzige Torschuss der Wiener war auch nur nach einer Standardsituation, der Schuss konnte aber auf der Linie geklärt werden.

 

Entscheidungs- und Ausführungsfehler im Ballbesitz von Rapid Wien

Die Grün-Weißen hatten, vor allem in der ersten Halbzeit, viel mehr Ballbesitz. Allerdings machten sie im mittleren Drittel oder im Übergang zum letzten Drittel mehrere Fehler in der Ausführung, sodass es zu Fehlpässen kam.

In der 13. Minute kam es, wie hier oberhalb illustriert, zu einer Szene in der Schwab den Ball bekam und durch eine Passantäuschung sich von zwei Gegenspieler lösen konnte. Dann versuchte der Kapitän der Wiener einen Pass zu Boli Bolingoli Mbombo zu spielen, der jedoch abgefangen wurde. Somit wurde der Ball, während die meisten Mitspieler in der Vorwärtsbewegung waren, verloren. Schwab hätte nach der Täuschung die Möglichkeit gehabt, den Ball auf die andere Seite zu verlagern. Thomas Murg schuf auch durch seinen Lauf in die Tiefe, Raum für Mert Müldür. Nach einer Seitenverlagerung hätte der Außenverteidiger auch gleich ein diagonales Dribbling Richtung gegnerisches Tor starten können. Andererseits gab es auch die Möglichkeit zum eigenen Außenverteidiger auf der linken Seite zurück zu spielen, um dann das Spiel neu aufzubauen. Aber dies war nicht einzige Szene, in der man in der Vorwärtsbewegung den Ball verlor.

 

Bolingoli bekam den Ball und stand durch seine Ballmitnahme mit seinem Rücken zum Tor. Stephen Auer begann den Mittelfeldspieler dann zu vorderlaufen. Der Flügelspieler versuchte  mit einem Pass in die Tiefe zum Außenverteidiger zu spielen, jedoch wurde auch dieser Pass geblockt. Sturm Graz konnte zwar keinen Konter starten, aber man hätte diese Situation besser auflösen können. Entweder hätte Auer nicht Vorderlaufen sollen und sich besser Richtung linken Flügel orientieren sollen, sodass er für Bolingoli eine bessere Anspielstation wäre. Oder Auer sprintete trotzdem in die Tiefe und Maximilian Hofmann bewegte sich schneller in die Richtung vom Ballführenden, damit Bolingoli nicht nur den Außenverteidiger als einzige mögliche Anspielstation hat. 

Sturm verfehlt knapp die Führung

Die Wiener hatten zwar über das ganze Spiel mehr Ballbesitz, jedoch hatten die Grazer auch sehr viele Möglichkeiten durch Konter. Immer wieder gab es durch Ballgewinne im Mittelfeld die Möglichkeit in das letzte Drittel zu kommen. Hinzu kam, dass sich Graz gut aus dem Gegenpressing der Grün-Weißen herauslösen konnte.

In der 63. Minute kam Graz, nach einem herausgespielten Konter, zu einem Stangenschuss von Peter Zulj. Nachdem die Gäste im eigenen Sechzehner den Ball eroberten, konnten sie sich mit zwei kurzen Pässen aus dem Gegenpressing der Gastgeber lösen. Danach wechselte man die Seite auf Otar Kiteishvili der durch sein Dribbling nicht nur zwei Spieler band, sondern sehr viel Raum gewann. Als er in das letzte Drittel hineinlief konnte er auf den hinterlaufenden Thomas Schrammel spielen. Der Außenverteidiger sah Zulj, der sich sehr gut hinter Hofmann und Schwab bewegte. Per diagonalen Pass wurde der Nationalteamspieler angespielt, der sich aufdrehte und mit seinem Schuss die Stange traf. Somit blieb es auch weiterhin beim 0:0.

 

Der SK Rapid Wien hatte, vor allem in der ersten Halbzeit, viel Ballbesitz, konnte aber nicht oft in das letzte Drittel kommen, um zum Abschluss zu kommen. Viele Entscheidungs- und Ausführungsfehler führten zu Ballverluste, wodurch auch Graz kontern konnte. Allerdings kamen auch die Grazer, außer neben dem Stangenschuss, nicht oft zu Abschlussmöglichkeiten.

 

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