Raus aus der Umsatz-Stagnation?

Die Umsätze der tipico-Bundesligisten sind in den vergangenen sechs Jahren nicht signifikant gestiegen. Erhöhte Umsätze verspricht derzeit nur eine internationale Teilnahme. Es gibt aber auch ein wenig Licht am Ende des Umsatztunnels. Eine Analyse von Mic

 

Seit der Saison 2008/09 haben sich die Vereine dazu verpflichtet, die wichtigsten Kennzahlen der Geschäftsjahre im Sinne einer erhöhten Transparenz dem KSV 1870 und somit der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Ebenso lang betrachtet 90minuten.at Jahr für Jahr die Entwicklung dieser Zahlen.

 

Bei der Entwicklung der Umsatzzahlen in den vergangenen sechs Jahren kann jedenfalls eine Stagnation festgestellt werden. Vor allem dann, wenn man die Umsätze der Klubs der tipico-Bundesliga abseits von Red Bull Salzburg betrachtet. In der Saison 2009/10 kletterten die Umsätze der „restlichen 9 Vereine“ erstmals über die 100 Mio. Euro Marke – genauer gesagt auf 107,58 Mio. Euro. Fünf Jahre später lag der Umsatz bei 103,49 Mio. Euro (siehe Grafik). In der Saison 2012/13 sank der Umsatz der „Nicht-Bullen“-Vereine sogar auf 91,71 Mio. Euro. Der Rekordumsatz datiert aus der Saison 2010/11 mit 113,81 Mio. Euro, als sowohl Rapid als auch Red Bull Salzburg die Gruppenphase der Europa League erreichen konnten.

 

Entwicklung Umsatz tipico-Bundesliga 2008/09 bis 2014/15



 


Umsatz auf nationaler Ebene kaum zu steigern
Eine Analyse der Zahlen zeigt, dass die Vereine bisher ihre Umsatzzahlen nur dann signifikant steigen können, wenn ein internationaler Bewerb erreicht wurde oder ein großer Transfer abgeschlossen wurde. Andererseits heißt das aber auch: Rein aus dem nationalen Bewerb hat es die Liga in den vergangenen sechs Jahren nicht geschafft, die Umsätze zu steigern.

 

Beispiel Umsatz SK Sturm



 

Exemplarisch zeigt das Beispiel des SK Sturm Graz, dass der Umsatz nur dann gesteigert werden kann, wenn es eine Qualifikation zu einem internationalen Bewerb gibt. In der Saison 2011/12 scheidet Sturm Graz zwar im CL-Playoff gegen Bate Borisow aus, qualifiziert sich aber für die Gruppenphase der Europa League. Im Umsatz macht sich das deutlich bemerkbar: Nach 15,22 Mio. Euro in der Meistersaison steigen die Erlöse auf über 19 Mio. Euro. Da sich die Grazer in der Saison 2011/12 in der Meisterschaft jedoch nicht mehr für die internationalen Plätze qualifizieren, folgt der finanzielle Schock im darauf folgenden Geschäftsjahr: Der Umsatz bricht auf 11,64 Mio. Euro ein und die Grazer müssen dabei einen Verlust von 1,3 Mio. Euro hinnehmen.

 


Violettes Umsatzhoch durch Champions League



 

 

Wie sehr die österreichischen Vereine vom internationalen Umsatz profitieren können, zeigt auch das Beispiel des FK Austria Wien. Unter Peter Stöger wurden die Violetten in der Saison 2012/13 Meister und qualifizierten sich unter Nenad Bjelica in der Folgesaison für die Gruppenphase der Champions League. Der Umsatz stieg auf ein Rekordhoch von 37,38 Mio. Euro. Die sportliche Talfahrt in der Bundesliga hatte auch für die Violetten in der Folgesaison zur Folge, dass es 2014/15 keinen einzigen internationalen Euro zu verdienen gab. Die Austria sackte auf 24,33 Mio. Euro Umsatz ab und konnte sich nur dank des Damari-Transfers in den positiven Zahlen behaupten (siehe Millionen-Gewinn durch Damari-Transfer).

 


Der Stronach-Knick

Nicht zu vernachlässigen in der Gesamtbetrachtung der Umsatzentwicklung ist auch der Faktor Frank Stronach. Der Fußball-Mäzen war bis zur Saison 2010/11 bei Wiener Neustadt aktiv, was sich auch in den Umsatzzahlen der Niederösterreicher mehr als deutlich bemerkbar macht. So setzte der Klub im letzten Stronach-Jahr dank der Sponsormillionen knapp 11 Mio. Euro um. In der vergangenen Abstiegs-Saison waren es nur noch knapp über 4 Mio. Euro. Dafür lässt die Teilnahme von Mattersburg in der tipico-Bundesliga als Wiener-Neustadt-Ersatz die Umsatzzahlen wohl wieder etwas freundlicher aussehen: Die Burgenländer konnten in der vergangenen Saison in der Sky-Go-Ersten-Liga 9,197 Mio. Euro (!) umsetzen. Allein durch diesen Austausch steigt der Umsatz um rund fünf Mio. Euro. 

 



 


Fazit

Die internationalen Ligen zeigen es vor: Große Umsatzzuwächse innerhalb der Liga gibt es hauptsächlich durch gesteigerte Einnahmen bei den TV-Rechten. Hier hat sich die österreichische Bundesliga beim aktuellen TV-Vertrag von vormals 17 auf rund 20 Mio. Euro pro Jahr gesteigert. Der aktuelle TV-Vertrag läuft seit aktuell seit 2,5 Jahren und hat insgesamt fünf Jahre Gültigkeit. Eine Ausstiegsklausel, die es für Sky und die Bundesliga mit 30. Juni 2015 gegeben hat, wurde nicht genützt. Dh. aus jetziger Sicht läuft der Vertrag bis Ende der Saison 2017/18. Bis dahin wird sich auch nichts bzgl. der Dotation ändern.

 

Neue Umsätze durch neue Infrastruktur

Dennoch bleibt den Liga-Klubs ein wenig Hoffnung, die Umsätze in den kommenden Jahren zu steigern. Zumindest bei jenen, die in die Infrastruktur investieren. Interessant zu sehen wird sein, wie sehr etwa das neue Stadion den Umsatz der Hütteldorfer beflügeln wird. „Mit dem neuen Allianz Stadion wollen wir rasch 30 Mio. Euro Budget erreichen“, sagte Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek im 90minuten.at-Interview. In der abgelaufenen Saison, als Rapid die internationale Teilnahme (Stichwort Helsinki) verpasste, waren es rund 24 Mio. Euro Umsatz. Bei der Austria wird es noch ein bisschen länger dauern, aber auch hier will man mit der neuen Generali-Arena in neue Umsatzhöhen vorstoßen. Und auch Vereine wie Altach hoffen, dem Umsatz weiter zu steigern, auch wenn hier keine „großen“ Summen zu erwarten sind.

 

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