Bundesliga-Vorstand Herovits: ‚Man darf nicht nur ein einzelnes Jahr herausnehmen'
Reinhard Herovits, Vorstand der tipp3-Bundesliga für Finanz & Lizenzierung, blickt im Gespräch mit 90minuten.at positiv auf die vom KSV 1870 veröffentlichten Zahlen der österreichischen tipp3-Bundesliga-Vereine. Wichtig ist, dass eine Gesamtentwicklung un
„Die Bundesliga bietet ein Produkt an, das wir jedoch nur dann komplett den Konsumenten, Medien, Partnern und Sponsoren anbieten können, wenn alle Vereine, die die Meisterschaft begonnen haben, diese auch beenden können. Dies ist uns jetzt seit 2001 immer gelungen – damals schied Braunau während der Saison aus dem Wettbewerb aus, was natürlich ganz schlecht ist. Natürlich haben wir mit den Grazer Insolvenzen in den vergangenen Jahren zeitlich gesehen etwas Glück gehabt, so fair muss man sein", so Herovits im 90minuten.at-Interview.
„Positive Gesamtentwicklung"
Angesprochen auf die aktuellen Bilanzergebnisse sieht Herovits ebenfalls eine positive Entwicklung. „Vor zehn Jahren gab es drei Clubs mit einem positiven Ergebnis, vorletztes Jahr haben neun von zehn Clubs positiv bilanziert, dieses Jahr sieben von zehn Clubs."
Zu den konkreten Zahlen von Rapid darf sich Herovits aufgrund der Verschwiegenheitsklausel nicht äußern. Generell gesehen meint Herovits dazu: „Man darf nicht nur ein einzelnes Jahr herausnehmen. Im Zuge der Lizenz wird geprüft, ob der Klub das kommende Jahr finanzieren kann. In diese Prüfung fließen viele Faktoren ein. Unter anderem: Welche Einnahmen sind zu erwarten, welche Kosten werden veranschlagt, welche Verbindlichkeiten werden wann schlagend und natürlich sind auch die Ergebnisse der vergangenen Jahre relevant. Ein einmaliges Minus in einem Geschäftsjahr heißt daher nicht, dass der Klub im kommenden Jahr keine Lizenz bekommen wird, das hat die Vergangenheit bei einigen Klubs bereits gezeigt. Wichtig ist die Gesamtperspektive mit einer mittelfristigen Betrachtung." Möglich ist, dass die Auflagen bei Erteilung der Lizenz verschärft werden, wenn ein Klub im vergangenen Jahr nicht positiv bilanziert hat.
Mehrere Jahre mit Minus nicht möglich
Zudem sei es laut Herovits auch möglich, dass ein Klub mit einem geplanten Minus in das Geschäftsjahr gehe, sofern dieses Minus durch das Eigenkapital aufgefangen werden kann. „Klar ist jedoch, dass es nicht sein kann, mehrere Jahre hindurch negativ zu wirtschaften. Dann würde die Lizenzierung hier einen Riegel vorschieben", so Herovits.
Herovits betont, dass zudem die Anzahl der Lizenzverweigerungen kontinuierlich zurückgegangen ist. „Letztes Jahr haben 19 von 20 Klubs in der ersten Instanz die Lizenz bekommen. Worst-Case war das Jahr 2007, als es in der ersten Instanz acht Verweigerungen gab". Herovits führt das auf das gestiegene Bewusstsein in den Klubs zurück, nicht mehr auszugeben, was man eingenommen hat. Nicht zuletzt seien die negativen Fälle von Innsbruck oder Graz als positive Treiber für das eigene Wirtschaften gewesen.