Foto: © Screenshot Facebook 2019 / Oktober

Zuschauercheck Unterhaus: Ausrufezeichen im Waldviertel und Hernals – Hütteldorf, das nenn ich Brutalität

Der Wiener Sport-Club spielte gegen Rapid II quasi vor einer Bundesliga-Kulisse. So richtig bemerkenswert ist dennoch die Anzahl beim Waldviertel-Derby in Zwettl.

+ + 90minuten.at Exklusiv + + Der Zuschauercheck Unterhaus von Richard Turkowitsch

 

Ein bissl everyone’s darling ist er ja schon, der Wiener Sport-Club. Klar, wer an den richtigen Stellen bei der Vienna nachfragt, wird dort sicher das eine oder andere unschöne Wort über die Dornbacher Buam hören, aber mehr als Folklore ist das auch nicht wirklich. Etwas komplexer wird es aber mit der Verbindung zum SK Rapid Wien – einerseits wird in Hütteldorf (speziell unter den dezidiert linken Teilen des Block West) auch eher wohlwollend auf das Treiben an der Alszeile geblickt, andererseits werden von den Freund_innen der Friedhofstribüne regelmäßig Seitenhiebe an den Gerhard-Hanappi-Platz gesungen: „Danke, dass wir zum Fußball gehen und nicht zu Rapid“ oder auf den Rhythmus von Dr. Albans „No Coke“: „No coke, no heroin, more hash hash, no Rapid Wien“. Je nachdem wen man nach dem Grund fragt, bekommt man als Auskunft eine Abwehrreaktion auf versuchte Fusionsversuche zwischen Rapid und WSC Anfang der 90er Jahre oder generelle Kritik an Selbstverständnis und Supportstil der Hütteldorfer Fanszene.

Wie dem immer auch sei, reibungsfrei sind die Duelle zwischen Hernals und Hütteldorf nicht. Das letzte Aufeinandertreffen der beiden A-Mannschaften der zwei Vereine ist zwar bereits 25 Jahre her, aber es gibt ja auch noch den SK Rapid Wien II, die kleine Zweitvertretung der großen Grün-Weißen, seit 2007 auch ständiges Inventar der Regionalliga Ost. Vierundzwanzigmal fand dieses Duell bereits statt, vergangenen Freitag war es Zeit für Aufeinandertreffen 25. Sowohl der WSC als auch die Junggrünen spielen um die Tabellenspitze mit, für sportliche Brisanz war also zusätzlich auch noch gesorgt. Zumindest vor dem Spiel. Die 3.017(!) Zuseherinnen und Zuseher wurden Zeugen eines 0:4 Durchmarsches der jungen Hütteldorfer. Für die Tabelle in der Regionalliga Ost bedeutete dies einen Platztausch. Der Sport-Club fiel auf Rang 4, Rapid II stieg auf Rang 2.

Ein absoluter Klassiker reiht sich in der Zuschauerliste dahinter ein: SC Zwettl gegen SV Waidhofen/Thaya – seit dem Ende des EPSV Gmünd das wohl größte Waldviertler Derby. Beide Vereine befinden sich in der niederösterreichischen Landesliga im Abstiegskampf, die alte Floskel vom „Sechs-Punkte-Spiel“ traf auf dieses Duell also wirklich zu. 1.100 Augenpaare sahen den kleinen Befreiungsschlag der Waidhofener, die auf der Zwettler Sportanlage Edelhof ein 0:2 erringen und sich aus den Abstiegsrängen hieven konnten.

Die Top 5 werden von Spielen mit Beteiligung dreier Vereine vervollständigt, die in dieser Liste auch schon alte Bekannte sind. Zunächst der Besuch des First Vienna FC beim FC Stadlau, welchem 700 Besucher und Besucherinnen beiwohnten und Zeugen eines klaren 0:4 vom blau-gelben Tabellenführer der Wiener Stadtliga wurden. 620 Personen wohnten am Freitag dem Spiel zwischen SC Wiener Neustadt und dem Regionalliga-Ost-Tabellenletzten SV Leobendorf bei, welches die Neustädter mit 6:1 für sich entscheiden konnten. 606 Gäste zog das Aufeinandertreffen des SV Seekirchen/Wallersee gegen den SV Austria Salzburg an. Die sportliche relativ bedeutunglose Partie in der Regionalliga Salzburg (SAK und FC Pinzgau standen rechnerisch bereits als Aufsteiger in die Regionalliga West fest) endete mit einem 3:2 für die Mannen vom Wallersee.

In der restlichen Liste finden sich auch diese Woche wieder zahlreiche spannende Nachbarschaftsduelle, zum Beispiel im Bezirk Innsbruck-Land zwischen FC Zirl und SV Telfs, im slowenischsprachigen Gebiet Kärntens zwischen ASKÖ St. Michael ob Bleiburg und SAK Celovec, in der Obersteiermark zwischen SC Bruck an der Mur und DSV Leoben oder der Südweststeiermark zwischen SC Kalsdorf und Deutschlandsberger SC.

Besten Gruß also auch weiterhin aus dem Unterhaus!

 

Hinweis: Aus Zeit- und Platzgründen erstreckt sich der Blick speziell auf die fünf Regionalligen, die neun Landesligen, den jeweiligen fünften Ligen der neun Bundesländer und den Landescups. Innerhalb dieser Ligen werden alle Spiele berücksichtigt, die laut ÖFB-Datenservice 450 Zuschauer angezogen haben. Aufgrund der deutlich flexibleren Spielpläne gehen wir hier strikt nach Kalenderwoche vor, wodurch es im Falle von englischen Runden oder Nachtragsspielen dazu kommen kann, dass einzelne Vereine mehrmals in der Liste vertreten sind. Wir bitten dies, zu berücksichtigen.

 

Die Zuschauerchecks zur Bundesliga und 2. Liga:

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