Rapid zeigt gegen Austria im Derby starkes Umschaltspiel [Spielanalyse]
Der SK Rapid Wien feiert im 326. Wiener Derby einen 4:0-Auswärtssieg beim FK Austria Wien. Die Hütteldorfer zeigen in einem intensiven Spiel gutes Umschaltverhalten und eine hohe Effizienz.
Eine Analyse von David Goigitzer
Die Austria begann als Gastgeber im Happel-Stadion gleich von Beginn an den Spielaufbau der Grün-Weißen früh zu stören und tat dies mit einem 4-2-3-1-Angriffspressing. Bereits Rapids Abstöße wurden hoch angelaufen, während die zwei Sechser Pässe nach vorne abfangen sollten. Ibrahim Alhassan und Christoph Monschein sperrten Verlagerungen und orientierten sich oft an ihren unmittelbaren Gegenspielern. In tieferen Zonen formierte man sich im 4-4-2. Wenn Rapid das Austria-Pressing überspielen konnte, hatten die Gastgeber im etwas tieferen Mittelfeldpressing Zugriffsprobleme. So konnte sich Rapid vor allem am aus Austria-Sicht linken Flügel durchkombinieren, weil Felipe Pires sich meist suboptimal positionierte und auch nicht die nötige Intensität für Rückwärtspressing an den Tag legte.
An diesen erhöhten Druck mussten sich die Gäste erst gewöhnen und Lösungen finden. Der Ball wurde notgedrungen meist entweder flach die Seitenlinie entlang gespielt oder nach vorne geschlagen. Dies trug zu einem in der Anfangsphase von Zweikämpfen um erste und zweite Bälle dominierten Spiel bei. Diese Anfangsphase erhielt in der 8. Minute ihre erste Zäsur, als Stefan Schwab die Führung der Grün-Weißen erzielte. Thomas Murg hatte sich an der Strafraumlinie stark durchgesetzt und steckte zu Louis Schaub in die Box durch. Florian Klein war zu eng an seinem eigenen Mitspieler geblieben, wohl in der Hoffnung, dass David de Paula seinen Deckungsschatten besser nutzen würde. So kam der Ball aber zum recht freien Schaub in die gefährlichste Zone. Der Kreativspieler spielte einen Heber als Hereingabe, der leicht abgefälscht den Weg zum anrauschenden Stefan Schwab fand, der das 1:0 aus 13 Metern erzielte.
Die Rapidler selbst traten beim Pressing im 4-4-2 an und richteten dies etwas tiefer als die Hausherren aus. Man agierte jedoch nicht weniger kompakt oder intensiv als die Gäste. Die Mitte war durch die Doppelspitze gut verstellt. So konnte der Spielaufbau der Veilchen immer wieder auf den Flügel geleitet werden. Zwar versuchte vor allem de Paula sich hier etwas aus den Deckungsschatten der Rapid-Stürmer zu bewegen, jedoch gab es keine passenden Folgebewegungen von Klein. Zudem war die Positionierung vom Spanier nicht immer optimal, sodass er Schwierigkeiten hatte und so leichter unter Druck gesetzt werden konnte.
Austria temporeich am Ball
Auch am Ball zeigte sich die Austria eher intensiv und temporeich. Mit der spielstarken Innenverteidigung Madl-Borkovic versuchte man so oft wie möglich Vertikalpässe durch den Halbraum zu spielen, wenngleich wie bereits erwähnt Rapids Pressing und Austrias Strukturen dies nicht immer zuließen. Dennoch gelang es den beiden einige Male diese öffnenden Pässe zu spielen, woraufhin gleich Fahrt aufgenommen werden konnte. Das Tempo von Pires, Venuto und Monschein wurde mit Ablagen und folgendem Vertikalspiel immer wieder genutzt. Monscheins Bewegungen in die Tiefe und Ablagen sowie einige gute Aktionen von Alhassan in Sachen Ballzirkulation trugen dazu bei, dass die Austria in den ersten 20 Minuten zwei sehr gute Chancen hatte.
Die Austria streute auch immer wieder hohe Bälle ein. Meist erst, nachdem der Gegner zuerst etwas angelockt worden war und man Räume kreierte hatte, in die man diese hohen Bälle spielen konnte. Durch kompaktes Nachrücken hatte die Austria auch eine bessere Ausgangssituation um zweite Bälle gewinnen zu können. Der vermehrte Einsatz von hohen Bällen zeigt hier auch etwas die Wandlung der Violetten unter Thomas Letsch, die temporeicher als unter Fink agieren.
Wie bereits erwähnt hatte man Probleme, die Sechser Demaku und de Paula einzubinden, was das Ballbesitzspiel der Austria natürlich beschränkte. Die Pressingresistenz von Serbest und die Druck auflösenden Pässe von Holzhauser fehlten im Spiel der Veilchen. Und auch wenn Alhassan eine durchaus ansprechende Partie zeigte, ist er doch ein anderer Spielertyp als Prokop, der schon mit dem ersten Kontakt unheimlich viel Tempo aufnehmen kann und so für die Gäste schwieriger zu verteidigende Folgeaktionen nach Vertikalpässen hätte einbringen können.