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Best Practice Altach: Mit wenig Mitteln klug und effektiv agieren

Altach zeigte auch gegen Tel Aviv, wie man mit wenig Mitteln klug und effektiv arbeiten kann - auch wenn es knapp nicht zur EL-Gruppenphase gereicht hat. Eine Taktik-Analyse von David Goigitzer

Altach hatte im Hinspiel daheim gegen Jordi Cruyffs Mannschaft Maccabi Tel Aviv eine starke Leistung gezeigt. Sauberes Ballbesitzspiel im Stile des Positionsspiels sowie effektives Pressing. Probleme hatte man jedoch beim Herausspielen von Chancen, während Maccabi Tel Aviv eiskalt in der Verwertung eben jener war, und in der zweiten Halbzeit „die Sache ernster zu nehmen“ schien und eine Leistungssteigerung zeigte.

 

Im 4-1-4-1 verteidigten die Vorarlberger das israelische 4-3-3, Piesinger agierte als Sechser vor der Abwehr. Situativ mannorientiert verfolgten die Altacher Achter ihre Gegenspieler, während Piesinger dabei half Pässe ins Zentrum zu blocken und die Gastgeber auf den Flügel zu zwingen. Der ballnahe Achter der Altacher verfolgte hierbei immer wieder recht eng die Bewegungen seines direkten Gegenspielers, während der ballferne Achter sich immer wieder Richtung Sechser der Israelis orientierte. Zusätzliches Einrücken des ballfernen Flügelstürmers half beim Versperren von diagonalen Verlagerungen in den ballfernen Halbraum. Wurde dennoch verlagert, zum Beispiel über den Sechser, wurde dieser sofort von beiden Achtern angesprintet und zum Rückpass gezwungen, der sogleich verfolgt wurde. So entstand auch das Altacher Führungstor, als Hannes Aigner den Innenverteidiger unter Druck setzte und einen Fehlpass erzwang, den er zum Einschießen nutzte. Bei suboptimaler Körperstellung der Zentrumsspieler von Maccabi sollte immer wieder aggressiv gepresst werden, bei nach vorne gerichteter Körperorientierung verlegte man sich eher aufs Versperren der vertikalen Passoptionen. Die individuelle Qualität Maccabis sorgte dennoch immer wieder für befreiende Momente. Chipbälle auf die Flügel, gefolgt von Dribblings der Außenverteidiger oder Pässen in die Mitte, von denen man dann schnell den Vertikalpass suchte, waren durchaus effektiv. Hierbei kamen die Altacher einige Male zu spät.

Salomon sieht die geschlossene Körperstellung des israelischen Sechsers und sprintet auf diesen zu. Sein direkter Gegenspieler ist "nicht im Spiel", da ein Pass auf ihn nicht möglich ist. So wurde ein Rückpass und ein folgender hoher Ball erzwungen.

Im Positionsspiel zeigten sich die Altacher ähnlich stark wie auch im Hinspiel. Mit rationaler Raumaufteilung im Ballbesitz, sowie raumschaffenden Bewegungen der Mittelfeldspieler, fand man immer wieder Pässe zu ballnah höher agierenden Achtern oder zu Mittelstürmer Hannes Aigner. Mit wenig Kontakten versucht man recht direkt den Weg nach vorne zu finden, ohne dabei überhastet oder schlampig zu sein. Vor allem Salomon und Piesinger sind hierbei sehr wichtig, sie diktieren den Altacher Rhythmus, beruhigen oder beschleunigen das Spiel, wenn es ihrer Ansicht nach (die oft passend ist) richtig ist. Piesinger zeigt immer wieder optimale Körperstellung, hält die Position und kommt nicht zu nahe zu seinen Mitspielern, behält somit das Spielfeld immer gut im Blick. David Alaba sollte sich hier eine Scheibe abschneiden (oder Außenverteidiger im Nationalteam spielen). Durch fehlende individuelle Qualität passierten den Vorarlbergern dennoch immer wieder Fehlpässe, diese seien ihnen jedoch verziehen.

 

Erneut eine starke Leistung Altachs. Dieses Mal zählt das Argument, dass Maccabi das Spiel „nicht ernst genug“ genommen hätte, nicht. Die Israelis wussten wozu Altach im Stande war, reagierten darauf auch. Und dennoch: das 2:2 war ein starkes Ergebnis der Vorarlberger, das leider nicht zum Weiterkommen reichte. Die Altacher entwickeln sich jedoch weiterhin zum Vorzeigeverein in Österreich, wie man mit wenig Mitteln klug und effektiv arbeiten kann.

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