News-Archiv / 2013

Austria-Vorstand Kraetschmer: ‚Ohne Europa League und Transfers wird es schwer, das Niveau zu halten'

Im Interview mit 90minuten.at nimmt Austria-Finanzvorstand zu den aktuellen Bilanzzahlen des Jahres 2011/12 der Veilchen Stellung und erklärt, wie wichtig die Teilnahme an der Europaleague und die Transfererlöse für eine positive Entwicklung der Wiener Kl

 

markus kraetschmer fk austria wien

(Foto: FK Austria Wien)


 

90minuten.at: Die Austria hat das Geschäftsjahr 2011/12 mit einem deutlichen Plus abgeschlossen, auch der Umsatz konnte gesteigert werden. Was waren die wesentlichen Faktoren für diese positiven Ergebnisse?
Das Ergebnis beruht auf drei wesentlichen Säulen: Die erste Säule zeigt, wie wichtig die Europa League für österreichische Clubs ist. Das sieht man bei den Zahlen von Austria, Sturm und Rapid. Wir haben vergangene Saison die Gruppenphase erreicht und acht Punkte gemacht, das hat natürlich viel Geld in die Kassen gespült. Zweitens haben wir eine positive Transferbilanz im vergangenen Geschäftsjahr erreichen können. Die Transfers von Barazite und Junuzovic im Jänner 2012 fallen in diese Periode. Drittens hat sich der Weg der wirtschaftlichen Konsolidierung mit unserem Wirtschaftsnetzwerk immer besser verankert.

 

Was auffällt sind die gemessen am Umsatz niedrigen Personalkosten der Austria etwa im Vergleich zu Rapid. Was können Sie dazu sagen?
Wir reden bei unseren Zahlen von einem konsolidierten Abschluss. Die Zahlen betreffen nicht nur die Profiabteilung und Amateurbereich, sondern auch den Nachwuchsbereich, Akademie, die Gastro- und Merchandising GmbH, BackOffice, etc. Da benötigen wir einiges an Personal. Wir haben zudem den Stadionbetrieb zu verwalten, dazu braucht es auch einige Personen. Diese Einbindung dieser Ressourcen senkt natürlich den Anteil der Personalkosten am Gesamtumsatz. Und natürlich merken wir die hohen Einnahmen aus der Europa League, die den Umsatz im Verhältnis stärker in die Höhe treiben als die Personalkosten. Natürlich haben wir auch ordentliche Prämien im Zuge der Europacup-Erfolge zahlen müssen, andererseits haben wir durch das durchwachsene Frühjahr weniger Prämien im Meisterschaftsbetrieb ausgezahlt, Bonuszahlungen durch die nichterfolgte internationale Qualifikation sind weggefallen. Wir sind kein Sparmeister was die Personalausgaben betrifft, sondern effizient. Man merkt aber auch hier, wie wichtig Transfererlöse oder die Qualifikation für die Europa League für einen Verein sind. Insofern kann man den hohen Anteil Rapids an den Personalkosten im vergangenen Jahr nicht mit jenem der Austria vergleichen. Da würde man Äpfel mit Birnen vergleichen.

 

Kann man schon abschätzen, wie der Umsatz der Austria im aktuellen Geschäftsjahr aussehen wird?
Unser Umsatz wird dieses Jahr natürlich nicht mehr so hoch sein, da wir an keinem europäischen Bewerb teilgenommen haben. Wie hoch der Umsatz im Endeffekt sein wird, hängt noch von zwei Faktoren ab. Wir haben noch ein Transferfenster, das man noch nicht endgültig beurteilen kann. Zweitens: Gelingt es uns den sportlichen Erfolg fortzusetzen, werden wir das im positiven Sinne spüren. So sind wir auf Rekordkurs was die Frühjahrsabos betrifft. Ich denke, dass wir Konzern-übergreifend mit rund 20 Mio. Euro Umsatz rechnen können - mit dem großen Ziel der schwarzen Null. Wenn wir weiter so erfolgreich sind, wird uns das gelingen. Natürlich bedeutet sportlicher Erfolg auch ein mehr an Bonuszahlungen und höhere Prämien für unsere Fußballer. Andererseits können wir auch mit mehr Sponsorengelder rechnen, wenn wir gewisse Ziele erreichen sollten. Sportlicher Erfolg ist aber auch die beste Plattform, um Sponsoren zu gewinnen, wobei es schwierig ist abzuschätzen, wann sich welche Erfolge wie dann im Endeffekt finanziell auswirken.

 

Rapid hat gestern das Minus im abgelaufenen Geschäftsjahr damit begründet, dass sowohl der internationale Bewerb als auch die Transfererlöse ausgeblieben sind. Geht die Austria auch mit einem Fehlbetrag in die Saison und hofft diesen mit Transfer und/oder EL-Qualifikation auszugleichen?
Unsere Philosophie ist grundsätzlich so, dass wir eine schwarze Null erreichen. Da ist aber auch der jährliche „Pflichttransfer" enthalten, was wir dieses Jahr mit Margreitter bereits erreichen konnten. Unter gewissen Prämissen können wir ausgeglichen bilanzieren, man darf aber auch nicht vergessen, dass wir weiter bestrebt sind, das negative Eigenkapital weiter abzubauen. Die Europa League planen wir prinzipiell nur mit der Qualifikationsphase. Würde das alles nicht aufgehen, würde das heißen, den Gürtel enger zu schnallen. In der Vergangenheit ist uns das meisten gelungen. Klar ist aber: Klubs wie Austria oder Rapid, wenn sie auf diesem Level bleiben wollen, brauchen die Europa League Gruppenphase im Schnitt alle zwei Jahre, so wie wir auch die regelmäßigen Transfers brauchen, sonst wird es auf Dauer schwer, dieses Niveau zu halten.

 

Inwiefern hat die Zeit unter Stronach der Austria geholfen, jetzt auf halbwegs gesunden Beinen zu stehen?
Die Lehre aus der Stronach-Zeit ist unsere jetzige breite Basis in unserem Wirtschafts-Netzwerk. Hier ist ein gewisses Wechselspiel möglich, ohne dass wir wirtschaftlich in Bedrängnis kommen. Ganz wichtig für uns war auch die Infrastruktur-Offensive. Das schlägt sich jetzt bereits im Ergebnis nieder. Diese Rahmenbedingungen müssen wir als Klub schaffen, um nachhaltig erfolgreich sein zu können – sportlich und wirtschaftlich.

 

Danke für das Gespräch!

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