Wiener Finanzderby geht klar an die Wiener Austria
Sportlich liegt Rapid in der aktuellen Saison vor dem Start der Frühjahrssaison knapp vor dem Erzrivalen aus Favoriten. Im Bereich der Finanzen sind die Veilchen jedoch in den vergangenen Jahren den Hütteldorfern davongezogen. Von Michael Fiala
Rapid-Präsident Michael Krammer ist im November 2013 angetreten, um unter anderem auch die Rapid-Finanzen auf Vordermann zu bringen. Das Ziel: Das Budget der Hütteldorfer soll unabhängig einer europäischen Qualifikation ausgeglichen gestaltet werden. Die Bekanntgabe der Finanzdaten der abgelaufenen Saison 2013/14 von Rapid und Austria im November/Dezember zeigt, dass hier noch viel Arbeit auf Krammer wartet: Während sich die Austria nach der Teilnahme an der Champions League über einen Rekordumsatz und einen Gewinn von über vier Mio. Euro freuen durfte, herrschte im grün-weißen Fanlager Ratlosigkeit. Trotz Teilnahme an der Europa League stand nur ein bescheidener Gewinn von 181.000 Euro zu Buche. Oder anders formuliert: Ohne Gewinn aus der Europa League arbeitet Rapid im nationalen Bewerb im Gegensatz zur Austria schwer defizitär.
Austria: Ohne Europa League mehr Umsatz als Rapid mit Gruppenphase
Besonders interessant ist dabei der Blick auf die Saison 2012/13: Die Austria hat zu diesem Zeitpunkt bereits die „finanzielle Wende" geschafft, wie die Ergebnisse aus dem Jahr 2012/13 zeigen: Obwohl die Violetten den Einzug in die EL-Gruppenphase verpassen, stand am Ende der Saison ein Gewinn von rund 687.000 Euro in den Geschäftsbüchern. Zum Vergleich: In der gleichen Saison spielte Rapid in der Gruppenphase gegen Leverkusen, Metalist und Rosenborg (Geisterspiel). Dennoch waren Umsatz und Gewinn trotz der vier gut besuchten Heimspielen (2x Qualifikation und 2x Gruppenphase) und EL-Prämien in diesem Jahr unter jenem der Veilchen.
Personalkosten ziemlich ähnlich
In einer Kennzahl unterscheiden sich die Vereine übrigens nur geringfügig und können daher nicht als alleiniger Grund für die grün-weiße Finanzmisere herangezogen werden: Die Rede ist von den Personalkosten. Hier pendelten beide Vereine in den vergangenen Jahren zwischen 11 und 13 Mio. Euro pro Jahr. In den Saison 2011/12 und 2012/13 gaben die Hütteldorfer sogar geringfügig weniger Geld für die eigenen Kicker aus als die Austria. In der vergangenen Champions-League-Saison schnellten die Gehaltskosten der Veilchen sogar auf 17,96 Mio. Euro.
Deutlicher Verlust im nationalen Bewerb in der abgelaufenen Saison
In der abgelaufenen Saison erreichte Rapid im internationalen Bewerb einen Gewinn von 2,864 Mio. Euro, ein Plus von 16 Prozent im Vergleich zur Vorsaison, was sich vor allem mit dem Geisterspiel vs Rosenborg im Herbst 2012 erklären lässt. In der Relation gingen auf europäischer Ebene die Ticketeinnahmen jedoch zurück, Rapid konnte allerdings den hohen Zuschauerschnitt in den Gruppenspielen durch zahlreiche Freikarten-Aktionen mit Nachwuchsmanschaften und Schulen aus ganz Ostösterreich halten. Aus den nationalen Bewerben musste der SK Rapid in der abgelaufenen Spielzeit einen deutlichen Verlust in der Höhe von 5,652 Mio. Euro hinnehmen. In den vorangegangen drei Saisonen betrug der durchschnittliche Verlust in diesem Bereich 3,510 Mio. Euro und die in diesem Berichtszeitraum signifikante Steigerung lässt sich – laut Geschäftsbericht des SK Rapid - wie folgt erklären: „Umsatzrückgang in fast allen Geschäftsbereichen, Wegfall eines Einmaleffektes aus der Vorsaison (Investitionskostenrückerstattung), Steigerung der Personalkosten Sport durch Trainerwechsel und Vertragsauflösungskosten. Weiters wurde im Aufwandsbereich zwar ein Einsparungsprogramm erfolgreich umgesetzt, dennoch kam es im Zuge der Umstrukturierung und zukunftsorientierter Aufwendungen im Zusammenhang mit dem Stadionbau zu Belastungen, die unter der Verwaltungs-, Versicherungs- und sonstiger Aufwandsposition verbucht wurden. Zudem wurde bereits Vorsorge für die Auflösung von Buchwerten der Investitionen in das Gerhard-Hanappi-Stadion in Form von Rückstellungen getroffen".
Ausgeglichenes Budget für Rapid in dieser Saison möglich?
Ohne Stadionneubau wäre der Gewinn in der abgelaufenen Saison 2013/14 wohl höher ausgefallen. Möglicherweise wurden zudem einige Zahlungen bereits bewusst in die Saison 2013/14 Buchungswirksam vorgezogen, um das Budget 2014/15 zusätzlich zu entlasten. Immerhin konnte der SK Rapid fünf der letzten sechs Saisonen mit einem Gewinn abschließen, im Dreijahres-Zeitraum sieht es jedoch noch immer sehr düster aus (siehe ). Präsident Michael Krammer meinte dazu im November: „Mittelfristig ist es bekanntlich unser Ziel, auch ohne die internationalen Einnahmen und einem Transferüberschuss zumindest ausgeglichen zu bilanzieren. Diese Umstellung kann allerdings nicht innerhalb einer Saison gelingen, doch wir sind überzeugt, dass wir auch in diesem Zusammenhang auf dem richtigen Weg sind", so Krammer.
Dem Vernehmen nach wird in der Hütteldorfer Geschäftsstelle eifrig daran gearbeitet, das Minus der aktuellen Saison – das Tor zur Europa League ist ja bekanntlich nach dem Helsinki-Fiasko zu geblieben – so gering wie möglich zu halten, sogar eine schwarze Null halten Insider für möglich. Die im November 2014 präsentierte lebenslange Mitgliedschaft wird das grün-weiße Budget einmalig entlasten: Bis zum 6. Dezember wurde die 1.899 Euro schwere Mitgliedschaft bereits 150 Mal verkauft. Knapp 285.000 Euro wanderten daher bisher zusätzlich ins Budget für 2014/15.
Eine Prognose für das aktuelle violette Geschäftsjahr 2014/15 ist für AG-Vorstand Markus Kraetschmer noch schwierig. „Aber natürlich sind die 24,5 Mio. Euro aus der der Saison 2012/13, wo wir ebenfalls europäisch nicht vertreten waren, eine Benchmark für uns. Wir müssen aber noch einige Faktoren wie Zuschauer oder das Transferfenster im Jänner abwarten", sagt Kraetschmer im Dezember im Gespräch mit 90minuten.at. Mit dem Damari-Transfer sollte die Austria diese Sorge jedenfalls los sein.
Genauer Vergleich noch nicht möglich
Ein genauer Vergleich der beiden Vereine ist übrigens derzeit nicht möglich: Denn während der SK Rapid seit 2012/13 einen ziemlich vorbildlichen Geschäftsbericht mit detaillierter Aufschlüsselung aller Geschäftsbereiche veröffentlicht, verzichtet die Austria darauf. Als Grund nennt die violette Pressestelle, "dass ohne Fachwissen bzw. Detailkenntnis der Rahmenbedingungen eine Interpretation oftmals zu Fehlschlüssen führte."