Gregoritsch fleißig, Hinteregger als 'Spielmacher' [Analyse]

Beim 0:0-Remis gegen den VFL Wolfsburg spielten Michael Gregoritsch und Martin Hinteregger 90 Minuten durch. Beide zeigten eine gute Leistung und konnten ihre Fähigkeiten zumeist gut einbringen, wenngleich Hintereggers Spielstärke weiterhin zu wenig genutzt bleibt.

Michael Gregoritsch spielte im 3-4-1-2 der Augsburger als Zehner. Viele Trainer setzen den großgewachsenen Trainersohn ja eher als Stoßstürmer ein. Bei Augsburg kommt der Grazer jedoch meist als Zehner zum Einsatz und kann hier mit seiner Pressingstärke überzeugen. Er ist meist unmittelbarer Gegenspieler der gegnerischen Sechser und soll diese stets unter Druck setzen. Der ehemalige Hamburger zeigt sich hierbei arbeitsam und konsequent, wenngleich nicht immer am geschicktesten. Im Anlaufverhalten zeigt er sich bisweilen sehr aggressiv, weiß dann nach dem Abspiel jedoch nicht immer, wie und ob er seinen Lauf fortsetzen soll. So lässt er dann manchmal auflösende Pässe zu, die leicht zu vermeiden gewesen wären. Im 3-4-3-Pressing der Augsburger, in dem Gregoritsch den zentralen Stürmer gab, kann hier bei nicht entsprechendem Druck auf die Aufbauspieler der alleinige Sechser der Wolfsburger angespielt werden, was das ganze Pressing zunichtemacht.

 

Deutliche Schwächen zeigt Gregoritsch als Zehner im Ballbesitz, vor allem wenn der Ball am Boden ist. Er machte immer wieder Läufe in die Tiefe, teilweise versuchte sein Nationalmannschaftskollege Martin Hinteregger auch ihn mit weiten Bällen zu finden. Der Steirer war auch hier vor allem fleißig, die Spielweise der Augsburger ließ jedoch wenige hohe Bälle übers Zentrum zu, weshalb Gregoritsch immer wieder diagonal nach außen starten musste. Eine etwas nachteilige Position, da man sich ja vom gegnerischen Tor abwendet und so leichter von Verteidigern nach außen gedrängt werden kann. Wird der Ballbesitz in kurzen Phasen flach genutzt, hat Gregoritsch seine größten Schwächen. Technische Unsauberkeit ist ja per se kein allzu großes Problem, wenn das Ergebnis passt. Jedoch verspringen Gregoritsch Bälle zu oft, seine Pässe kommen unsauber an den Mitspieler und jener hat dann in Folge natürlich Schwierigkeiten diese zu verarbeiten. Auch in der Positionierung hat der Trainersohn Aufholbedarf. Seine Körperposition ist nicht oft genug nach vorne gerichtet, sodass Ballmitnahmen und Ablagen oft nach hinten erfolgen müssen. Zudem ist sein Timing beim Besetzen von freien Räumen nicht immer optimal. Dies ist auch einer der Gründe die zu unsauberen Pässen führen.

 

Hinteregger, Spielmacher in der ersten Reihe

Der Kärntner hat ja bekanntlich einen besonders feinen linken Fuß und kann so im Aufbau immer wieder einige starke Pässe einstreuen, wenngleich diese leider zu wenig im System der Augsburger fokussiert werden. Dies passiert bei den meisten seiner Stationen. Hinteregger währe wohl unter Pep Guardiola bestens aufgehoben, im Moment muss aber Manuel Baum als Trainer genügen. Nachteilig ist für den Kärntner vor allem die generelle Struktur im Aufbau, das zentrale Mittelfeld zeigt sich nicht klug genug in der Positionierung, um sogenannte „Laserpässe“ von Hinteregger empfangen zu können. Abstände zu Hinteregger und zu den restlichen Mittelfeldspielern sind hierbei meist zu groß, der linke Halbverteidiger muss (oder soll) den Ball des Öfteren noch hoch und weit nach vorne schlagen. Dies tut er aber mit Bedacht und zeigt auch hier immer wieder ein gutes Auge. Zudem findet der ehemalige Salzburger trotzdem immer wieder in Schnittstellen positionierte Mitspieler, die er mit flachen Pässen füttern kann. Dies ist meist jedoch in höheren Zonen der Fall, und Hinteregger findet sich in jenen eher selten wieder.

 

Ein häufiger Trugschluss ist ja, dass Spieler, die sehr passstark sind und lieber aus eher organisierten Positionierungen heraus agieren, defensiv schwächer sind. Bei Hinteregger ist dies nicht der Fall. In der Strafraumverteidigung hat der Feldkirchner zwar durchaus seine Schwächen, aber eben jene hat sogar Lionel Messi. In der Antizipation ist der Kärntner jedoch gut und fing gleich in den ersten zehn Minuten zwei Pässe in die Tiefe ab. Er konnte gleich Gegenangriffe einleiten, was einer der großen Vorteile von abgefangenen Pässen gegenüber „klassischen“ Zweikämpfen ist. Der Ball ist sofort unter Kontrolle und man kann quasi mit dem zweiten Kontakt einen Pass spielen. Jene findet Hinteregger aufgrund seiner ausgezeichnet schnellen und genauen Orientierung sehr rasch.

Beide Legionäre zeigten einmal mehr eine gute Leistung und rechtfertigen ihre Aufstellung von Beginn an. Die beiden haben sich längst als Leistungsträger beim FC Augsburg etabliert. Ein gutes Zeichen für den ÖFB.

 

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