90minuten.at-Statistikcheck: Mehr Ballbesitz, mehr Siege in der tipp3-Bundesliga

FC Barcelona oder Borussia Dortmund – in der Champions League verzaubern diese beiden extremen Spielarten des Fußballs die Fans. Die Katalanen produzieren Titel mit Ballbesitz, die Deutschen für Konterfußball höchster Güte. In Österreich hält sich das Spi

 

90minuten.at hat sich die Ballbesitzstatistik der 20 Bundesliga-Runden in der Saison 2012/13 angesehen. Das macht 99 Partien – das Abbruchspiel am Tivoli zwischen Wacker Innsbruck und Sturm Graz wurde gewertet, ein Spiel fand nicht statt: SV Ried gegen den WAC fiel in Runde 20 den Wetterbedingungen zum Opfer. Der Kernpunkt der Analyse lautet: 45,4 Prozent der Spiele gewannen jene Teams, die mehr Ballbesitz hatten, 37,4 Prozent jene Mannschaften, die weniger Ballbesitz hatten. 17,2 Prozent der Spiele endeten unentschieden. Umgelegt auf die 82 Spiele, die einen Sieger hervorbrachten bedeutet dies folgendes: In 54,9 Prozent der Spiele hatte der Sieger mehr Ballbesitz, in 45,1 Prozent weniger (siehe Grafik 1). Interessant ist auch, dass 46,5 Prozent der Auswärtsteams mehr Ballbesitz vorweisen als die Hausherren.

 

Grafik 1: Wie verhält sich der Ballbesitz in der aktuellen Saison der tipp3-Bundesliga auf die Siegquote?

ballbesitz sieger

 

 

Ballbesitzkönige
Alle Teams schafften zumindest einen Sieg mit mehr Ballbesitz - dem Wolfsberger AC, SV Mattersburg und SC Wiener Neustadt gelang dieses "Kunststück" genau einmal. Die Admira und Sturm Graz schafften dies zwei Mal. Die SV Ried gewann drei Mal mit mehr Ballbesitz, Nachzügler Wacker Innsbruck gar vier Mal. Im Schnitt hatte der SK Rapid Wien mit 55,2 Prozent am meisten Ballbesitz aller Teams, konnte aber nur sechs Siege daraus erzielen. Red Bull Salzburg und die Wiener Austria schafften es zwölf bzw. 13 Mal, mit mehr Ballbesitz zu gewinnen.

 

Naheliegendes Ergebnis?
Generell verwundert es wenig, dass genau die drei führenden Teams mit mehr Ballbesitz auch mehr anfangen können und folgerichtig öfters gewinnen. Das Führungstrio gewann 39 Spiele und konnte dies 31 Mal mit mehr Ballbesitz erreichen. Die anderen sieben Mannschaften gewannen 42 Mal, aber nur 14 Mal mit mehr Ballkontakten. Neben Austria, Salzburg und Rapid weisen darüber hinaus nur die Admira und die SV Ried auf alle Saisonspiele hochgerechnet mehr als 50 Prozent Ballbesitz vor.

 

Vergleiche, die nicht zu scheuen sind
Weil Eingangs Barcelona und Dortmund erwähnt wurden, lohnt auch ein Blick durch Europa und die Eliteligen. Während Rapid (55,2), Austria (54,8) und Salzburg (54,3) die Ballbesitz-Tabelle in Österreich anführen, tut dies in Bezug auf den Ballbesitz in der Champions League Barcelona mit 70,7 Prozent. Dortmund hat mit 41,2 Prozent den drittniedrigsten Wert in der Königsklasse, nur Celtic Glasgow und Cluj haben weniger Ballbesitz. In der Liga schaut es wieder anders aus: Barca kommt auf 68 Prozent, Dortmund auf 56,4 Prozent, den zweithöchsten Wert hinter den Bayern (siehe Grafik 2).

 

Grafik 2: Welche Vereine erzielen in der aktuellen Saison welchen Ballbesitz?

ballbesitz vereine

(Quelle: transfermarkt.at)

 

Das große Aber zwischendurch
Bayer Leverkusen ist in der Ballbesitzstatistik der Bundesliga nur 13., steht aber an zweiter Stelle der Tabelle. West Bromwich Albion und Norwich City haben in England den niedrigsten Wert beim Ballbesitz, liegen aber nebeneinander an sechster bzw. siebter Stelle. Cagliari Calcio, neuerdings in Abstiegsnot, hat umgekehrt den fünfthöchsten Wert. Den Vogel schießen aber die Kicker von UD Levante ab: Mit lediglich 35,8 Prozent Ballbesitz sind sie abgeschlagen letzte der Statistik, sind aber gegenwärtig Sechster in La Liga.

 

Erkenntnisgewinn?
Es ist wenig verwunderlich, dass in Österreich wie in ganz Europa jene Teams in der Tabelle oben sind, die viel Ballbesitz haben und auch punkten. Die Ausnahme kommt aus der Steiermark: Sturm ist in der Ballbesitz-Statistik knapp hinter Ried und der Admira nur Sechster, dann folgt Wacker Innsbruck. Mattersburg, mit 43,9 Prozent eher passiv unterwegs, liegt aber in der Tabelle vor den Tirolern. Ebenfalls ist interessant ist die Tatsache, dass in Österreich im Schnitt eher aktiv gespielt wird, und zwar auch von Mannschaften, die weiter hinten stehen.

 

Datenquelle: Impire/laola1.at-Statcheck/transfermarkt.at

 

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