Foto: © Screenshot Sky Sport Austria 2019 / Mai

Der LASK überfordert die Austria

Die Wiener Austria konnte zwar gegen den LASK in der ersten Halbzeit in Führung gehen, waren aber in der zweiten Spielhälfte mit dem schnellen Umschalten der Linzer überfordert.

Eine Spiel-Analyse von Simon Goigitzer

 

Im letzten Saisonspiel dieser Saison begann der Linzer ASK wie gewohnt in einer 3-4-3 Formation. Im eigenen Ballbesitz versuchten die Oberösterreicher früh den Flügel zu bespielen und von dort mit diagonalen Pässen in das letzte Drittel zu gelangen. Vor allem Reinhold Ranftl wurde in der ersten Halbzeit auf dem rechten Flügel sehr oft angespielt. Der Außenverteidiger konnte mit Yusuf Otubanjo mehrmals kombinieren und kam dadurch auch in das letzte Drittel. Beispielsweise in der 13. Minute. (Abbildung 1)

Abbildung 1: Diagonal Pass von Ranftl zum eingerückten Otubanjo

Ranftl bekam den Ball vom Innenverteidiger und konnte einige Meter nach vorne dribbeln, bis er attackiert wurde. Um anspielbar zu sein, bewegte sich Otubanjo in den rechten Halbraum und führte zu dem eine schnelle Auftaktbewegung aus. Dadurch konnte er sich ein wenig von seinem Gegenspieler lösen und sich in die Richtung des Tores aufdrehen. Der Stürmer setzte sich gegen zwei Austrianer durch und versuchte einen Pass in die Tiefe auf den weiterlaufenden Ranftl zu spielen. Der Außenverteidiger erkannte, dass sein Mitspieler den Verteidiger aus der Mitte herauszog und dadurch öffnete sich Raum auf der rechten Seite hinter der Abwehr für einen Lauf in die Tiefe und einen möglichen Pass. Der LASK praktizierte diesen Ablauf in diesem Spiel öfters. In der 37. Minute kamen die Linzer nach einen ähnlichen Situation zur Chance zum Ausgleichstreffer als Ranftl einen Stanglpass in die Mitte spielte, aber Samuel Tetteh zu ungenau schoss. Aber nicht nur der Außenverteidiger, sondern auch anderen Spielern war es möglich solche diagonalen Pässe zu spielen.

Wie zum Beispiel Stefan Haudum, der Situationsbedingt auf den rechten Flügel schob. (Abbildung 2)

Abbildung 2: Diagonaler Pass in die Spitze

Nachdem Ranftl in Mitte schob, bewegte sich der zentrale Spieler auf die Außenbahn. Da bekam er in dieser Situation auch gleich den Ball. Durch einen Schulterblick vor der Annahme sah er, dass er sich ohne Probleme aufdrehen konnte. Dabei orientierte er sich auch gleich in die Richtung des Stürmers. Daraufhin spielte er einen diagonalen Pass in den Raum vor der gegnerischen Abwehr zu Klauss. Dadurch war das ganze Mittelfeld der Austria mit einem Pass überbrückt. Der Stürmer konnte sich auch aufdrehen und zu Otubanjo, der in die Tiefe lief, spielen. Allerdings war der Pass zu weit und Ivan Lucic war vor dem Linzer am Ball.

In diesem Spiel waren beim LASK Abläufe mit flachen diagonalen Pässen zu den Stürmern ein großer Fokus. Besonders in der ersten Halbzeit spielten die Linzer vom rechten Flügel in den rechten Halbraum oder in den Raum vor der Abwehr. Es wurde nur selten über die Mitte gespielt und falls, ging es von einem Innenverteidiger aus, der sich mit einem Dribbling aus der Pressingsituation löste. Zum Beispiel machte dies Christian Ramsebner in der 11. Minute (Abbildung 3) oder auch Phillip Wiesinger hatte solche Situationen.

Abbildung 3: Ramsebner überdribbelt erste Pressinglinie

Ramsebner bekam den Ball vom rechten Außenspieler und wurde von Dominik Prokop attackiert. Prokop lief richtig an und stellte den Passweg zum Außenverteidiger zu. Aber der Innenverteidiger erkannte dies und sah auch, durch einen vorherigen Schulterblick, dass er viel Raum vor sich hatte. Mit einer Mitnahme nach vorne verschaffte er sich einen Vorteil gegenüber Prokop und gewann auch das Laufduell und konnte mit dem Dribbling die erste Pressinglinie der Austria überspielen.

Aber nicht nur im Ballbesitz ist der LASK eine besondere Mannschaft, sondern auch in Umschaltmomenten. Vor allem im Umschalten in die Offensive sind sie immer sehr gefährlich für die gegnerische Mannschaft. Immer wieder kamen sie in Kontersituationen. Besonders in der zweiten Halbzeit hatten die Gastgeber sehr viele Chancen nach Umschaltmomenten und konnten auch den 1:0 Rückstand umdrehen. Die Hauptmerkmale der Linzer beim Umschalten waren, dass sich gleich mehrere Spieler in den Konter miteinschaltete und dadurch viele Anspielstation kreierten. Oft sah man, dass sich der Ballferne Außenverteidiger mit einschaltete, um einen Gegenspieler mitzuziehen und auch gleich Raum für nachrückende Mitspieler zu schaffen.

Austria verspielte Führung in der zweiten Halbzeit

Auch die Austria spielte in einer 3-4-3 Formation. Wie auch der LASK pressten sie schon in der gegnerischen Hälfte an und versuchten den Spielaufbau früh zu stören. So wie in der letzten Spielen zuvor hatten sie auch diesmal „Trigger“ zum höheren anpressen. Vor allem Rückpässe zum Tormann waren ein Zeichen, dass die ganze Mannschaft hochschieben sollte und die Anspielmöglichkeiten für den Tormann zu zustellen.

Abbildung 4: Pressing der Austria

Durch die genau Spiegelung der Formationen konnten sowohl der LASK, als auch die Austria mannorientiert Pressen. Oft ließ im Ballbesitz der Linzer Peter Michorl tief fallen, um als kurze Anspieloption zu dienen. Allerdings verfolgte ihn Vesel Demaku und verhinderte, dass ein Zuspiel überhaupt Zustande kam. Es gab aber auch eine Situation in der Demaku einen Pass zu Michorl antizipierte und abfangen konnte. Dadurch war die Austria gleich vor dem gegnerische Tor, war aber dann im Abschluss zu ungenau.

Nach einer 1:0 Führung in der ersten Hälfte war die Austria in der zweiten Spielhälfte überfordert. Es geschahen sehr viele Abspielfehler und man hatte so wie in der ersten Halbzeit kaum lange Ballbesitzphasen. Mehrmals mussten die Innenverteidiger eine Situation mit einem hohen Ball auflösen, da es keine Anspielmöglichkeiten gab. Uros Matic kam im Aufbau selten zum Ball, weil er sich oft nicht anbot oder sich auch überhaupt nicht aus Deckungsschatten der Gegenspieler bewegte. Zudem kam auch, dass der LASK durch das effektive Umschalten gleich nach der Pause zwei Treffer erzielte und das Spiel drehte.

Fazit

Austria Wien konnte früh in Führung gehen und hielt diese auch bis in die Pause. Jedoch war schon am Ende der ersten Halbzeit LASK kurz vor dem Ausgleichstreffer. Anfang der zweiten 45 Minuten konnten die Gastgeber dann zwei schnelle Treffer erzielen und ließen der Austria kaum noch Möglichkeiten in die Offensive. Die Wiener kamen zwar noch einige Male zu Konterchancen und verkürzten das Ergebnis kurzzeitig auf 3:2, doch in den letzten Minuten konnten die Linzer wieder zwei Treffer erzielen. Somit muss die Austria durch die Qualifikationsrunden, um in der Gruppenphase der Europa League zu spielen.

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