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UEFA-Fünfjahreswertung: Unverhofft kommt oft

Sky-Experte und Russland-Kenner Alfred Tatar hatte es prophezeit: Red Bull Salzburg und der Wolfsberger AC gewinnen gegen Lok bzw. ZSKA Moskau. Dass er recht hatte, ist für die Fünfjahreswertung toll - auch das LASK-Remis gegen Tottenham Hotspurs.

+ + 90minuten.at Exklusiv + + Von Georg Sander

 

Wer nach der Auslosung auf die Gruppen blickte, hätte Red Bull Salzburg gute Chancen auf den dritten Rang eingeräumt, Rapid wohl fix im Sechzehntelfinale gesehen, dem LASK viel zugetraut und dem WAC viel Glück gewunschen. Zwei, vielleicht drei Klubs im Sechzehntelfinale der Europa League, damit konnte man rechnen. Aber vor dem letzten Spieltag sieht es einigermaßen anders aus. Die Bullen können mit einem Heimsieg gegen Atlético Madrid gar ins Achtelfinale der Champions League vorstoßen, Rapid hat sein Finale gegen Molde und muss im Stile eines KO-Spieles ein 0:1 kompensieren, der LASK ist aufgrund des verpatzten Heimspiels gegen Royal Antwerpen draußen. Aber stattdessen reicht dem WAC sogar ein Remis gegen Feyenoord Rotterdam, um logischerweise erstmals in die KO-Phase einzuziehen.

 

 

Rückstände und Weiterkommensrechnereien

1,275 Punkte betrug der heimische Rückstand auf Belgien, das just den LASK, ohne es vor einer Woche genau zu wissen, ums Weiterkommen brachte. Drei Siege und ein Remis lautet das in Spielen. Der Rückstand minimierte sich auf knapp über einen Punkt, die 1,075 Zähler sind nun mit drei Siegen aufholbar. Die Niederlande wiederum lagen um 1,975 Zähler oder fünf Siege voran, nun sind es 1,575 Punkte bzw. vier Siege. Es wurden also Punkte gut gemacht. Angesichts schwieiriger Aufgaben - zwei Auswärtsspiele in Moskau, das Duell der Athletiker gegen den Tabellenführer der Premier League - und daraus resultierenden zwei Siegen und einem Remis eine unverhofft gute Ausbeute.

Wie sieht es nun mit den exakten Chancen auf ein europäisches Überwintern aus? Salzburg kann sich für Rang drei eine Heimniederlage gegen Atleti erlauben, wenn Lok gegen die Bayern, die schon in Madrid kräftig rotierten, nicht gewinnt. Dann hätten beide Klubs vier Punkte und dank des mit 2:2 bzw. 3:1 gewonnen direkten Duells wären die Mozartstädter im Sechzehntelfinale. Um tatsächlich ins Achtelfinale der Königsklasse vorzustoßen, müssen die Spanier besiegt werden.

In der Europa League des LASK ist es einfach: Selbst wenn Antwerpen das letzte Spiel gegen Tottenham ebenfalls gewinnt, reicht auch kein Heimsieg gegen Ludogorets Rasgrad mehr für ein Weiterkommen. Zwar hätten die Spurs und die Athletiker dann beide zehn Zähler, das direkte Duell haben die Engländer aber mit insgesamt 6:3 gewonnen. Rapid wurde schon erwähnt, ein 0:1 muss aufgeholt werden. Sprich: Ab 2:0, 3:1 und so weiter ist man durch. Bei 1:0, 2:1 haben die Norweger die Nase vorne. Gewinnt man nur 1:0, dann zählt die Tordifferenz. Da hat Molde gegenwärtig 7:9, Rapid 9:11 - in dem Fall wären die Hütteldorfer weiter. Die Wolfsberger wiederum haben sieben Zähler, Feyenoord derer fünf, es reicht ein Heimremis.

 

Niederländische Performance

Ajax Amsterdam hält vor dem letzten Spieltag bei sieben Punkten, Atalanta bei acht. Die Teams spielen in Amsterdam und Ajax ist unter Siegzwang, will man ins Achtelfinale aufsteigen. Umgekehrt ist man fix in der Europa League, da Midtjylland lediglich ein Pünktchen ergattern konnte. Bereits fix im Sechzehntelfinale ist auch der PSV Eindhoven. Möglich machten das der Auswärtssieg gegen Granada und die PAOK-Niederlage gegen Nikosia.

AZ Alkmaar liegt punktgleich mit Real Sociedad hinter Napoli. Am letzten Spieltag kickt AZ daheim gegen Rijeka, die fix raus sind, Napoli darf aus niederländischer Sicht also nicht verlieren, will man die Chancen wahren. Feyenoord wiederum muss nach Klagenfurt und dort unbedingt gewinnen, will man europäisch überwintern.

Insgesamt haben aber noch alle vier Klubs entweder schon fix ein Ticket für die KO-Phase, bis auf AZ haben es auch alle Teams in der Hand, ein Weiterkommen für sich zu sichern. Möglich ist aber auch, dass die Niederlande am Ende nur Ajax und PSV auch 2021 bestaunen dürfen.

 

Belgische Performance

Club Brügge hat sich mit dem 3:0 gegen Zenit St. Petersburg bereits das Europa League-Ticket gesichert und hat ebenfalls Chancen auf den zweiten Platz. Denn am letzten Spieltag geht es gegen Lazio Rom um das Ticket für das Champions League-Achtelfinale. Aufgrund von zwei Zählern Rückstand muss aber unbedingt ein Sieg her, sonst geht es eben nur in der zweithöchsten europäischen Spielklasse weiter. Fix raus hingegen ist Standard Lüttich. Wie Lech Posen hat man nur drei Punkte, Benfica und die Rangers derer elf.

Royal Antwerpen hat sich bekanntlich des LASK entledigt und ist fix durch. Gent wiederum hat bislang komplett ausgelassen. Gegen Slovan Liberec setzte es eine 1:2 Heimniederlage, nach fünf Spieltagen hält man bei null Punkten.

Somit haben die Belgier zwei Teams garantiert in den KO-Phasen, zwei Teams sind komplett raus. Damit können also nur zwei Teams weiterpunkten, vielleicht eines weniger als Österreich.

 

Rückspiegel

Der erste Verfolger der nach wie vor auf Rang zehn liegenden Österreicher ist Schottland. Da diese nur vier Teams in den Europacup entsenden, ist ein Sieg oder Remis (2 bzw. 1 Punkt) in der Europa League mehr wert, da durch die Anzahl der Starter dividiert wird. Österreich hat fünf, ein Sieg bringt 0,4 Zähler, Schottland vier, ein Sieg also 0,5. Die Rangers sind weiter, Celtic raus. Der Rückstand auf Österreich beträgt 3,7 Punkte - die Rangers müssten also acht Siege mehr als Österreich einfahren. Quasi unmöglich.

Knapp dahinter lauert die Ukraine. Die Osteuropäer haben bei fünf Startern nur noch drei Klubs im Rennen, haben neun Siege und ein Remis Rückstand. Shachtar Donezk hat noch Chancen auf die KO-Phase, kann aber im Duell mit Real und Inter auch noch am letzten Platz landen. Selbes Bild bei Dynamo Kiew: Die matchen sich am letzten Spieltag mit Ferencvaros Budapest um den Europa League-Platz. Saria Lugansk überraschte zwar Leicester mit einem 1:0, hat aber keine Chance mehr auf das Europa League-Sechzehntelfinale. 

Auf Rang 13 folgt übrigens die früher starke Türkei, dann schon Zypern und Dänemark. Dahinter liegen für 2022/23 ebenfalls früher viel besser aufspielende Länder wie (in dieser Reihenfolge) Serbien, Griechenland und Tschechien. Die Schweiz befindet sich aktuell erst auf Rang 19.

 

Wie geht es weiter?

Ob und inwiefern Österreich ein Wörtchen um einen einstelligen Rang mitreden kann, hängt klarerweise vom letzten Spieltag ab. Im Idealfall kommen drei Teams - Salzburg, Rapid, WAC - weiter, es können aber auch noch alle komplett ausscheiden. Die Niederländer können alle Teams in die KO-Phase bringen, die Belgier bleiben bei zwei. Insofern ist die Ausganslage nächsten Freitag neu zu bewerten, man darf aber vorsichtig optimistisch sein.

Positiv: Mit 5,7 Punkten für das Country Ranking hat man derzeit nur um 0,1 weniger geholt als letztes Jahr, als zwei Teams in die KO-Phase kamen. Auch die Saison 18/19 mit 6,2 Punkten scheint möglich. Im Idealfall kompensiert man auch die 7,375 Zähler aus 2016/17, die für 2023/24 dann auch rausfallen.

Insgesamt war der fünfte europäische Spieltag trotz des LASK-Ausscheidens ein unverhofft guter, vielleicht kommt unverhofft ja öfter. Ansonsten gilt: Schauen wir einmal, dann sehen wir es eh.

 

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