Mission impossible? Die größten österreichischen Europacup-Comebacks

Mission impossible? Die größten österreichischen Europacup-Comebacks

Schafft Sturm Graz noch die Sensation gegen FK Bodø/Glimt? Wir werfen einen Blick auf die größten Europacup-Comebacks österreichischer Teams.

Sturm Graz steht vor einer schier unlösbaren Aufgabe: Nach der deutlichen 0:5-Niederlage im Hinspiel gegen Bodø/Glimt scheint das Aus in der Champions League besiegelt.

Das Rückspiel, heute, 21 Uhr, im LIVE-Ticker >>>

Doch die Geschichte des österreichischen Fußballs zeigt, dass scheinbar verlorene Spiele in legendären Nächten doch noch gedreht werden können.

90 Minuten blickt auf die größten Aufholjagden mit österreichischer Beteiligung zurück.

1957: AC Milan - SK RAPID WIEN

Vor 68 Jahren gelang Rapid Wien im Europapokal der Meister beinahe ein historisches Wunder. Nach einer deutlichen 1:4-Niederlage im Hinspiel gegen den AC Mailand standen die Wiener schon mit dem Rücken zur Wand.

Allerdings konnten sie das Rückspiel im Praterstadion (heute: Ernst-Happel-Stadion) mit 5:2 gewinnen. Angeführt von Ernst Happel und Kapitän Gerhard Hanappi, der auch das 5:2 erzielte, schafften die Wiener die Wende. Weil es noch keine Auswärtstorregel gab, musste ein Entscheidungsmatch her.

Dieses fand auf neutralem Boden in Zürich vor 24 000 Zuschauern statt. Bean konnte die Mailänder planmäßig in Führung bringen (6.), ehe Ernst Happel in der 38. Minute per Elfmeter wieder ausglich. Bergamaschi (41.) und Pepe (54.) brachten die Mailänder wieder auf Kurs. Auch Bertalans Treffer konnte Rapid nicht entscheidend näherbringen, denn Bean (82.) sorgte mit einem Doppelpack endgültig für Klarheit.

Auch wenn die Rapidler am Ende nicht weitergekommen sind, konnten sie einen Drei-Tore Rückstand aus dem Hinspiel egalisieren.

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Ernst Happel im Jahre 1951

1985: Dynamo Dresden - SK RAPID WIEN

Nachdem Rapid Celtic Glasgow sensationell im Achtelfinale des Europacups der Cupsieger ausschalten konnte, wartete im Viertelfinale Dynamo Dresden.

Im Hinspiel überrollte Dresden die Wiener und gewann mit 3:0. Für Rapid-Trainer Otto Baric ist Dynamo zu dieser Zeit "europäische Spitzenklasse".

Doch im Rückspiel zeigten die Hütteldorfer ein ganz anderes Gesicht. Am 20. März 1985 gelang ein legendärer Auftritt, der als "Wunder von Hütteldorf" in die Geschichte einging: Pacult verwandelte den Nachschuss eines von Panenka vergebenen Elfmeters zum 1:0, Lainer erhöhte per Kopf auf 2:0, und Pacult legte kurz vor der Pause das 3:0 nach. Nach dem Seitenwechsel sorgte Panenka per Strafstoß für das 4:0, ehe Krankl mit dem fünften Treffer die Sensation perfekt machte.

Rapid schaffte es in weiterer Folge bis ins Europacup-Finale, in dem es in Rotterdam gegen Everton mit 1:3 den Kürzeren zog.

1988: Zalgiris Vilnius - FK AUSTRIA WIEN

In der ersten Runde des UEFA-Cups in der Saison 1988/89 verlor Austria Wien auswärts mit 0:2 gegen Vilnius im heutigen Litauen. Doch im Rückspiel drehten die Wiener, angeführt von Herbert Prohaska, das Duell zu ihren Gunsten.

Beim 5:2-Heimsieg trafen Hannes Pleva doppelt (5., 14.), Herbert Prohaska in der 6. Minute, Attila Sekerlioglu kurz vor der Pause (45.) sowie Jose Alberto Percudani in der 73. Minute.

Nach dem Spiel gingen die Wiener nicht nur mit dem Sieg nach Hause, sondern verpflichteten auch drei Spieler des Gegners: Valdas Ivanauskas, Arminas Narbekovas und Robertas Fridrikas.

1994: Sporting Lissabon - AUSTRIA SALZBURG

Im Achtelfinale des UEFA-Cups trat Austria Salzburg auswärts bei Sporting Lissabon an und verlor klar mit 0:2 – angeführt von Superstar Luis Figo zeigten die Portugiesen ihre Klasse. Im Rückspiel im ausverkauften Lehener Stadion sorgte Leopold Lainer (Vater von Stefan Lainer) in der 47. Minute für den Anschlusstreffer. Als Salzburgs Kurt Garger in der 87. Minute die Rote Karte sah, schien alles auf ein Weiterkommen der Portugiesen hinauszulaufen. Doch in der ersten Minute der Nachspielzeit erzielte Adi Hütter das 2:0 und erzwang damit die Verlängerung. Dort sorgte Amerhauser in der 114. Minute für die Entscheidung und den historischen Aufstieg.

Jeder Salzburger Spieler kassierte dafür eine Prämie von 70.000 Schilling, umgerechnet rund 5.200 Euro. Die Salzburger Kronen Zeitung jubelte: "Salzburg! Salzburg! Es ist wunderbar!"

Trainer Otto Baric erhielt daraufhin eine Vertragsverlängerung um ein Jahr. Für Sporting endete das Drama bitter: Chefcoach Sir Bobby Robson und sein damaliger Co-Trainer José Mourinho, der noch am Beginn seiner Karriere stand, wurden zwei Tage nach dem Spiel entlassen.

Für die Mozartstädter folgten weitere legendäre Europacup-Nächte, die sie bis ins Finale gegen Inter Mailand (zwei 0:1-Niederlagen) brachten.

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Austria Salzburg konnte das Spiel spät drehen

1995: Sporting Lissabon - SK RAPID WIEN

Ein Jahr später verspielte Sporting Lissabon abermals einen Zwei-Tore-Vorsprung gegen einen österreichischen Gegner.

Im Hinspiel hatten die Wiener in Lissabon mit 0:2 verloren. Vor dem Rückspiel kündigte Trainer Ernst Dokupil selbstbewusst an: "Wir wollen ein Kapitel Rapid-Geschichte schreiben" – und genau das gelang.

Vor 25.000 Zuschauern erzielte Didi Kühbauer in der 25. Minute mit einem Schuss aus rund 16 Metern das 1:0. In der Schlussphase drängte Rapid auf den Ausgleich des Gesamtergebnisses.

Dann überschlugen sich die Ereignisse: Sportings Dani sah die Rote Karte, und Rapid nutzte die Überzahl eiskalt. In der 90. Minute traf Stumpf zum 2:0 und erzwang damit die Verlängerung. Dort sorgte Stumpf in der 105. Minute für das 3:0, ehe Jancker per Kopf mit dem 4:0 endgültig den Einzug in die nächste Runde fixierte. Das Happel-Stadion stand kopf!

Und der SCR marschierte in weiterer Folge bis ins Finale, wo Bruno N'Gotty mit seinem Goldtor aber PSG zum Europacupsieger krönte.

2018: Lazio Rom - RED BULL SALZBURG

Im Viertelfinale der Europa League verlor Salzburg das Hinspiel in Rom mit 4:2.

Als Lazio im Rückspiel in der 55. Minute das 1:0 durch Ciro Immobile erzielte, schien das Spiel entschieden. Doch nur eine Minute später konnte Dabbur auf 1:1 stellen.

Dann nimmt der Wahnsinn Formen an - 3 Tore in vier Minuten und sieben Sekunden: In der 72. Minute trifft Haidara aus 20 Metern ins linke Eck, zwei Minuten später erzielt Hwang mit einem abgefälschten Schuss das 3:1 (74.).

Als wäre das nicht genug, köpft auch noch Lainer zum 4:1-Endstand nach Ecke ein (76.) und besiegelt den Einzug ins Europa-League-Halbfinale.

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Salzburg jubelt über den Anschlusstreffer

Und Sturm?

Für Sturm Graz stellt das Aufholen eines 0:5-Rückstands eine Mammutaufgabe dar. Einen Fünf-Tore Rückstand konnte noch nie aufgeholt werden. Doch was uns die genannten Beispiele zeigen: Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

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