News-Archiv / 2014

Wiener Neustadt: Ersatz für Stronach-Millionen weiterhin gesucht

Die vergangene Saison hat Wiener Neustadt ein Minus von einer Million Euro beschert. Das Problem: Die Niederösterreicher konnten 2012/13 mit vier Millionen Euro mit Abstand am wenigsten Einnahmen lukrieren und gaben somit 80 Prozent fürs eigene Personal a

 

Auch ein Minus von einer Million kann man positiv sehen, zumindest in Wiener Neustadt, denn bei der Einreichung der Lizenz im März 2012 hat der Verein mit einem Verlust von 1,44 Mio. Euro gerechnet, so Wiener-Neustadt-Manager Günter Kreissl im Gespräch mit 90mintuen.at. Geworden sind es am Ende „nur" 1,078 Millionen. Derzeit kann der Klub noch von den Rücklagen aus der Stronach-Zeit leben. Das Eigenkapital beträgt mit Ende 2012/13 noch 1,5 Mio. Euro. Ewig wird an diesen nicht geknabbert werden können, bestätigt Kreissl. Spätestens 2016/17 will der SC Wiener Neustadt dann aus eigener Kraft annähernd ausgeglichen bilanzieren. „Wenn wir in der laufenden Saison beispielsweise 200.000 Euro mehr einnehmen und auf der anderen Seite 200.000 Euro einsparen, dann würde sich das Jahresergebnis um 400.000 Euro verbessern", stellt Kreissl gegenüber 90minuten.at eine an sich einfache Rechnung auf.

 

Erfolgskennzahlen 2012/13



 

Entwicklungspotenzial im Sponsoring
In der Saison 2016/17 soll dann, so der Plan, die schwarze Null geschrieben werden. „Wir haben noch Entwicklungspotential in diversen Sponsoring-Bereichen wie etwa beim Namenssponsoring sowie beim Stadion", so Kreissl. Den Namen haben bis auf Austria, Rapid und Wacker alle anderen Vereine verkauft, bei den Stadien sind lediglich (noch) das Hanappi-Stadion, die Lavanttalarena, der Tivoli neu sowie die Untersbergarena nicht gebrandet. „An all diesen Themengebieten arbeiten wir jeden Tag", meint Kreissl.

 

80 Prozent Kaderkosten
Auffällig hoch ist der Anteil der Personalkosten am Gesamtumsatz. Satte 80 Prozent der Einnahmen hat der Verein in der Saison 2012/13 für das eigene Personal ausgegeben. Gemessen an den Gesamtausgaben des Klubs liegen die Personalkosten bei 64 Prozent. Dabei sind die 3,2 Mio. Euro fürs Personal ligaweit einzigartig niedrig. Kein anderer tipp3-Verein hat in der vergangenen Saison so wenig für die eigenen Kicker ausgegeben wie Wiener Neustadt. Der Schlüssel zum Erfolg liegt daher – wie schon oben angesprochen – in der Erhöhung der Einnahmen, die seit dem Stronach-Ausstieg drastisch gesunken sind (siehe Grafik 2). Das Sparpotenzial im Personalbereich ist eher ausgeschöpft wie der Vergleich mit den anderen tipp3-Vereinen zeigt.

 

Entwicklung Umsatz/Personalkosten 2009-2013



 

„Weniger wenig sinnvoll"
„Viel weniger für den Kader auszugeben ist aufgrund des zu befürchtenden Qualitätsverlustes wenig sinnvoll", meint Kreissl weiter. Ob die erwünschten Einnahmeneffekte durch zusätzliche Sponsoren und ein Naming-Right für das Stadion erreicht werden, bleibt abzuwarten. Weniger rosig sieht das Potenzial bei den Zuschauern aus. So lange im derzeitigen Stadion gespielt wird, weiß auch Kreissl, dass „wir mit den Zuschauereinnahmen nicht reich werden". 3.800 waren es im Schnitt in der Aufstiegssaison, mit Magna-Millionen sowie Endrang fünf. Derzeit sind es 2.140. Eine Zuschauereuphorie ist aufgrund der aktuellen Tabellensituation auszuschließen.

 

Lizenz steht an
Mit einer Million Euro Verlust im Rücken ist natürlich auch die kommende Lizenzvergabe ein nicht zu verachtendes Thema. Die Bundesliga hat die Zügel seit dem Abgang von Georg Pangl angezogen. Es ist nicht davon auszugehen, dass Wiener Neustadt an der Lizenzvergabe scheitert. Eine Lizenz mit Auflage wie etwa einem Reorganisationsplan oder quartalsweise Finanzberichte scheinen durchaus im Bereich des Möglichen. Über kurz oder lang muss es den Wiener Neustädtern gelingen, die Einnahmen auf das Niveau der Tabellennachbarn zu heben. Und das liegt bei sechs Millionen Euro und mehr.

>>> Siehe auch: Sturm Graz und Wiener Neustadt verzeichnen Millionen-Verlust

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