Der Schatten der erfolgreichen Rapid-Bilanz
Mit Stolz hat Rapid ein Gewinn von mehr als zwei Millionen Euro für das vergangene Geschäftsjahr verkündet. Dennoch gibt es einige negative Entwicklungen.
Ein Faktencheck von Michael Fiala
Vergangenen Freitag verkündete der SK Rapid trotz der Nicht-Teilnahme an einem europäischen Bewerb für die Saison 2017/18 stolz einen Gewinn von mehr als zwei Millionen Euro mit einem Umsatz von mehr als 41 Millionen Euro. Zwar betonte Christoph Peschek in der Aussendung von Rapid, dass im Business-Bereich „die überaus starken Ergebnisse aus unserem ersten Jahr im Allianz Stadion auf hohem Niveau halten“ konnte, doch das stimmt so nicht. Der SK Rapid kann dabei zwar durchaus stolz auf den dritthöchsten Umsatz der Vereinsgeschichte sein, dennoch gibt es ein paar negative Entwicklungen im Vergleich zur Vorsaison, die 90minuten.at im Detail analysiert hat.
Ticketing: Minus 800.000 Euro
Im Ticketing, also den Einnahmen durch die verkauften Matchtickets, musste Rapid bei den Spielen in der Meisterschaft und ÖFB-Cup einen Rückgang von mehr als 800.000 Euro hinnehmen. Konkret sanken die Einnahmen von 5,63 auf 4,81 Mio. Euro. Dieser Rückgang hat mehrere Gründe: Einerseits ist hier natürlich der gesunkene Zuschauerschnitt zu sehen: Konnten in Hütteldorf im Jahr der Stadioneröffnung durchschnittlich 21.033 Fans in der Meisterschaft begrüßt werden, so waren es in der Folgesaison „nur noch“ 19.249, also knapp 1.800 Fans pro Heimspiel weniger. Zudem fiel auch das ausverkaufte Eröffnungsspiel gegen Chelsea vor ausverkauftem Haus weg und im ÖFB Cup konnte Rapid in der Saison 2016/17 mit dem Semifinale gegen den LASK und dem Finale in Klagenfurt zusätzlich mehr Tickets verkaufen.
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Sponsoring: Minus 500.000 Euro
Nach dem bereits erwähnten Verlust im Ticketing (siehe oben), musste Rapid auch im Sponsoring einen Rückgang von mehr als 500.000 Euro hinnehmen. Die Einnahmen sanken von 9,510 Mio. Euro auf 9,007 Mio. Euro.
Merchandising: Minus 780.000 Euro
Den größten relativen Einbruch im Vergleich zur Vorsaison gab es im Merchandising. Mit einem Minus von 779.000 Euro verlor Rapid 23,41 Prozent der Einnahmen in diesem Bereich. Gab es in der Saison 2016/17 Umsätze in der Höhe von 3,328 Mio. Euro, so waren es 2017/18 nur noch 2,549 Mio. Euro.
Hospitality: Plus 410.000 Euro
Einzig der Hospitality-Bereich konnte in der zweiten Saison des Allianz-Stadions wachsen. Die Einnahmen stiegen um 410.000 Euro von 7,510 auf 7,920 Mio. Euro.
Mitglieder: Minus 774 Vollmitglieder
Auch die Zahl der Rapid-Mitglieder hat einen Einfluss auf das Budget und diese Zahl ist deutlich gesunken, und zwar von 16.010 auf 15.463, also um 547. Das ist natürlich noch immer der klare Spitzenwert in Österreichs Klubfußball, aber dennoch ein deutlicher Rückgang. Vor allem der Rückgang der Vollmitglieder ist dabei überdurchschnittlich stark gesunken, und zwar von 12.384 um 774 Mitglieder auf 11.610 – das ist ein Rückgang von 6,25 Prozent. Lediglich im Bereich der Greenies gab es einen Zuwachs von 394 Mitgliedern, dadurch wurde das Minus der Gesamtzahl der Mitglieder ein wenig abgefedert.
Nationale Erlöse insgesamt: Minus 2,811 Mio. Euro
Insgesamt sind damit die Erlöse aus dem nationalen Bewerb um 2,811 Mio. Euro auf 30,723 Mio. Euro gesunken. Ohne Transfers weist die nationale Rapid-Bilanz ein Minus von 5,176 Mio. Euro aus. Und auch wenn Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek betont, dass „die konservative Planung der schwarzen Null aus dem nationalen Bewerb“ bewusst nach dem Wöber-Transfer aufgegeben wurde, und „die Priorität auf sportliche Wettbewerbsfähigkeit sowie künftige Transferüberschüsse gelegt“ wurde kann man sagen, dass Rapid allein aus dem nationalen Bereich gesehen noch nicht die schwarze Null erreicht, so wie das eigentlich mit dem Umzug in das Allianz Stadion als Ziel genannt wurde.
Fazit: Rapid braucht die Europa League
Vorweg: Rapid hat mit der Einführung des detaillierten Geschäftsbericht Maßstäbe in Österreich gesetzt. Es wäre wünschenswert, wenn sich alle österreichischen Profivereine daran ein Beispiel nehmen.
Der wirtschaftliche Erfolg von Rapid steht und fällt mit der Europa League, rein aus dem nationalen Bereich gesehen, kann sich Rapid den Betrieb (zumindest noch) nicht dauerhaft absichern. Mit regelmäßigen Teilnahmen an der Europa League – zumindest jedes zweite Jahr - muss sich Rapid jedoch keine finanziellen Sorgen machen. Sollte der internationale Erfolg aber ausbleiben, so werden auch die lukrativen Transfers weniger, weil sich die Spieler international nicht präsentieren können. Transfers wie jene von Wöber, die für Rapid wie ein Lotto-Sechser zu sehen sind, wären dann unwahrscheinlicher und die schwarze Null bei der aktuellen Kostenstruktur nur schwer zu erreichen.
Hinweis: Alle Zahlen, die hier verglichen werden, beziehen sich rein auf den nationalen Bewerb, sind also unabhängig von einer Teilnahme an der Europa League zu sehen.
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