Foto: © GEPA

Legionärscheck: Julian Baumgartlingers spannende Pressingrolle

Julian Baumgartlinger, seit der Bestellung von Heiko Herrlich als Trainer der Leverkusener mit eher unregelmäßiger Einsatzzeit begünstigt, stand gegen Borussia Mönchengladbach in der Startelf.

Eine Taktikanalyse von David Goigitzer

 

Das System der Leverkusener ist seit Roger Schmidt’s Abschied deutlich gemäßigter, im Pressing wie im Ballbesitz. Meist spielt man im 4-4-2, so auch gegen die Borussen. Julian Baumgartlinger teilte sich die Position des Sechser gemeinsam mit Lars Bender, eine Rollenverteilung die schon viel über die Spielanlage der Werkself aussagt. Eine defensiv ausgelegte Doppelsechs, die ihre Stärken in der stabilen, jedoch eher wenig kreativen Ballzirkulation haben. Baumgartlinger ist nicht der Mann für Drehungen unter Druck und Laserpässe in den Zwischenlinienraum, ebenso wenig ist dies Lars Bender.

Die Leverkusener forcierten im Aufbauspiel die linke Seite und den rechten Halbraum, das ganze Spiel spielte sich also generell eher nach links geneigt ab, was Baumgartlinger gut ins Spiel brachte. Auch Bender orientierte sich eher nach links. Aus dem linken Halbraum sollte Baumgartlinger das Spiel ankurbeln, durch stabile Ballzirkulation in der letzten Linie und Einbindung der beiden Sechser wollten die Gäste aus Leverkusen den Ball durchs Mittelfeld bringen. Durch das kompakte 4-4-2-Mittelfeldpressing der Gladbacher, das sich darauf konzentrierte den Sechserraum mit den beiden Stürmern Raffael und Stindl zuzustellen, mussten die Leverkusener recht häufig über die Flügel, also von Innenverteidiger zu Außenverteidiger und wieder zurück, zirkulieren und kamen nicht so recht weiter. So banden die Gäste recht früh im Spiel häufiger Herauskippbewegungen der Sechser, also vor allem Bender auf links, ein. Diese Bewegungen verhalfen Wendell zu einer generell höheren Position und einer leichten Strukturveränderung, auch weil Gladbach die Flügelspieler mannorientiert verfolgte und somit Platz für Bender geöffnet wurde, wo er sich aufdrehen und stabile Anspielstationen finden konnte.

 

 

Meist befanden sich Baumgartingers Mitspieler vor ihm im Deckungsschatten der Gegner, sodass er meist nur zurück spielen konnte.

Baumgartlingers spannende Pressingrolle

Problematisch wurde es für Bender im Ballbesitz trotz des neu gewonnenen Raumes dennoch, da es selten vertikale oder diagonale Anspielstationen nach vorne für die Leverkusener gab. Die Stürmer agierten zu hoch und es gab kaum Anbindung in den Halbraum vor ihm, da Bailey auch noch recht breit agierte. So fand Baumgartlinger meist nur horizontale Anspielstationen. Baumgartlinger hielt währenddessen stets die Mitte und sollte Dreh- und Angelpunkt sein. Zwar wurde er recht oft eingebunden, jedoch nicht effektiv. Selten konnte er sich aufdrehen, seine Verlagerungen brachten auch nicht den gewünschten Rhythmuswechsel, da die allgemeine Struktur sowie das Tempo der Folgeaktionen eher suboptimal waren. Wenn er Vertikalpässe spielen konnte, waren es meist nur Abpraller die er zurückbekam und Leverkusen agierte hier generell nicht schnell und direkt genug um geschaffene Räume zu bespielen. Im Ballbesitz gestaltete sich Baumgartlingers Arbeitstag also eher grau und durchschnittlich.

Im Pressing war Baumgartlingers Rolle umso spannender: In Halbzeit zwei, wo es zur Pause noch 1:1 stand, wurde auf 4-1-4-1 umgestellt, Baumgartlinger agierte nun als alleiniger Sechser. Hier agierte er immer wieder mutig herausrückend auf den Ball, man konnte gut Druck auf die Gladbacher aufbauen. Dies verhalf Lars Bender auch zu einer vertikaleren Rolle, die in den Kontertoren, die schlussendlich zu einem 5:1 Sieg für Leverkusen führten, eine starke Gewichtung spielte. Die Umstellung Herrlichs auf 4-1-4-1 und Baumgartlingers starke Defensivleistung in der zweiten Halbzeit gewannen für die Leverkusener das Spiel.

 

 

>>> Weiterlesen: Jörg Schmadtke und 1. FC Köln lösen Vertrag auf

Die 12 WM-Stadien der WM 2018 in Russland

Schon gelesen?