Von guten und schlechten Trainerwechseln

13 Trainerwechsel gab es in den obersten zwei Spielklassen in dieser Saison. Einige davon zahlten sich so richtig aus, andere überhaupt nicht. Ein Statistikcheck von Georg Sander

 

Die Berechnungsgrundlage: Verglichen wurden jeweils die Anzahl der Spiele rund um den Ablösezeitpunkt. Dh. wenn der Nachfolge-Trainer insgesamt acht Spiele die Mannschaft coachen durfte, wurden auch die letzten 8 Spiele des gefeuerten Trainers für die Berechnung gewertet.

 

FAC: Mehr eine PR-Aktion als ein Effekt

Peter Pacult Mai 2015 Gepa Pictures  Web

 
Mit einem marginal besseren Punkteschnitt als Johann Kleer halten die Floridsdorfer die Liga. Als finanzschwacher Aufsteiger mit einer langen Liste von halbprofessionellen Spielern keine leichte Aufgabe. Am Ende war es haarscharf, die erforderliche Punkteanzahl wäre aber auch statistisch mit Kleer erreichbar gewesen. Zudem hatte dieser seit 2011 etwas aufgebaut, aus einem Abstiegskandidaten aus der Ostliga einen Verein der zweiten Spielklasse gemacht. Zum Vergleich: Als Kleer am 17. Oktober sein Amt antrat, lag der FAC mit acht Punkten am vorletzten Platz der Regionalliga. Ob die Entscheidung pro Pacult mehr als nur ein PR-Gag war und auf lange Sicht etwas bringt, wird sich erst weisen.

90minuten.at-Urteil: Statistisch gesehen mehr eine PR-Aktion des Vereins

 

SV Horn zurück in die Regionalliga: Zu wenig Trendwende
Letzterer wird sowie so lachen. Nach ein paar Monaten Arbeitslosigkeit ist er nun Nachwuchschef beim SK Rapid. Wohl eher aufgrund seiner Verdienste in der Linzer Akademie und der Entwicklung von Spielern. Punkteschnittmäßig ist Westerthaler mit 1,17 zu Schuldes' 0,92 besser. Das Ziel des Klassenerhalts hat man dennoch verpasst. Das war durch zwei Fixabsteiger keine leichte Sache. Und das zeigt auch eines: Wenn das Team einfach zu schwach ist, dann ist der Trainer an der Seitenlinie fast egal. Wobei schwach sich nicht unbedingt auf die individuelle Klasse bezieht, sondern mehr auf das Agieren als Einheit. Der SKN St. Pölten beispielsweise konnte etwa mit genau so vielen geschossenen Toren die Klasse letztlich deutlich halten. Aber ob man es mit Schuldes geschafft hätte, steht in den Sternen.

90minuten.at-Urteil: Trendwende ja, aber zu wenig.

 


Austria Lustenau: Chabbi kann es
Hinten drinnen haben sich viele nicht gesehen, vor allem wohl Austria Lustenau nicht. In den vergangenen Jahren war Austria Lustenau nie schlechter als fünfter, drei Mal sogar Vizemeister. Doch dieses Jahr hat es auch die Vorarlberger hinten drinnen erwischt. Helgi Kolvidsson wanderte nach acht Spielen eine Liga höher, Mladen Posavec übernahm bereits einen strauchelnden Klub. Nach vier zum Teil hohen Niederlagen übernahm dann Lassaad. Unter dem Isländer Kolvidsson schien nach drei Jahren und dem traumatischen Nichtaufstieg 2013 die Luft draußen zu sein. Nur ein Pünktchen vermochte das Team zu Saisonbeginn im Schnitt zu sammeln, Amateure-Trainer Posavec schraubte den Schnitt auf 1,1. Dem Kroaten folgte mit dem Tunesier Chabbi einer, der sieben Jahre lang den Landesnachwuchs betreute. Mit 1,5 Punkten im Schnitt ist er kein Zauberer, auf 36 Runden hochgerechnet reichen die aber theoretisch für 54 Punkte und einen soliden Mittelfeldplatz. Möglicherweise ist Chabbi nun durch die jahrelange Erfahrung im Nachwuchs der Richtige, um die Austria neu aufzustellen.

90minuten.at-Urteil: Chabbi kann die Austria neu aufbauen, das Nervenflattern hätte man sich sparen können.

 

Der Chaos-SKN: Fallmann trotzt der Management-Krise

herbert gager gepa pictures

Seit Jahren sieht sich der Landeshauptstadtklub am Weg in die Bundesliga. Und seit Jahren muss man sich eingestehen, dass es nicht geht. Seit dem Rauswurf von Langzeitcoach Martin Scherb im September 2013 geben sich nun die Trainer die Klinke in die Hand wie sonst nur in Favoriten. Gerald Baumgartner wanderte eben dahin ab, lag in der Liga aber auch weit entfernt vom Aufstieg. Herbert Gager meisterte den Europacup, aber nur 1,08 Punkte im Schnitt waren dann doch zu wenig. Michael Steiner schaffte 1,17 Punkte pro Spiel, nach sieben sieglosen Spielen und Medienslapstick mit Landeshauptmannfreund Frenkie Schinkels war aber Mitte März Schluss. Amateure-Coach Jochen Fallmann übernahm und sicherte mit 1,8 Punkten pro Spiel den Klassenerhalt. Ab nächster Saison darf sich dann Karl Daxbacher am SKN versuchen.

90minuten.at-Urteil: Daumen runter für das Management, Daumen hoch für Fallmann.

 


Karl Daxbacher hätte den Nicht-Aufstieg auch geschafft

karl daxbacher gepa

Was 2007 schon einmal klappte, sollte auch 2015 gut gehen. „Sir" Karl Daxbacher hielt die Spieler bei Laune, als sie aufs Geld warteten, stieg in die Erste Liga auf und sollte durchmarschieren. So weit, so gut. Daxbacher steht für einen eher altbackenen Kick, der mittels individueller Klasse der Akteure damals, später bei der Austria und auch im Herbst gut aussah. Sagen wir es, wie ist: Ein Punkteschnitt von 1,87 hätte die Lücke in 36 Runden geschlossen, ein Aufstieg wäre sich trotzdem nicht ausgegangen. Zu sehr aus einem Guss agierte der SVM. Ein 0:0 gegen den SKN, ein knapper 3:2-Sieg gegen die Austria und ein 0:3 in Mattersburg besiegelten sein Schicksal. Die mittlerweile 19 (!) Freunde des LASK, das Führungsgremium, bekamen es mit der Angst zu tun und beförderten Martin Hiden vom Juniors- zum Cheftrainer. Der Punkteschnitt rasselte auf 1(!) runter, Hidens fehlende Trainerlizenz sorgte für unangenehme Stunden rund um die Lizenzvergabe für 2015/16. Ob der Trainerwechsel sinnvoll war? Wohl nicht. Der SVM hat die modernere Spielanlage und in Summe bessere Spieler. Und wieder einmal war es ein unrühmlicher, wenig notwendiger Abgang des Sirs.

90minuten.at-Urteil: Von Panik getriebener Sinnloswechsel, der nichts bewirkt hat. Nach 23 Spieltagen mit Daxbacher zwei Punkte Rückstand, am Ende (35 Runden) 13. Mehr muss man dazu nicht sagen.

 

Innsbruck im freien Fall: Schmidt hält den Streiter-Punkteschnitt
Die am öftesten (1.000 Minuten oder mehr) eingesetzten Mittelfeldspieler des Wacker Innsbruck in dieser Saison kommen auf einen Altersschnitt von 31 Jahren. Die nach demselben Kriterium bewerteten Verteidiger plus Goalie auf mehr als 27,5 Jahre. Die beiden Stürmer sind hingegen 21 und 23 Jahre alt. Man wird das Gefühl nicht los, dass da etwas nicht stimmt mit der Kaderplanung. Für die sind eben Streiter/Klausner verantwortlich. Klaus Schmidt konnte nur noch retten, was zu retten war und hielt den FC Wacker davon ab, dem Bundesligaabstieg noch einen folgen zu lassen. Und das, obwohl Schmidt denselben Punkteschnitt von 1,2 aufzuweisen hat wie Michi Streiter. Da kann man Klausners Interimsschnitt von 0,75 retrospektiv durchaus in Kauf nehmen. Allerdings ist Schmidt ein Fachmann, dem man durchaus zutraut, die Innsbrucker umzubauen.

90minuten.at-Urteil: Der Trainer kann nur mit dem Kader arbeiten, den er hat. Streiter stellte ihn zusammen und scheiterte. Letztlich war der Wechsel zu Schmidt wichtig.

 


SC Wiener Neustadt: In Schönheit abgestiegen

Helgi Kolvidsson Gepa Pictures

Zweieinhalb Jahre Abstiegskampf machen müde. Und irgendwann gehen auch dem besten Trainer die motivierenden Sätze aus. Der Klassenerhalt klappte auch mit Kolvidsson nicht. Im Endeffekt hat Helgi Kolvidsson in Wiener Neustadt viel richtig gemacht, das Management auch. Am Ende fehlten die Punkte, auch wenn der Schnitt unter Kolvidsson von 0,6 auf 0,8 stieg. Das ist natürlich viel zu wenig. Da hilft es auch nichts, dass die Admira einen willfährigen Sparingpartner gab. 14 Spielerabgänge im Sommer, 15 neue; super Wintertransfers namens Dominik Hofbauer und Philip Hellquist; dazu recht ansehnlicher Konterfußball unter dem Isländer Kolvidsson. Dazu hat man das Stadionprojekt trotz Führungswechsel in Wiener Neustadt am Leben erhalten können. Der SCWN hat eigentlich alles richtig gemacht. Eventuell war's auch die Verletzung des Schweden Hellquist in der 30. Runde, die den Abstieg dann endgültig besiegelte.

90minuten.at-Urteil: Einer muss runter, Neustadt hatte am Ende zu wenig Energie, daran konnte auch Kolvidsson nichts ändern.

 

Admira hatte eigentlich nur einen Trainer – Oliver Lederer schafft den Klassenerhalt
Arschknapp aber doch. 0,78 Punkte holte Walter Knaller in seinen letzten neun Spielen, Oliver Lederer in seinen ersten neun 1,33. Aber ob es wirklich der Trainerwechsel war? Die Admira ist nun einmal seit Bosman die Admira und muss Spieler entwickeln und hoffen, dass es Spielzeit für Spielzeit wen anderen runter zieht. Das Ziel war vor der Saison der Klassenerhalt, es hat zwar bis zur 36. Runde gedauert, aber es ist sich ausgegangen, inklusive dem jährlichen Lizenzslapstick. Immerhin, dem zweiten Sir in dieser Auflistung brachten die Jahre in der Südstadt einen Trainerjob beim SK Rapid ein, wo der ehemalige Bundesligatrainer die U15 unter Chef Wilhelm Schuldes leiten wird. Klingt komisch, aber es hat sich anscheinend für alle Beteiligten ausgezahlt.

90minuten.at-Urteil: Die Admira hat einen neuen Cheftrainer?

 


Sturm im Europacup: Daran wäre Milanic wohl gescheitert

Fangen wir wiedermit einer Hochrechnung an. Mit Darko Milanic' Schnitt von 1,22 wäre man am Ende im gesicherten Mittelfeld gelandet. Doch Leeds lockte den Trainer weg. Ein gutes Geschäft für Sturm. Franco Foda schaffte einen Schnitt von 1,8, was den Europacup tatsächlich brachte. Der von außen erzwungene Trainerwechsel hatte nur Gutes, schaffte es doch nun auch mit Defensivmnann Michael Madl endlich wieder ein Blackie auf Kollers Shortlist. Wie es nun mit dem gereiften Weitblick von Foda aussieht, steht noch in den Sternen. Immerhin pusht er nun wieder aus Überzeugung junge Spieler. Man spielt solide, hat seine Ausreißer, Foda wird die eine oder andere Kaderschwachstelle gemeinsam mit General Manager Goldbrich nachbesetzen.

90minuten.at-Urteil: Leeds Pech ist Sturms Glück. Daumen hoch.

 

FAK: Schlechter geht´s kaum
Kollege Gerald Gossmann attestiert Andi Ogris einen medialen Welpenschutz. Obwohl er den Austria-unwürdigen Punkteschnitt von Gerald Baumgartner von 1,27 noch einmal auf 1 fallen ließ. Aber irgendwie ist die Schonung des Andi O., der nach dem Cupfinale ins zweite Glied zurück rückt, auch verständlich. Seit Peter Stöger vor zwei Jahren ging, hat die Austria nun schon den fünften Trainer. Manche Spieler wurden wohl zu lange gehalten, jeder Trainer wollte anders spielen, die sportliche Leitung erfüllte fast jeden Wunsch der halbjährlich wechselnden Trainer. Die gute Ausbildung kann man sich an die Wand malen, ebenso die Erkenntnis, dass immer sehr viele Spieler aus dem Austrianachwuchs am Feld stehen, wenn dabei nix rausschaut. Weder transfertechnisch, noch spielerisch. Es ist was faul in Favoriten und Ogris halt der Depp, der es ausbaden muss. Das schützt ihn aber nicht vor Kritik. Wer es nicht einmal schafft, elf Leute aufs Feld zu schicken, die wenigstens kämpfen, hat nicht nur den Job verloren.

90minuten.at-Urteil: Jeder Trainer nach Baumgartner hätte Probleme gehabt. Andi Ogris hatte jedoch schon besonders viele Probleme. Schlechter geht's kaum.