Foto: © FC Red Bull Salzburg via Getty Images

Endlich ist es vorbei [UEFA-Fünfjahreswertung]

Die Europacup-Saison 2022/23 ist aus österreichischer Sicht vorbei. Jetzt noch einmal im Achtelfinale ein paar Klubs die Daumen halten und es nächstes Jahr besser machen.

+ + 90minuten.at PLUS - Von Georg Sander und Daniel Sauer + +

 

Mit dem verdienten Ausscheiden von Red Bull Salzburg gegen die AS Roma am Donnerstagabend bringt Österreich 4.900 Punkte für die UEFA-Fünfjahreswertung über die Ziellinie. Das ist nicht einmal die Hälfte der Rekordsaison 2021/22 und das schlechteste Abschneiden seit 2015/16. Es deutete sich schon im Sommer an, dass das eine eher schwache Saison werden wird. Wie schwach, das zeigt ein Blick auf die natürlich noch laufende Saison: 23 Nationen scorten mehr als Österreich. Wie kam es dazu?

 

Der Rückblick

Am wenigsten zum Fünfjahreswertungskonto hat Austria Wien beigetragen, nämlich zwei Remis, macht 2.0 Punkte für den Endwert. Die Veilchen konnten sich nur wegen der Punkteteilung auf Platz drei am WAC vorbeischummeln, flogen gegen Fenerbahçe aus der Europa League-Qualifikation und wurden in der Europa Conference League auswärts von allen drei Konkurrenten (Lech Posen, Villarreal, Be'er Sheva) aus den Stadien geschossen. Mehr als je ein Heimremis gegen die Polen und die Israelis war nicht drinnen.

Der Wolfsberger AC hat umgekehrt auch nicht viel aus seinem Europacup-Jahr heraus geholt, genauer gesagt 2.5 Punkte. Die Wölfe schalteten Gzira aus, konnten in Molde gewinnen, verloren das Heimspiel in der Quali zur Conference League klar, das war's.

Der SK Rapid wiederum musste als Ligafünfter bereits in der 2. Qualifikationsrunde ran. Nach mühevollen Aufstiegen gegen Lechia Gdansk und Neftchi Baku folgte die Blamage gegen den FC Vaduz. Immerhin 3 Punkte.

Der SK Sturm verlor in der 3. Qualifikationsrunde zur Champions League erst in der Verlängerung gegen Dinamo Kiew und dieses Pech zog sich durch. In der durchaus schwierigen Europa League-Gruppe mit Midtjylland, Feyenoord und Lazio Rom holten die Blackies zwei Siege und zwei Remis (insgesamt 6 Punkte). Vor dem letzten Spieltag war für Sturm alles drinnen, vom Gruppensieg bis zum letzten Platz. Der wurde es dann auch, am Ende waren alle Teams punktgleich.

Red Bull Salzburg schließlich ist im Konzert der Großen angekommen und zog mit Chelsea und AC Milan die zu erwartenden Kracher, dazu noch Dinamo Zagreb. Die Pflicht wurde erfüllt, die Bullen wurden Dritter, mit sechs Punkten, einem Sieg und drei Remis. Die Kür gelang dann nicht mehr. Zwar konnte die Roma daheim bezwungen werden, auswärts zeigte José Mourinho aber den Österreichern, wo der Bartolomeo den Frascati herholt. Ergibt 11 Punkte. Wer bis hierhin mitgerechnet hat, weiß, dass das alles insgesamt 24.5 Punkte sind, dividiert durch die Anzahl der fünf Starter ergibt das 4.900 und so sieht das am rot-weiß-roten Ende aus:

 

Wie ersichtlich steckt Österreich in einem Block mit Schottland und Serbien, mit 2.400 Punkten Rückstand auf die Schotten, die mit 3.500 Punkten auch alles andere als eine ruhmreiche Saison auf das europäische Geläuf legten. Serbien liegt 1.625 Punkte hinter Österreich und in beiden Fällen wird sich nichts mehr tun. Alle Vertreter dieser drei Länder sind bereits raus.

Der Großteil aller Achtelfinalisten kommt klarerweise aus Nationen, die vor Österreich liegen. Dahinter gibt es Sheriff Tiraspol aus Moldawien außerhalb der Top 30 (Rang 32). Slovan Bratislava und Lech Posen spielen ebenfalls Conference League. Die Slowakei liegt auf Platz 28, Polen auf 27. Ungarn (24.) hat noch Ferencváros in der Europa League, Schweden (23.) Djurgårdens in der Conference League und Zypern (22.) ist noch mit AEK Larnaka im selben Bewerb. Diese Länder haben aber einen großen Rückstand.

Spannender sind die Plätze 14 bis zwölf. Die Ukraine ist noch mit Shakhtar Donetsk in der Europa League vertreten, hat aber 4.700 Punkte Rückstand. Die Schweiz, knapp vor dem von Russland angegriffenen Land, ist mit Basel in der ECL vertreten, liegt 4.325 Zähler hinter Österreich. Nach der Auslosung am Freitag steht fest, dass Basel mit Slovan Bratislava einen Gegner aus der Gruppenphase wiedersieht - die Slowaken hatten damals leicht die Nase vorne. Donetsk bekommt es mit Feyenoord Rotterdam zu tun, auch dieses Duell sollte sich auf Augenhöhe abspielen. Dann wäre da noch die Türkei.

Fenerbahçe (EL), Istanbul Başakşehir und Sivasspor (beide ECL) haben noch Chancen auf viele Punkte. 2.500 Punkte Vorsprung könnten reichen, allerdings gibt es für jede überstandene Runde in der EL einen Bonuspunkt, in der ECL ab dem Halbfinale. Fenerbahçe trifft im Achtelfinale auf den FC Sevilla, Başakşehir auf KAA Gent und Sivasspor auf die Fiorentina - abgesehen von Başakşehir starten die türkischen Vertreter zumindest nicht als Favoriten in die nächste Runde. 

 

Resümee

Es wäre natürlich mehr drinnen gewesen für Österreich. Am wenigsten kann man eigentlich dem WAC vorwerfen. Molde ist nicht niemand, eigentlich wäre der Verein, der im Sommer einen Umbruch einleitete, auch Tabellendritter gewesen. Auch die Bullen haben im Endeffekt getan, was sie konnten. In der Champions League gibt es in der gegenwärtigen Form eben stets zwei Kracherteams, da gelingt ein Weiterkommen einmal, dann wieder nicht. Ob sich die forsche Jugend gegen andere Teams in der Zwischenrunde besser angestellt hätten, weiß man nicht. Vielleicht wäre Midtjylland noch schlagbar gewesen, der Rest kam mit Ausnahme von Eindhoven sowieso aus den großen Ländern. Sturm möchte man angesichts des Endstands nicht allzuviel vorwerfen, außer vielleicht die hohe Niederlage in Rotterdam. Die Austria hat die Punkte wiederum recht billig hergegeben, von Rapid ganz zu schweigen.

Wer nebst Salzburg und Sturm auch immer 2023/24 im Europacup landet, möge sich dort auf jeden Fall besser anstellen als die Wiener Vertreter. Die gute Nachricht zum Schluss: In der Saison 2023/24 ist Österreich Achter. Ab 24/25 wird die CL größer, ohne Platz 10 gibt es dennoch keinen Fixplatz für den heimischen Meister...

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