News-Archiv / 2016

U21-Kicker: Red Bull Top, Rapid Flop

Österreich sieht sich gerne als Ausbildungsliga. Doch gerade in der obersten Spielklasse zeigt sich: Viel mehr als ein Feigenblatt sind junge Spieler in den meisten Vereinen nicht. 90minuten.at hat sich angesehen, wer in dieser Ligasaison bislang auf U21-

 

Die Frage, wann ein junger Spieler kein Nachwuchstalent mehr ist, sondern ein fertiger Spieler, ist eine kaum richtig zu beantwortende. Martin Hinteregger hatte den Hunderter an Bundesligaspielen noch als U21-Kicker locker geknackt. Philipp Schobesberger hingegen wechselte erst im Juli 2014, ein halbes Jahr nach dem 20. Geburtstag, in die Bundesliga. Die FIFA wiederum sagt: Im großen Fußball ist man angekommen, wenn man 21 Jahre und älter ist (Stichtage einmal außen vor gelassen). U21-spielberechtigte Spieler sind dieses Jahr Jahrgang 1994 und älter. Wie sieht es diesbezüglich in der tipico-Bundesliga aus? Und was bedeuten viele U21-Einsatzminuten für den Erfolg in der Liga?

 

Rapid ist Schlusslicht
Die Rechnung ist einfach: 11 Spieler können in 30 Runden auf maximal 29.700 Einsatzminuten kommen (Nachspielzeiten nicht eingerechnet). Ein Spieler kann maximal 2.700 Minuten spielen. Interessant: Neben drei anderen Keepern ist U21-Teamkeeper Markus Kuster vom SV Mattersburg einer von vier Dauerbrennern, die keine einzige Ligaminute verpasst haben. Verpasste U21-Ligaminuten gibt es wie in der Grafik ersichtlich zuhauf. Während die Salzburger Klubs jeweils mehr als ein Drittel der Einsatzminuten an U21-Spieler vergeben, kommt Rapid Wien mit seinen U21-Spielern auf nur vier Prozent der spielbaren Minuten. Und damit sind die Hütteldorfer das Schlusslicht in der U21-Wertung.

 



 

Bei sieben Klubs macht einer den Großteil der Arbeit
Während die Spitzenreiter aus Salzburg sehr viele junge Spieler haben, die zum Stammpersonal gehören, relativieren sich viele Einsatzminuten bei genauerer Analyse. Die Dauerbrenner bei Red Bull und Grödig, Duje Caleta-Car (19) und Martin Rasner (20), verbuchen für sich nicht einmal ein Viertel der Gesamteinsatzminuten der U21-Spieler. Während bei Rapid Louis Schaub 895 von 1190, also drei Viertel, U21-Spielzeit bekam, sieht es auch bei anderen Vereinen nicht so rosig aus. Bei Mattersburg erledigt Tormann Kuster 72 Prozent der U21-Arbeit, beim WAC Rabitsch 66, bei Altach Jäger knapp 60 und bei der Admira Blutsch 54. Auch die Austria hat mit 41,2 Prozent Martschinko-Minuten einen hohen Anteil. Bei den Riedern hält Thomas Murg trotz Wechsel im Winter mit 40,8 Prozent der U21-Einsatzminuten die Jugendfahne hoch. Einzig Sturm hat neben Salzburg und Grödig mit Avdijajs 23 Prozent einen gut verteilten Wert.

 


Das Bundesland Salzburg geht voran
Ein klares Bekenntnis zur Jugend findet sich – bekanntermaßen aus unterschiedlichen Gründen - nur bei den beiden Salzburger Klubs. Red Bull Salzburg vertraut voll und ganz auf die Dienste des 96er-Jahrgangs Duje Caleta-Car, dem 95er Naby Keita und Takumi Minamino sowie Benno Schmitz. Alle vier dürfen getrost als Stammspieler bezeichnet werden und finden sich auch unter den zehn am häufigsten eingesetzten Spielern der Bullen wieder. Beim SV Grödig ist Martin Rasner (1995) der drittmeist eingesetzte Spieler, Lucas Venuto scheint auch noch auf. Rapid, Sturm, der WAC und die SV Ried haben hingegen keinen einzigen U21-Spieler unter den Top-10-Spielern. Da stellt sich schon die berechtigte Frage, wer in der Ausbildungsliga überhaupt Ausbildung betreibt oder betreiben kann.

 

Keine Teens in der Liga
Verheerend und vernichtend kann das Urteil für die Liga lauten. Vor allem, wenn man die Spieler betrachtet, die Rupert Marko, U19-Nationalteamcoach, und Kollegen aus der ganzen Welt einberufen können. Lediglich sieben Spieler kommen auf Einsatzzeiten in der aktuellen Bundesligasaison und gleich drei davon kommen von Red Bull Salzburg. Sie heißen Konrad Laimer, Dimitri Oberlin und Dayot Upamecano (alle RBS), Philipp Malicek (Admira), Sandi Lovric (Sturm), Dominik Prokop und Julius Ertlthaler (SVM). Zusammen kommen sie auf 2.518 Einsatzminuten. Keiner dieser Kicker befindet sich unter den jeweils zehn meist eingesetzten Kickern seines Vereins.

 

Fazit: Von U21-Ausbildung ist wenig zu sehen
Wenn bei sieben Klubs beinahe die Hälfte aller U21-Spielminuten auf nur einen Spieler fallen, dann kann für den Großteil der höchsten Spielklasse von einer Ausbildungsliga nicht gesprochen werden. Und ein Märchen ist auch widerlegt: Viele U21-Spieler bedeuten nicht automatisch, dass man damit nicht Erfolg haben kann - zumindest wenn man die Tabelle der tipico-Bundesliga hernimmt.

Anmerkung: Es kommt zu statistischen Doppelmeldungen, etwa bei Lucas Venuto und Thomas Murg, die im Winter den Verein wechselten. Sie scheinen in den jeweiligen Vereinsstatistiken als einzelne Spieler auf.

 

>>> Weiterlesen: Rapid und Austria proudly presents "Meisterliche Selbstaufgabe"

 

 

Schon gelesen?