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Das Wiener Derby der Finanzen geht an Rapid

In den vergangenen Jahren hat Rapid die Wiener Austria aus finanzieller Sicht ein wenig abgehängt. Beide Klubs konnten zudem den Rückstand auf Red Bull Salzburg reduzieren.

Von Michael Fiala

 

Sportlich hat Rapid die Wiener Austria aktuell wieder ein wenig abgehängt, der letzte Meistertitel in Wien ging 2012/13 jedoch an die Austria. Immer wieder wechselten sich Rapid und Austria aus sportlicher Sicht in den vergangenen Jahren als bessere Mannschaft in  Wien ab.

 

Detaillierter Vergleich schwer möglich

Immer wieder werden für Erfolg und Misserfolg auch die Finanzen als Grundlage genannt, vor allem immer dann, wenn es nicht so gut läuft. Motto: Gegen ein finanziell übermächtiges Red Bull Salzburg haben wir sowieso keine Chance. Abgesehen davon, dass der finanzielle Abstand von Rapid und Austria zu Red Bull Salzburg  zuletzt verkürzt werden konnte, lohnt sich ein Blick auf die finanziellen Unterschiede zwischen den beiden Wiener Erzrivalen.

Das Problem: Ein detaillierter Vergleich ist aktuell nicht möglich, da die Austria nur die wichtigsten Kennzahlen wie Erlöse, Gewinn, Personalkosten, etc. veröffentlicht. Welcher Umsatz in welchen Bereichen generiert wird, ist nicht bekannt. Daher können die beiden Vereine hinsichtlich ihrer finanziellen Stärke und Potenziale nur an der Oberfläche verglichen werden.

 

Gewinne gibt es nur mit der Europa League

Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt aber auf jeden Fall eines ganz deutlich: Wenn sich ein Klub nicht für einen internationalen Bewerb qualifiziert, war es bisher sehr schwer, das Geschäftsjahr positiv abzuschließen. Eine schwarze Null im nationalen Ergebnis hat auch Rapid in der vergangenen Saison nicht geschafft, peilt es aber für die aktuelle Saison an. Dafür gibt es einen wahren Millionenregen, sofern es eine halbwegs erfolgreiche internationale Saison gibt, wie auch der Blick die folgende Grafik zeit:

So schnellte etwa der Umsatz der Wiener Austria in der Saison 2013/14 aufgrund der Qualifikation für die Champions League auf über 37 Mio. Euro hinauf. In der Saison darauf, als die Veilchen aufgrund einer verpatzten Meisterschaft nicht mehr international spielen durften, sank der Umsatz um 13 Mio.

Ähnlich ist es bei Rapid: Als Rapid in der Saison 2014/15 gegen Helsinki bereits in der EL-Qualifikation die Segel streichen musste, stand  am Ende der Spielzeit ein Umsatz von 24,64 Mio. Euro zu Buche und ein magerer Gewinn von 0,5 Mio. Euro. Der Unterschied zur Folgesaison, als man in der Europa League gegen Villareal, Minsk und Pilsen spielte, ist deutlich: Der Umsatz stieg auf 48,7 Mio. Euro auf das Doppelte an. Am Ende der Saison präsentierte dann Rapid einen Gewinn von knapp 12 Mio. Euro – Rekord in Österreich.

 

Der Blick in die Zukunft

Während Rapid bereits das neue Stadion seit einem Jahr in Betrieb hat und dadurch den Umsatz und auch Gewinn deutlich steigern konnten, steht dieser Schritt der Austria erst bevor. In der vergangenen Saison spielten beide Klubs in der Europa League Gruppenphase, doch Rapid konnte in Summe rund 11 Mio. Euro mehr Umsatz erzielen als die Austria. Diese Kluft wird sich – bei gleichen Voraussetzungen wie Teilnahme an der Europa League – ab der kommenden Saison wohl wieder ein wenig verkleinern, dennoch aber in Punkto Umsatz deutlich hinter Rapid bleiben, denn in Punkto Ticketing, Marchandising und VIP-Hospitality wird die Austria wohl auch in den kommenden Jahren hinter Rapid zurückbleiben. Offizielle Zahlen der Austria dazu gibt es nicht, aber allein die Anzahl der Business-Plätze und verkaufter Tickets lässt diese Hochrechnung zu.

 

Künftiger Umsatz

Mit dem neuen Stadion will die Austria den Umsatz jedenfalls um mindestens 4 Mio. Euro erhöhen, wie Markus Kraetschmer im Interview mit 90minuten.at im März bestätigte. Der Gewinn soll mit dem Betrieb des neuen Stadions um 2-3 Mio. Euro pro Saison gesteigert werden. Der künftige Gesamtumsatz der Austria könnte sich daher auf rund 37-38 Mio. Euro steigern, je nach dem, ob das Stadion auch neue Zuschauer anlocken wird. Bei Rapid wird sich der Umsatz – Europa-League-Gruppenphase – zwischen 43 und 50 Mio. Euro einpendeln.  

 

Im Vergleich dazu: Red Bull Salzburg kündigte im Juni an, dass der Umsatz für die Saison 2016/17 erstmals die 100 Mio. Euro-Marke durchbrechen wird. Grund dafür sind vor allem die vielen Transfers, die in der Vorsaison gelungen sind. Künftig werden die Bullen – Stichwort Trennung von RB Leipzig – aber wieder kleiner Brötchen backe müssen und den Umsatz, sofern keine Transfers gelingen auf rund 60 – 65 Mio. Euro reduzieren.

 

Rapid und Austria holen auf Salzburg auf

Rapid hat in Wien – bei gleichen Voraussetzungen wie Teilnahme an der Europa League - die finanzielle Oberhand gewonnen und wird diese wohl auch nicht so schnell wieder abgeben. Fakt ist auch, dass nachhaltig gesehen der finanzielle Abstand beider Wiener Klubs zu Red Bull Salzburg ebenfalls reduziert werden konnte: Lag der Umsatzunrückstand in der Saison 2014/15 zwischen Rapid (24,6 Mio. Euro) und Austria (24,3 Mio. Euro) zu Red Bull Salzburg (73 Mio. Euro) bei rund 50 Mio. Euro, liegt dieser künftig bei "nur" noch 20-25 Mio. Euro.

 

Die Zahlen von Rapid und Austria aus der Saison 2016/17

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