Foto: © Screenshot Sky Sport Austria

SKN lässt Austria nicht ins letzte Drittel [Spielanalyse]

Die Wiener Austria konnte einige gute Akzente im Ballbesitz setzen, kam aber nicht oft genug in das letzte Drittel. Das Überraschungsteam der Liga, der SKN St. Pölten, bleibt somit weiter ungeschlagen.

Eine Spielanalyse von Simon Goigitzer

  

Die Niederösterreicher starteten sowohl in der offensive auch als in der Defensive mit einem 5-3-2. In den Anfangsminuten des Spiels kam man nicht wirklich zu einem ruhigen Spielaufbau. Der Ball wurde eher hoch nach vorne gespielt. Das lag aber auch daran, dass die Austria vor allem, falls Tormann Christoph Riegler den Ball hatte, die kurzen Anspielstation zu stellte und die St. Pöltner zum hohen Ball zwangen. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit traute man sich mehr zu und versuchte flach herauszuspielen. Im Ballbesitz schoben die Außenverteidiger hoch. Roko Mislov und Dominik Hofbauer bewegten sich im Sechserraum und Daniel Luxbacher rückte in den Zehnerraum. Hofbauer ließ sich in den Halbraum fallen, um Überzahl auf der jeweiligen Seite zu schaffen und für den Innenverteidiger eine Anspielstation zu sein. Die hohen Pässe schlug man vor allem zu Kwang-Ryong Pak, der durch seine Zweikampfstärke die Bälle auch öfters halten konnte. Außerdem konnte er sich auch vom Gegner gut lösen wie in der 14. Minute. Luca Meisl dribbelte in den Halbraum hinein. Ryon Pak kam entgegen und zog seinen Gegenspieler mit. So öffnete er für sich hinter dem Innenverteidiger Raum für den hohen Ball in die Tiefe.

Durch das entgegen kommen von Ryong Pak entsteht Raum hinter der Abwehr, der durch einen Chipball bespielt wurde.

Allerdings lag beim SKN die Konzentration im Umschaltspiel in die Offensive. Bei Ballgewinn wurde versucht aus dem Gegenpressing der Austria heraus zu kombinieren, um dann den tiefen Pass zu spielen. Dabei sprinteten die Stürmer schon in die Tiefe, um Raum für den Ballführenden zu öffnen oder als Anspielmöglichkeit zu dienen. So wie in der 65. Minute: nach einem Fehlpass im Spielaufbau der Austrianer eroberte Pak den Ball. Nach einem Doppelpass mit Hofbauer konnte er Richtung 16er dribbeln und versuchte mit dem rechten Außenrisst einen Stanglpass in die Mitte zu spielen, der jedoch abgefangen wurde. Bei Ballverlust agierte man eher gleich defensiver und ging nicht wie die Wiener ins Gegenpressing. Sie schoben eher sofort zurück und schlossen die Räume hinter der Abwehr. Im Ballbesitz der Austria agierte der SKN in einem 5-3-2 oder 5-2-1-2, da Luxbacher sich auf Uros Matic konzentrierte und öfters aus dem dreier Mittelfeld herausrückte. Sie attackierten erst ab der Höhe der Mittelline und verschoben sehr mannorientiert. Dabei sollten die drei Mittelfeldaktuere der Austria gedeckt werden, sodass sie nicht anspielbar sind. Und dadurch leiteten sie die Gäste auch auf den Flügel. Vor allem bei Alexander Grünwald funktionierte das sehr gut, da er sehr wenige Bälle in dem Spiel bekam.

Mannorientiertes Pressing von St. Pölten. Ballferner Halbraum jedoch sehr viel Platz.

Oft rückten sie auch sehr auf die Seite, sodass der ballferne Halbraum bespielbar war. Die Austria nutzte das einige Male auch aus, um sich so leichter aus dem Pressing lösen konnte.

 

Austria in der Offensive zu ungenau

Die Austria begann im Spielaufbau mit einer Dreierkette. Grünwald agierte als Zehner hinter den zwei Stürmern und bewegte sich meistens zwischen den Linien. Der Sechserraum wurden meistens nur von Thomas Ebner besetzt und Matic rückte vor und agierte als Achter in den Halbräumen. Dadurch, dass sich Matic oft von Luxbacher lösen konnte, bekam er öfters Bälle von den Innenverteidigern. Durch seine Schulterblicke sah er, dass oft viel Zeit hat und sich aufdrehen konnte.

Matic steht im Halbraum und wird vom Innenverteidiger bespielt.

Aber Matic rückte nicht immer nur vor, sondern ließ sich auch situationsbedingt in den Sechserraum fallen. Das erkannte dann Ebner und er selber rückte dann weiter nach vorne, sodass Matic mehr Platz hatte. Durch das sehr weite Verschieben der St. Pöltner war der ballferne Halbraum fast immer bespielbar. Vor allem Florian Klein löste sich mit Chipbällen aus engen Räumen auf die andere Seite. In der 17. oder 26. Minute stand Matic im Halbraum und wurde von Klein angespielt. So konnte man sich aus dem Pressing lösen, im Ballbesitz bleiben und den die Seite verlagern. Durch die breit stehenden Außenverteidiger war dann auch noch eine zusätzliche Anspielstation. Jedoch gab es einige Male wo der Halbraum nicht bespielt wurde. Vor allem durch Michael Madl in der ersten Halbzeit.

Chipball zu Matic wird nach schlechter Körperposition nicht gespielt.

Michael Madl wird auf der Höhe der Mittellinie attackiert und mit seiner Annahme und sein Körperposition Richtung Eckfahne geriet er schnell unter Druck. Mit einer Annahme Richtung Tor oder in die Mitte kann der Ball in den ballfernen Halbraum zu Matic gechipt werden und der Serbe läuft auf die Abwehr zu. Gelöst wurde die Situation mit einem zu Ebner der direkt in die Spitze spielte, aber der Pass danach in die Tiefe war dann zu ungenau. Allerdings konnte Madl dann in der zweiten Hälfte mit einem Chipball in die Mitte eine Pressingsituation auflösen. Oder auch durch flache diagonale Pässe zu Grünwald konnte er seine Passqualität zeigen.

Flacher diagonal Pass in den Zehnerraum von Michael Madl und dadurch das Pressing der Gastgeber auflöst.

Jedoch kam es vor allem am Anfang des Spieles auch bei der Austria zu hohen Bällen obwohl oft mit einem flach Pass die Situation lösen konnte. Im Umschaltspiel in die Defensive übten die Wiener ein Gegenpressing aus. Nach Ballverlust wurde der Ballführende sofort mit meist drei bis vier Spielern attackiert. Die Abwehr sicherte dann den Raum hinter ihnen, da die St. Pöltner oft sehr schnell in die Tiefe spielten. Im Ballbesitz der Niederösterreicher agierte die Austria mit einem 5-3-2. Man versuchte, dass die Gastgeber nicht einmal die Chance hatten herauszuspielen. So stellte man bei Abstößen oder auch Freistöße in der gegnerischen Hälfte die kurzen Anspielstation zu, die Lösung der St. Pöltner war meist der hohe Ball nach vorne.

 

Das Spiel endete mit einem 0:0, da beide Mannschaften nicht wirklich zu großen Chancen kamen. St. Pölten konnte die Austria sehr gut vom eigenen Tor fernhalten, aber im eigenen Umschaltspiel nicht effektiv genug sein. Austria Wien hatte gegen das mannorientierte Pressing der Gastgeber oft gute Lösungen, waren aber im letzten Drittel mit ihren Pässen meistens zu ungenau.

 

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