90minuten.at-Statistikcheck: Herbstmeister Austria wird auch Meister - zumindest der Statistik nach
Der Herbstmeistertitel ist mehr als nur etwas für Werbeabteilungen. Der 90minuten.at-Statistikcheck der Saisonverläufe seit Einführung der österreichweiten Liga in der Saison 1949/50 ergibt, dass jene Teams, die zur Halbzeit den Platz an der Sonne einnehm
Insgesamt verhält es sich so, dass in den 63 Spielzeiten 39 Mal jenes Team auch Meister wurde, das nach der Hälfte aller Spiele an erster Stelle gestanden ist. In Prozenten heißt das, dass der Herbstmeister in 61,9 Prozent der Spielzeiten auch am Ende oben stand. Eine Sache ist jedoch auch zu beobachten: Dieser Prozentsatz ist rückläufig, eine mögliche Erklärung ist die Zäsur durch die Einführung der Drei-Punkte-Regel zur Saison 1995/96. In den 46 Spielzeiten bis einschließlich 1994/95 beträgt der Prozentsatz 63,04 Prozent, danach in 17 nur noch 58,82. Diese Teilsamples sind zwar relativ klein, dennoch ist ein Rückgang festzustellen. Eine tiefergehende Analyse der Spielzeiten ab 1995/96 zeigt aber, dass das wohl nicht an der Aufwertung der Siege liegt.
Die 17 Spielzeiten seit der Drei-Punkte-Regel
Derzeit hat die Wiener Austria fünf Zähler Vorsprung. Der Mittelwert der letzten 17 Spielzeiten bzgl. des Vorsprungs des Herbstmeisters auf den ersten Verfolger betrug 3,88 Punkte. Der Winterkönig, in den letzten 17 Jahren war nur drei Mal nach 18 Runden Schluss, überwinterte im Schnitt mit 4,65 Punkten Vorsprung auf den Zweiten - am Ende der Meisterschaft hatte der Meister dann im Durchschnitt 5,41 Punkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten. Interessant ist auch der Umstand, dass der Winterkönig mit derselben Wahrscheinlichkeit Meister geworden ist wie der Herbstmeister – und zwar mit 58,82 Prozent. Eine Statistik spricht besonders für die Austria: In den vergangenen 17 Jahren gab es keine Mannschaft, die einen Rückstand von mehr als vier Punkten nach der Herbstmeisterschaft aufholen konnte.
Der FAK ist zu fast drei Viertel durch
Für alle Fans der Veilchen gibt es eine gute Nachricht: Der FK Austria wurde insgesamt 21 Mal Herbstmeister – 15 Mal wurde die Austria dann in Folge auch Meister, das entspricht einer Ausbeute von rund 71%. Aufgrund der Feststellung, dass die Austria mehr Punkte Vorsprung als üblich auf den ersten Verfolger hat und mit 71% den Herbstmeistertitel in den Meistertitel umwandelt, könnte es für die Konkurrenz nun heißen, die Meisterschaft abzuhaken.
Geschlossene Gesellschaft
Neben den bekannten Titelträger Rapid, Austria und Sturm sowie den Klubs aus Innsbruck und Salzburg gibt es bekanntermaßen die Meister Vienna (1955), LASK (1965), Admira (1966) FC Linz (1973), den WSC (1958, 59) und GAK (2004). Neben der SV Ried, die in den letzten zwei Saisonen Herbstmeister wurden, scheinen keine anderen Teams mehr in dieser Liste auf. Die höchste Spielklasse der Fußballbundesliga ist auf den vorderen Positionen eine quasi geschlossene Gesellschaft.
Fazit
Die Weichen für eine funktionierende Mannschaft werden anscheinend im Sommer gestellt. Selbst wenn die Meister in den letzten 17 Jahren nicht schon die Tabelle zur Halbzeit anführten, so waren sie in Schlagdistanz zum Tabellenführenden. Klar ist aber andererseits auch: Selbst wenn in drei von fünf Fällen das Team Meister wird, das schon zur Halbzeit geführt hat, so sind in 18 Spielen noch 54 Punkte zu holen. Dass so viele Spiele gewonnen werden können, zeigte der Wiener Sport-Club Ende der 50er-Jahre. Die Dornbacher wiesen in 55 Spielen zwischen 17. Juni 1957 und 12. September 1959 eine Bilanz von 43 Siegen, elf Remis und nur einer Niederlage auf. Schwer vorstellbar, dass es eine derartige Serie heutzutage wieder geben könnte.
Hintergrundinfo zur Bundesliga
63 Saisonen fanden in der österreichischen Fußballbundesliga bis Sommer 2012 statt. Seit der Spielzeit 1949/50 dürfen Teams aus dem gesamten Gebiet Österreichs teilnehmen. Zunächst hieß die höchste Spielklasse „Staatsliga A“, ab 1965/66 „Nationalliga“ und ab 1974/75 „Bundesliga“, eingeteilt in Divisionen. Die Teilnehmeranzahl bewegte sich zwischen 13 bzw. 14 zu Beginn der Staatsliga, über 16 in der Zeit der Nationalliga, später zehn, dann wieder zwölf zur Zeit des Playoffs ab 1985/86 und schließlich ab 1993/94 mit zehn Teams.
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